Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
077 - Der Schrei des Vampirs

077 - Der Schrei des Vampirs

Titel: 077 - Der Schrei des Vampirs
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
reichen. Er hob das Tier vorsichtig aus dem Schuhkarton, stopfte das Hemd hinein, setzte die Fledermaus darauf und schloß die Schachtel mit dem Deckel.
    Dann verließ er zum zweiten Mal sein Zimmer. Diesmal war er noch vorsichtiger als beim erstenmal, damit man ihn nicht erwischte, denn die Familie hatte nicht besonders viel Verständnis für seine übertriebene Tierliebe.
    Schlangen, Spinnen, halbtote Krähen und noch vieles mehr hatte er schon angeschleppt, und als er im vergangenen Jahr mit einer Bisamratte angerückt kam, war Celia vor Entsetzen laut schreiend auf den Wohnzimmerschrank geklettert.
    Vielleicht hätte man ihm auch nicht erlaubt, die Fledermaus im Haus zu behalten. Es war besser, niemand wußte von Gnubbel.
    Abermals stieg er die Treppe hinunter.
    Unten angekommen, machte er eine scharfe Wendung nach links, und dann öffnete er die Tür, die in den finsteren Keller führte.
    Er sprach fortwährend mit Gnubbel und versicherte ihm immer wieder, daß er keine Angst zu haben brauche. Hinter dem Allesbrenner der Zentralheizung stellte er die Schachtel auf den Boden.
    »So«, sagte er. »Und jetzt hole ich dir die versprochene Milch. Du mußt zu Kräften kommen.«
    Die Zeit drängte, deshalb eilte Jimmy in die Küche. Er wußte, daß der Kühlschrank quietschte, wenn man ihn öffnete, deshalb riß er die Tür nicht auf, sondern zog ganz vorsichtig am Griff, und das Quietschen blieb aus.
    »Wie ein Dieb machst du das«, sagte plötzlich jemand hinter ihm, und er wirbelte erschrocken herum.
    ***
    In der Tür stand Ray Dillaway, Jimmys 19jähriger Bruder. Groß und breitschultrig war er, und er hatte dieselbe Haarfarbe wie der Kleine. Er trug Jeans und eine wattierte Jacke.
    So kommt man nicht aus dem Bett. Ray hätte sich wieder mal die Nacht um die Ohren geschlagen.
    »Ray…«, stieß Jimmy nervös hervor.
    »Guten Morgen, Kleiner«, sagte sein Bruder grinsend. »Schon so früh auf den Beinchen?«
    »Ich… Ich… Wo kommst du her?«
    »Das geht dich einen feuchten Kehricht an. Sei nicht immer so neugierig. Ist außer dir schon jemand auf?«
    »Nein. Heute bin ich ausnahmsweise der erste.«
    Ray lachte. »Hattest du einen Alptraum oder so was?«
    »Vater haut dir eine runter, wenn er merkt, daß du jetzt erst nach Hause kommst.«
    »Ich bin 19. Ich kann machen, was ich will.«
    »Nicht, solange du in diesem Haus wohnst«, erwiderte Jimmy.
    »Du redest wie Vater, verdammt. Aber mit 19 brauche ich mir von niemandem mehr Vorschriften machen zu lassen, und ich kann heimkommen, wann ich will, schließlich bin ich erwachsen. Wenn ich mal nicht schlafen möchte, ist das meine Sache, verstanden? Vater macht ja auch keiner Vorschriften, wann er zu Bett gehen muß. Und du hältst den Mund, klar? Was Dad nicht weiß, macht ihn nicht heiß. So, und nun erklärst du mir mal, was du um diese Zeit schon in der Küche zu suchen hast.«
    »Nichts. Ich wollte ein Glas Milch trinken.«
    »Vor dem Frühstück? Du hältst mich wohl für einen ausgemachten Dussel, wie? Sag die Wahrheit, Kleiner, oder es setzt einen Satz heiße Ohren. Seinen älteren Bruder belügt man nicht.«
    »Kannst du was für dich behalten?«
    Ray grinste breit. »Klar. Im Bewahren von Geheimnissen bin ich einsame Spitze, das weißt du doch.«
    Jimmy wärmte vier Fingerhut Milch auf dem E-Herd.
    »Du willst mich wohl verscheißern«, sagte Ray. »Das kann doch nicht für dich sein.«
    »Ist es auch nicht«, sagte Jimmy leise. »Ich habe ein Tier gefunden.«
    »Schon wieder.« Ray seufzte. »Ich hätte es mir denken können. Was ist es denn diesmal? Eine mit schleimigen Beulen übersäte Kröte? Stellst du mir deinen neuen Freund mal vor? Ich wette, du hast ihm bereits einen Namen gegeben. Wie heißt er?«
    »Gnubbel.«
    »Ist kein passender Name für eine Kröte«, sagte Ray kopfschüttelnd. »Glubsch oder Quaaks würde es besser treffen.«
    »Wer sagt denn, daß ich eine Kröte gefunden habe?«
    »Die würde die Milch auch nicht saufen, sondern dir ins Gesicht spucken… Wieso eigentlich gefunden? Bin ich neuerdings etwa nicht mehr der einzige, der nachts sein Bett schont, damit es länger hält? Kleiner, wenn du denkst, mir in deinem Alter schon nacheifern zu müssen, damit du nichts versäumst, kriegst du von mir die Hucke voll. Du warst draußen, gib's zu.«
    »Ja, aber ich habe mich nicht vom Haus entfernt.« Jimmy erzählte, wo er das Tier gefunden hatte.
    »Und wo ist Gnubbel jetzt?« wollte Ray wissen.
    »Im Keller.«
    »Okay, bringen wir ihm
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher