Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
078 - Das Dorf der Wolfsmenschen

078 - Das Dorf der Wolfsmenschen

Titel: 078 - Das Dorf der Wolfsmenschen
Autoren: James R. Burcette
Vom Netzwerk:
los?“
    „Das werden Sie noch früh genug erfahren, Mr. Collins.“
    „Sie sind nicht sehr gesprächig, was?“
    Der Arzt seufzte. „Ich gebe Ihnen nur einen Rat, Mr. Collins: Verschwinden Sie. So rasch wie möglich. Packen Sie zusammen und verlassen Sie Lyons Town!“
    „Und warum?“
    Er seufzte. „Ich habe schon zu viel gesagt. Beherzigen Sie meinen Rat. Je weniger Sie wissen, desto besser für Sie.“
    „Jetzt haben Sie mich erst richtig neugierig gemacht“, sagte ich. „Erzählen Sie mir mehr.“
    „Wenn Sie tatsächlich hier bleiben wollen, Mr. Collins, dann kommen Sie morgen wieder zu mir. Auf Wiedersehen.“
    Er reagierte auf keine meiner weiteren Fragen, sondern führte mich in die Diele und öffnete die Haustür. Ich trat ins Freie und blieb stehen. Ich hörte, wie er absperrte.
     

     
    Mittags hatte ich eine Konservendose geöffnet und mit wenig Appetit gegessen.
    Kurz nach 13 Uhr bekam ich wieder starke Schmerzen. Ich schluckte zwei Tabletten, die aber nicht halfen. Ein heftiges Pochen war in meiner Hand, und der scharfe Schmerz zog sich bis zum Schultergelenk.
    Nach einer Stunde ließ der Schmerz etwas nach. Ich verließ das Haus. Im Dorf war es wie gestern. Langsam gewann ich den Eindruck, daß die Bewohner etwas gegen das Tageslicht hatten.
    Ich ging langsam. Einige Minuten nach halb drei erreichte ich die Schule.
    Ich klopfte an die Tür zum Direktionszimmer. Sie wurde geöffnet, und ich sah ein hübsches junges Mädchen.
    „Hallo“, rief ich erfreut und musterte sie.
    „Sie müssen Dick Collins sein“, stellte das Mädchen fest.
    „Erraten“, sagte ich und trat ein.
    Sie reichte mir knapp bis ans Kinn. Seidiges, weißblondes Haar umrahmte ihr längliches Gesicht. Die Augen waren groß und haselnußbraun. Der Mund war klein und hell geschminkt. Sie trug eine dunkelrote Bluse, die in einem kurzen, schwarzen Rock steckte.
    „Ich bin Susan Hogart“, sagte sie. „Ihre Kollegin.“ Sie hielt mir die Hand hin, und ich drückte sie flüchtig.
    „Wo ist Fortey?“ fragte ich.
    „Er kommt nicht“, sagte sie. „Er bat mich, Sie zu instruieren. Er fühlt sich nicht besonders.“
    Sie starrte meine verbundene Hand an.
    „Schade“, sagte ich. „Daß Fortey nicht da ist. Ich habe einiges mit ihm zu besprechen. Ich möchte meinen Vertrag stornieren.“
    „Das wird nicht möglich sein“, meinte Susan. „Kommen Sie herein.“
    Sie setzte sich auf einen Stuhl. Ich blieb stehen und betrachtete sie wohlgefällig. Ihre Beine waren lang und schlank, genau wie ich sie mochte. Unter der dünnen Bluse zeichneten sich deutlich ihre festen Brüste ab. Ich setzte mich ihr gegenüber und bot ihr eine Zigarette an, die sie kopfschüttelnd ablehnte. Ich steckte mir eine an und inhalierte tief den Rauch.
    „Wann kann ich mit Fortey sprechen?“ fragte ich.
    Sie hob die Schultern. „Keine Ahnung.“
    Die Schmerzen setzten wieder ein. Ich lehnte mich zurück und schloß die Augen.
    „Ist Ihnen nicht gut?“ erkundigte sich Susan besorgt.
    „Es geht schon“, sagte ich schwach. „Die Hand schmerzt höllisch.“
    „Wie haben Sie sich verletzt?“ fragte sie.
    „Das ist eine seltsame Story“, meinte ich. „Gibt es eigentlich Wölfe in der Gegend?“
    Susan nickte. „Ja. Sie kommen von Kanada her.“
    „Hm“, meinte ich. „Vergangene Nacht hatte ich Besuch von einem wolfsähnlichen Tier. Es tötete meine Katze und biß mich in die Hand.“
    Susan saß mir wie eine Statue gegenüber. Sie war nervös. Ihre rechte Hand spielte mit dem Rocksaum, und sie sah mich nicht direkt an.
    Ich drückte meine Zigarette aus. „Was wird hier gespielt?“ fragte ich direkt. „Mit dem Dorf stimmt einiges nicht.“
    „Wie meinen Sie das?“ Sie vermied es, mich anzusehen.
    „Wie ich es sagte“, stellte ich fest. „Tagsüber ist kein Mensch auf den Straßen. Das Dorf wirkt tot. Die Leute sehen sich alle irgendwie ähnlich. Nur Sie und der Arzt bilden eine Ausnahme. Wolfsähnliche Tiere schleichen in der Nacht herum. Kein Mensch gibt mir Antworten auf meine Fragen. Auch Sie nicht!“
    Sie spielte noch immer mit ihrem Rocksaum.
    Das schmerzhafte Pochen in meiner Hand wurde stärker. Der Schmerz schien sich durch meinen ganzen Körper zu ziehen. Fieberschauer durchrasten mich. Ich spürte, wie mir der Schweiß auf die Stirn trat.
    „Reden Sie endlich!“
    „Ich kann Ihnen nicht viel sagen“, stellte Susan fest. „Ich möchte Ihnen nur einen guten Rat geben.“ Ihre Stimme wurde leise – fast unhörbar.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher