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0769 - Das Kollektiv

0769 - Das Kollektiv

Titel: 0769 - Das Kollektiv
Autoren: Dario Vandis
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hohen Fenstern durchbrochen waren, die ihre Farben zu verändern schienen, je nachdem, aus welchem Blickwinkel man sie betrachtete.
    Der Boden bestand aus steinernen, grellweißen Platten, die fugenlos ineinander passten. Säulenartige, verschlungene Gebilde, die Zamorra unwillkürlich an den verdickten Pflanzenstrang erinnerten, reichten Dutzende Meter hinauf bis zur Decke, und galerieähnliche Geländer schmückten die Fassaden wie die Mönchsgänge eines Doms.
    Die Halle besaß den Grundriss eines riesigen Rechtecks von der Größe mehrerer Fußballfelder. Zamorra und Nicole befanden sich an einer der schmalen Seiten und blickten fassungslos auf die Massen von Lebewesen, die in gleichförmigem Trott durch die Halle staksten.
    Abermals fühlte Zamorra sich in einen Star Wars-Film versetzt. Er erblickte riesige Gestalten ebenso wie Zwerge, Lebewesen mit menschenähnlichen Gliedmaßen und andere mit sechs, acht oder mehr Gliedern. Manche besaßen zwei Köpfe - oder zumindest etwas, was aus der Sicht eines Menschen als ›Kopf‹ hätte bezeichnet werden können.
    Allen gemeinsam aber waren die spindeldürren Extremitäten, die in erstaunlichem Kontrast zu den teilweise bulligen Leibern standen. Die Köpfe ähnelten denen der Unsichtbaren: riesige Facettenaugen auf einem unförmigen, haarlosen Schädel.
    Zamorra hatte die Unsichtbaren, deren Tarnung nur durch direkten Körperkontakt außer Kraft gesetzt wurde, des Öfteren zu Gesicht bekommen. Er erkannte die Gemeinsamkeiten mit den anwesenden Geschöpfen - und die Unterschiede. Viele der Lebewesen, die die riesige Halle bevölkerten, waren zu groß oder zu klein, bewegten sich zu abgehakt oder wirkten zu schwächlich.
    Es war, als hätte ein wahnsinniger Gentechniker ein Panoptikum geschaffen, in dem er seine Versuche von Unsichtbaren-Nachzüchtungen versammelt hatte.
    Sein Blick fiel auf eine Gestalt, deren Leib noch gedrungener wirkte als die der anderen Facettenäugigen - ein dicklicher Zwerg, der an einer der Säulen lehnte und scheinbar unbeteiligt in die Luft stierte. Die Eacettenaugen machten es unmöglich festzustellen, wohin das Geschöpf gerade blickte, trotzdem fühlte Zamorra sich von ihm beobachtet. Als hätte dieses Geschöpf ihr Eintreffen mit großem Interesse verfolgt.
    »Ganz ruhig«, murmelte er in den Helmlautsprecher. »So unauffällig wie möglich bewegen…«
    »Unauffällig?«, echote Nicole verzweifelt.
    Und sie hatte Recht. Sie waren umgeben von Aliens, die aussahen wie insektenhafte Monster, die man wahlweise durch einen Mangler, über eine Streckbank oder durch eine Schrottpresse gezogen hatte. Außerdem waren sie die Einzigen in diesem riesigen Raum, die silberne Dynastie-Anzüge trugen. Und er glaubte, dass sie sich hier unauffällig bewegen konnten?
    Umso verwunderlicher schien es, dass sich - abgesehen von dem Zwerg an der Säule - offenbar niemand um sie scherte. Wenn sich eines der Facettenaugenpaare zufällig auf sie richtete, wandte es sich sofort wieder ab, als sei die Anwesenheit der beiden Fremden im Raumanzug wirklich nichts, über das man sich den Kopf zerbrechen müsste.
    Dies deutete auf zweierlei hin. Dass sie den »Wächter« rechtzeitig ausgeschaltet hatten, bevor er Alarm geben konnte… und dass man sie entgegen ihrer bisherigen Annahme ganz sicher nicht hierher gelockt hatte. Vielleicht waren sie eher zufällig in den »Fangstrahl« geraten.
    Zamorras Blicke schweiften über die »Mönchsgänge« an den Wänden. Erst jetzt erkannte er, dass es sich um unregelmäßige Vorsprünge handelte, die keineswegs so breit waren, dass man dort oben entlang gehen konnte. Am Ende des Raumes führten sie schräg nach oben bis unter die Decke, wo sie sich mit den Säulen, die das riesige Bauwerk stützten, vereinigten.
    Zamorra kniff die Augen zusammen. Er hatte richtig gesehen. An der Verbindungsstelle waren Ausformungen zu erkennen, Wölbungen, die an ein monströses Astgelenk erinnerten.
    »Da vorn ist ein Ausgang.« Nicole zeigte auf einen Torbogen, der ins Freie zu führen schien.
    Sie durchquerten die Halle und bemühten sich dabei, den Eindruck zu erwecken, als sei ihre Anwesenheit das Natürlichste von der Welt. Unbeschadet erreichten sie den Torbogen und sahen sich zwei weiteren Facettenäugigen gegenüber, die sich hinter einem knorpeligen Geäst verschanzten, das entfernt an ein vergrößertes Vogelnest erinnerte.
    Nein, korrigierte sich Zamorra in Gedanken. Die Wächter waren ein Teil des Geästs. Ihre unteren Gliedmaßen
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