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0780 - Vorstoß nach Avalon

0780 - Vorstoß nach Avalon

Titel: 0780 - Vorstoß nach Avalon
Autoren: Roger Clement
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sondern jemanden mitbrachte.«
    Onda spürte Balas Wut, und auch die der anderen Priesterinnen. Wenn sie sich selbst gegenüber ehrlich war, dann teilte sie diesen Zorn.
    »Wenn es noch ein drittes Mal geschieht, muss die Herrin vom See die ungleichen Brüder zur Rechenschaft ziehen«, verlangte die Zauberpriesterin.
    Diese Aussicht beschwichtigte ihre Mitstreiterinnen für den Moment. Die Zauberpriesterinnen setzten ihre Anstrengungen fort.
    »Ich glaube, die Frau ist gar nicht tot!«, sagte Bala plötzlich.
    »Wie bitte?!« Onda beugte sich über den Körper.
    »Ja, sie kann gar nicht tot sein!«, behauptete Bala.
    Die anderen Priesterinnen begannen durcheinander zu reden. Mit einer herrischen Geste gebot Onda ihnen zu schweigen. Sie beugte sich erneut über die weibliche Leiche…
    ***
    Nacht über Avalon.
    Die Dämmerung hatte auf der Feeninsel nur sehr kurz gedauert. Zamorra schätzte, dass nach seinem Zeitgefühl vielleicht eine Stunde seit Anbruch der Dunkelheit vergangen war. Das war der Zeitpunkt, an dem er mit seiner Erkundung beginnen wollte.
    Der Dämonenjäger und der Silbermond-Druide schlichen aus dem Haus. Immerhin stand keine Wache vor der Tür. Es war scheinbar kein Problem, ungesehen das Gebäude zu verlassen.
    Hatte Onda so viel Vertrauen zu ihnen? Das glaubte Zamorra eigentlich nicht. Er und Gryf huschten wie zwei Schatten durch den Ort. Immer wieder fanden sie Deckung, doch bisher war ihnen ñoch niemand begegnet..
    Obwohl es keine Straßenbeleuchtung gab, war die Sicht recht gut. Ein großer Vollmond hing am Avalon-Himmel. Sterne waren hingegen nicht zu sehen. Der Mond spendete ein weiches Licht, das sich von dem gewohnten Mondlicht seltsam unterschied.
    Gryf blickte nach oben. »Das ist weibliches Licht… es stammt von der Frau im Mond…«
    Zamorra ging nicht auf die Bemerkung ein. Er musste an Baba-Yaga denken. Er hatte mit der niederträchtigen Hexe Dinge erlebt, bei denen Merlin und eine gewisse »Frau im Mond« ebenfalls eine Rolle gespielt hatten.
    Aber das Kapitel Baba-Yaga war endgültig abgeschlossen. Er konzentrierte sich lieber auf die Gegenwart.
    Von den Zauberpriesterinnen war nichts zu sehen. Warum? Zamorra vermutete, dass sie ein strenges klösterliches Leben führten. Das war jedenfalls die einleuchtendste Erklärung.
    Die beiden Freunde arbeiteten sich langsam vom Rand der Siedlung ins Zentrum vor. Sie erreichten den großen Platz, an dem sich der Tempel befand.
    »Wir sollten uns da drin mal Umsehen«, flüsterte Zamorra Gryf ins Ohr. Der Druide nickte zustimmend.
    Sie schlichen auf das sakrale Gebäude zu.
    Und prallten zurück!
    Offenbar war der Tempel mit einer unsichtbaren Sperre gesichert. Zamorra versuchte einige Tricks, um sie zu durchdringen. Doch seine Bemühungen waren ebenso vergeblich wie Gryfs, der seine Druidenmagie einsetzte. Das heißt, er versuchte es.
    »Meine Para-Fähigkeiten funktionieren hier nicht«, stellte der Silbermond-Druide fest.
    Zamorra nickte.
    Er hatte mit Hilfe seines Amuletts zaubern wollen, doch auch die Kräfte von Merlins Stern versagten in Avalon völlig. Offenbar war von außen mitgebrachte Magie auf der Nebel umwobenen Feeninsel wirkungslos.
    »Es wird gewiss seine Gründe haben, dass der Tempel so gut gesichert ist«, knurrte Gryf.
    Zamorra erwiderte nichts. Stattdessen zog er den Silbermond-Druiden in einen Hauseingang unweit des Tempels.
    »Wir sind nicht mehr allein«, flüsterte der Dämonenjäger. »Da, siehst du die Bewegung dort hinten?«
    ***
    Asha Devi stiefelte durch den Wohnraum wie eine Tigerin im Käfig. Nervös spielte sie mit ihrem Schlagstock. Die Gebetsmühle steckte in ihrem Gürtel.
    »Willst du dich nicht setzen?«, seufzte Nicole. »Du machst mich wahnsinnig!«
    »Dein Problem, Duval! Du magst es ja normal finden, hier zu warten, während Zamorra den großen Helden spielt! Aber ich bin Nichtstun nun mal nicht gewohnt!«
    Diese Bemerkung war eine Frechheit, denn Nicole hatte in ihrem bisherigen Leben schon gegen unendlich mehr Dämonen und Monster gekämpft als Asha Devi. Doch die Französin brachte genügend Geduld auf, um darüber hinwegzusehen. Man durfte die Inderin einfach nicht ernst nehmen. Das war inzwischen Nicoles Überzeugung.
    »Wir drehen hier nicht Däumchen, sondern warten darauf, selbst einzugreifen«, erklärte die Dämonenjägerin geduldig.
    »Das ist mir zu blöd!«, keifte Asha. »Ich verdünnisiere mich und schaue mich um!« Die Inderin stiefelte zur Tür und öffnete sie einen Spalt
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