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0771 - Der Knochen-Sessel

0771 - Der Knochen-Sessel

Titel: 0771 - Der Knochen-Sessel
Autoren: Jason Dark
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mir erschienen waren, als mich der Sessel in seinen magischen Bann gezogen hatte…
    »Das darf doch nicht wahr sein«, flüsterte ich.
    Douglas hatte aufgepasst. »Was darf nicht wahr sein, John?«
    Uns interessierte nicht mehr, was in unserer unmittelbaren Umgebung passierte. Ich hatte einzig und allein Augen für die Gestalt und dachte über meine Erlebnisse nach.
    Der FBI-Mann stieß mich an und wiederholte seine Frage. Er sah, dass ich ziemlich von der Rolle war, erwartete eine Erklärung, die ich ihm flüsternd und in aller Kürze gab.
    Abe lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Jetzt war er es, der sich irritiert zeigte. »Du hast dich wirklich nicht getäuscht? Ist das der Knabe?«
    »Knabe ist gut. Verlass dich darauf, Abe, er ist es. Dieses gedrungene, blasse Gesicht kann ich nicht vergessen. Ich habe ihn genau auf meiner seltsamen Reise gesehen.«
    »Du bist der Fachmann, John.« wisperte er. »Du musst auch eine Erklärung haben.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Noch nicht.«
    Unterbrochen wurden wir durch die lauten Hammerschläge. Der Auktionator bat um Ruhe, denn der erste Anblick des Sessels hatte schon bei den Versammelten Aufsehen erregt. So etwas bekam man nicht alle Tage zu Gesicht. Nicht wenigen rann eine Gänsehaut über den Körper, und sie schüttelten sich auch.
    »Bevor ich mit der Versteigerung beginne, möchte ich zu diesem Prunkstück etwas sagen. Es ist in seiner Art wirklich einmalig. Ich selbst kann es kaum fassen, dass dieser Skelett-Sessel ausgerechnet hier versteigert wird. Er ist eine Sensation!«
    Einige nickten, andere klatschten zaghaft Beifall. Mich interessierten die Reaktionen nicht, denn ich hatte einzig und allein Augen für den Mönch.
    Ja, er kam mir vor wie ein Mönch, der plötzlich aus dem Wirrwarr der Zeiten erschienen war. Mit keiner Geste beteiligte er sich an den Reaktionen der anderen, er schaute starr auf den Sessel, und auch der Auktionator schien ihn nicht wahrzunehmen, denn er kümmerte sich nur um das zu versteigernde Stück.
    Archie machte es spannend. Er fühlte sich zudem bemüßigt, etwas über die Herkunft des Knochen-Sessels zu erklären. Das genaue Alter war nicht zu schätzen. Er bezifferte es auf mindestens vierhundert Jahre. Wem der Sessel genau gehört hatte, war nicht herauszufinden gewesen. Man hatte ihn im Nachlass eines Innenarchitekten und Künstlers gefunden, der allerlei kuriose Dinge sammelte, was selbst seine engsten Verwandten nicht gewusst hatten. Erst bei der Sichtung des Nachlasses war ihnen aufgefallen, was alles in den Kellern aufbewahrt worden war.
    Unter anderem der Sessel.
    »Ich habe natürlich versucht, Ladys und Gentlemen, die Herkunft dieses Skelett-Sessels zurückzuverfolgen. Ich kann Ihnen versichern, dass es sehr schwierig gewesen ist. Aber ich bin trotz allem auf eine Spur gestoßen. Dieser Sessel wurde in Frankreich gefertigt und stammt höchstwahrscheinlich aus einer Templerloge. Sie hören schon, dass er vom Flair des Geheimnisvollen umgeben ist, denn wenn von den Templern die Rede ist, dann liegt immer ein Hauch Mystik über dieser Gruppe. Wir haben den Sessel untersucht, er ist völlig in Ordnung und was nicht alltäglich ist – so stabil, dass er das Gewicht eines normalen Menschen durchaus aushält. Es sind Sitzproben vorgenommen worden, und Sie können sich auf mich verlassen.« Dann versuchte er es mit einem Witz. »Das Kissen ist nicht so alt. Aber wer den Sessel ersteigert, bekommt es gratis hinzu. Als Bonus.«
    Die Leute lachten, denn die letzten Sätze hatten ihnen die Scheu vor dem Gegenstand genommen. Ein derartiges Stück war nicht eben jedermanns Geschmack. »Möchte denn einer von Ihnen die Sitzprobe machen?« Archie breitete die Arme aus.
    Keiner wollte. Die Menschen schauten sich um. Manche konnte ihre Gänsehaut nicht mehr loswerden. Schon allein vom Anblick des Sessel fühlten sie sich unangenehm berührt.
    Archie lächelte. Er schaute zu uns rüber. Wir sahen, dass sich sein Lächeln auf den Mund beschränkte. In seinem Innern sah es sicherlich ganz anders aus. Die Stirn hatte er in Falten gelegt, den Kopf gesenkt. So schaute er auf seine Papiere, wahrscheinlich deshalb, um Zeit zu gewinnen und sich abzulenken.
    »Kommen wir nun zur Versteigerung des Sessels«, sagte er nach einem tiefen Atemzug, blätterte weiter und nannte das feststehende Gebot. »Einhunderttausend Dollar.«
    Schweigen…
    Ich fand den Grund nicht heraus. Waren die Leute durch die Summe geschockt worden, oder standen sie noch immer
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