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0779 - Gucky und der Grauvater

Titel: 0779 - Gucky und der Grauvater
Autoren: Unbekannt
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strengen Zweckmäßigkeit schon wiederum majestätisch. Es handelte sich um ein langgestrecktes Gebäude mit einem weit überhängenden Dach, das von schlanken Pfeilern getragen wurde.
    Während an die eine Schmalseite das Hauptquartier der GALANSCH grenzte, befand sich am anderen Ende ein fensterloser Bunker, dessen Grundriß ebenfalls kreuzförmig war.
    Dieser Bunker enthielt die technischen Einrichtungen, die den Palast versorgten und die Büros, von denen aus Harrerath regierte. Auf dem Dach stand das schlanke Privatraumschiff des Regenten.
    Dahinter erhoben sich die leicht gebogenen Windfänger hoch in den Himmel. Über dem Park spannte sich das energetische Dach, das im Sommer die Hitze absorbierte und im Winter das fehlende Sonnenlicht für die exotischen Pflanzen spendete.
    Der Garten nötigte mir Bewunderung ab, aber, ganz ehrlich, ich hätte ihn nicht gegen meinen eintauschen wollen. So herrlich die immerblühenden Pflanzen dieses Parks auch anzusehen waren, mir erschienen sie wie Produkte aus der Retorte. Was ich mit meinen eigenen Händen zog, an dem konnte sich mein Herz viel mehr erfreuen als an ewiger, aber steriler Schönheit.
    Harrerath hatte mir schon einige Male Audienz gewährt, aber nie hatte er mich in seinem Palast empfangen oder war mir persönlich gegenübergetreten. Auch diesmal führten mich die GALANSCH-Beamten in den Bunker.
    Der Raum, in den ich gebracht wurde, war mir längst vertraut.
    Er war bis auf einige Besuchersessel leer. Die eine Wand wurde zur Gänze von einem riesigen Bildschirm eingenommen.
    Als ich Harrerath darauf zum erstenmal gesehen hatte, stand er im zwölften Jahr seiner Regentschaft - und so alt war er auch gewesen. Aber aufgrund dessen was ihm. seine 20.000 Väter an Wissen und guten Eigenschaften auf seinen Lebensweg mitgegeben hatten, hatte er auch als Kind schon als Weiser gegolten.
    Jetzt, als dreißigjähriger Feyerdaler, in der Blüte seine Lebens stehend, mußte er sein Amt an ein Neugeborenes abtreten.
    Er würde im ersten Lebensjahr des neuen Regenten noch eine beratende Funktion ausüben - doch würde er sich damit abfinden können?
    Als sich der Bildschirm erhellte und Harrerath darauf überlebensgroß zu sehen war, unterschied er sich für mich nur durch seine Kleidung von den anderen Feyerdalern.
    Er besaß keine äußerlichen Merkmale, die das geistige Erbe seiner 20.000 Väter erkennen ließen.
    „Kinderfinder", richtete er das Wort an mich, „man wird dir schon davon berichtet haben, daß verbrecherische Elemente den Generationswechsel sabotieren wollen."
    „Jawohl, Wohlgeboren", sagte ich. „Ein Grauvater hat sich im Tal des Lebens eingenistet und will das Kind der Sh'majino zum Bösen beeinflussen."
    Er blickte mich vom Bildschirm durchdringend an. „Findest du das schrecklich, Kinderfinder?"
    „Jawohl, Wohlgeboren, es ist ein verabscheuenswürdiges Verbrechen, das da geplant wird. Doch ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um dieses Verbrechen zu verhindern."
    „Was veranlaßt dich eigentlich dazu, Kinderfinder, deine Fähigkeiten für ein fremdes Volk einzusetzen? Was für einen Grund hast du, dein Leben in den Dienst von uns Feyerdalern zu stellen?"
    „Die Feyerdaler haben mir auf Kursobilth ein neues Zuhause gegeben. Ich bin der letzte meiner Art, mein Volk ist nicht mehr.
    Ich wäre denselben Weg wie mein Volk gegangen, hätten die Feyerdaler meinem Leben nicht einen neuen Sinn gegeben."
    „So einfach ist also die Antwort", sagte Harrerath. „Manchmal habe ich mir überlegt, ob du deine Tätigkeit für uns Feyerdaier überhaupt mit deinem Gewissen vereinbaren kannst. Du hast nicht unsere Mentalität, wurdest in einer anderen Weltordnung geboren, hattest andere Ansichten von Moral, mußtest andere Gesetze befolgen."
    „Ich bin Gast der Feyerdaler und also verpflichtet, mich ihrer Ordnung zu beugen, Wohlgeboren", erwiderte ich irritiert.
    „Sich einer fremden Ordnung beugen oder aber für sie zu kämpfen, das ist doch zweierlei", sagte der Regent. „Glaubst du, als Gast das Gesetz vertreten zu können, Mitglieder des Volkes deiner Gastgeber richten zu können?"
    „Man hat mich darum gebeten, Wohlgeboren."
    „Mißverstehe mich nicht, Kinderfinder, ich möchte nicht an deiner Treue und Redlichkeit zweifeln. Doch ich muß dich fragen: bist du in deinem Innersten überzeugt, daß du wirklich auf der Seite des Guten stehst, wenn du für das Gesetz der Feyerdaler kämpfst? Oder sind dir schon einmal Zweifel gekommen? Hast du
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