Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0781 - Die Hexe von Hilversum

0781 - Die Hexe von Hilversum

Titel: 0781 - Die Hexe von Hilversum
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
dass sie praktisch ohne Zeugen waren. Und auf seine Leibwächter konnte er sich verlassen.
    Jan hatte ihr in Gedanken so oft den Tod gewünscht, und er hatte genügend Pläne durchgespielt, wie er sie aus dem Weg schaffen konnte. Eine so günstige Gelegenheit würde sich ihm nie wieder bieten.
    Er musste es wagen.
    Sofort – hier auf der Stelle!
    Linda Vermool schaute ihn noch einmal an. Es war ein Blick des Abschieds, auch ein Versprechen. Anschließend drehte sie sich wortlos um.
    Auf diese Bewegung hatte Jan de Rijber gewartet. Er gab seinen beiden Leibwächtern, die bisher schweigend zugeschaut hatten, ein kurzes Zeichen. Die Männer wussten sofort, was ihr Chef gemeint hatte. Sie zogen synchron ihre Waffen.
    »He, Linda!«
    Der leise Ruf erreichte die Frau. Sie blieb stehen, dann drehte sie sich langsam um. Sie hatte wohl schon bemerkt, dass die Bodyguards ihre Waffen auf sie gerichtet hatten, und schien sich zu fragen, was Jan de Rijber tun würde.
    Und der hielt jetzt selbst einen stupsnasigen Revolver in der Hand.
    Er hatte die Waffe versilbern lassen, sie wirkte sehr wertvoll, doch die Kugeln, die sie verschoss, bestanden aus Blei und rissen tödliche Wunden.
    Linda Vermool zog ihre Augenbrauen hoch. Auf der glatten Stirn bildeten sich Falten. »Was soll das? Sind Sie verrückt geworden? Warum bedrohen Sie mich mit der Waffe?«
    »Komm her, du Hexe!«
    »Nein, ich…«
    De Rijber sagte nichts. Er nickte nur einmal. Das reichte aus. Einer der Leibwächter reagierte am schnellsten. Er brauchte nur drei Schritte zu gehen. Linda Vermool ahnte die Gefahr, sie drehte sich um, und damit tat sie genau das Falsche.
    Der Schlag erwischte sie mit großer Wucht. Er schien ihren Nacken sprengen zu wollen. Wo sie stand, fiel sie auf die Knie und dann nach vorn. Bewusstlos blieb sie liegen.
    Jan de Rijber lächelte und nickte. Das genau hatte er haben wollen.
    Zu seinen Bodyguards gewandt sagte er nur: »Schafft sie zum Wagen, Leute. Das Spiel kann beginnen…«
    ***
    Lady Sarah Goldwyn schaute mich an und sagte zum wiederholten Male: »Tu einer alten Frau den Gefallen, John, sonst sehe ich mich gezwungen, selbst in die Niederlande zu reisen.«
    Und zum wiederholten Male verdrehte ich die Augen und sagte:
    »Gütiger Himmel, Sarah, deine Besorgnis in allen Ehren, aber Jane Collins ist kein Kind mehr, sondern ein erwachsener Mensch. Sie ist eine Detektivin, die sich auch zu helfen weiß.«
    »Stimmt.«
    »Dann ist doch alles klar.«
    »Nichts ist klar, John, gar nichts.« Die Horror-Oma blieb stur.
    »Jane soll als Gast in dieser Sendung ›Unheimliche Phänomene‹ auftreten, die von einer Frau moderiert wird, die sich als eine Hexe bezeichnet. Oder sie ist sogar wirklich eine. Ich habe darüber gehört und gelesen. Du weißt selbst, dass ich mich in vielen Dingen auf dem Laufenden halte. Diese Linda Vermool ist eine außergewöhnliche Frau. Sie ist hübsch, sie ist intelligent, sie hat schnell Karriere gemacht. Das alles ist kein Vorwurf, das gönne ich ihr sogar, aber, John, sie ist eine Hexe.«
    »Das weißt du?«
    »Ja, das weiß ich.« Sie hob den Zeigefinger und bewegte sich dabei so heftig, dass die zahlreichen Ketten, die vor ihrer Brust hingen, klirrten. »Sie hat es selbst indirekt gesagt, und die Sendung passt ihr natürlich in den Kram. Kannst du dir eine bessere Moderatorin vorstellen? Sie hat vorsichtig angefangen, aber sie wird ihre Themen steigern. Sie wird sich selbst produzieren wollen, und sie wird Jane vor Millionen von Zuschauern bloßstellen. Das ist eine Falle für sie.«
    »Ich weiß es nicht«, stöhnte ich.
    »Bitte, fahr hin, John!«
    Mein Lächeln wurde zu einem Grinsen. »Du hast gut reden, Sarah. Du kennst meine Situation?«
    »Ja, ja, ja – du hast ja einiges erzählt, zum Teufel, aber das hier ist privat, rein privat. Das musst du doch einsehen. Es geht um Jane, John.«
    »Ist Sukos Verschwinden nicht privat?«, fragte ich.
    »Doch, das auch.« Sie beugte sich vor und legte ihre Hand auf die meine. Dabei schaute sie mir direkt in die Augen. »Sei ehrlich, John. Kannst du etwas für ihn tun?«
    »Ich wollte nach Alet-les-Bains fahren und…«
    »Da haben die Polizisten doch alles abgesucht und keinen Templer gefunden«, unterbrach sie mich.
    Lady Sarah hatte leider Recht. Es war keiner von den Templern gefunden worden. Auch die Menschen im Ort hatten entsprechende Fragen nur mit einem Schulterzucken beantworten können. Man hatte das Haus schließlich geschlossen, was für mich kein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher