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0769 - Das Kollektiv

0769 - Das Kollektiv

Titel: 0769 - Das Kollektiv
Autoren: Dario Vandis
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greifen uns wenigstens nicht an.«
    »Weil sie auf Zeit spielen! Sie brauchen neue Informationen.«
    Nicole sollte Recht behalten. Der Angriff kam aus einer Richtung, mit der Zamorra nicht gerechnet hatte.
    Plötzlich kam Bewegung in die Ranken des »Vogelnests« und die Schlingen, die zur Decke hinauf führten. Sie krochen auf Zamorra und Nicole zu. Gleichzeitig sah der Meister des Übersinnlichen, wie einige weitere Ranken in Richtung des Torbogens schlängelten.
    »Sie versuchen den Ausgang zu schließen!«
    Er drückte ab. Der Blasterstrahl durchschlug eine der Ranken und brannte sich in das dahinter liegende Gestein. Doch das bekannte knisternde Geräusch, mit dem die plötzlich erhitzten Gesteinsbrocken aus der Wand platzten, blieb diesmal aus. Ein kleiner schwarzer Brandfleck war alles, was der Blasterstrahl zurückließ.
    Nicole zerschoss einige der Ranken, die sich vor den Torbogen schieben wollten. Sie fielen zu Boden und verdorrten in Sekundenstelle. Zurück blieb ein bräunlicher Matsch.
    »Aus dem Weg!« Zamorra fuchtelte mit dem Blaster.
    Diesmal gehorchten die Facettenäugigen intuitiv.
    Weitere Ranken schnellten Zamorra entgegen, aber er war schneller. Mit zwei weiteren Schüssen schnitt er sich den Weg frei. Doch es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis sie gegen die immer neuen Ranken nicht mehr ankamen. .
    Er schaltete den Blaster auf Betäubungsmodus. Es war ein Versuch, nicht mehr. Aber der Erfolg war durchschlagend. Die Ranken zuckten vor ihnen zurück, als er auf sie feuerte, und züngelten scheinbar unentschlossen an den Wänden auf und ab.
    Aus den Mündern der Facettenäugigen drangen dumpfe, kehlige Laute.
    Und dann sah Zamorra etwas, das ihm den Atem stocken ließ. Die Leiber der »Soldaten« schrumpften zusammen, ihre Haut wurde braun und porös, bis sie sich nur noch minimal von der Farbe der Zweige und Ranken zu ihren Füßen unterschied.
    Die Facettenäugigen wurden von dem Pflanzenkollektiv aufgesogen! Sekunden später war nichts weiter von ihnen übrig als zwei einzelne Enden eines größeren Pflanzenstrangs, der träge über den Boden auf Nicole zukroch, dann aber - als Nicole den Blaster hob - in gebührender Entfernung verharrte.
    »Es hat Angst vor uns«, stellte Nicole fest.
    Sie machte einen weiteren Schritt auf den Ausgang zu. Das Pflanzengezücht wich zur Seite. Es züngelte über den Torbogen und die Wand.
    Als Zamorra einen Blick in die Halle warf, sah er, dass auch die Ranken im hinteren Teil und an der Decke sich zu regen begannen. Alles floss ineinander und formte sich im nächsten Augenblick neu.
    Die Facettenäugigen, die zu Hunderten die Halle bevölkerten, starrten dagegen reglos auf die beiden Eindringlinge, als warteten sie auf Befehle, wie in dieser neuen Situation zu verfahren sei.
    Zamorras Blick irrte zu der Säule, an der der dickliche Zwerg gestanden hatte. Er war verschwunden.
    Diese Wesen warten darauf, dass das Kollektiv etwas unternimmt , dachte Zamorra. Sie sind nicht in der Lage, eigenständig zu handeln.
    Als er Nicole folgte, schloss sich das Pflanzengezücht hinter ihnen, ballte sich zusammen und züngelte in ihre Richtung wie zu einer drohenden und gleichzeitig seltsam hilflos wirkenden Geste.
    Durch eine bogenförmige Öffnung gelangten -Zamorra und Nicole ins Freie. Das Pflanzengezücht blieb hinter ihnen zurück, als hätte es plötzlich das Interesse an einer Verfolgung verloren.
    Zamorra traute dem Frieden nicht, aber er wurde abgelenkt durch den atemberaubenden Anblick, der sich ihm bot.
    Sie befanden sich - auf der Erde!
    Oder doch nicht?
    Im ersten Augenblick schien alles darauf hinzudeuten. Die Straßenzüge erinnerten an das alte Europa. Häuser mit hohen Fenstern, davor verzierte Balkongitter. Vierstöckige Wohnblöcke mit abgasgeschwärzten, in Würde gealterten Fassaden. In der Ferne erhob sich der Triumphbogen, den sie bereits von der Kapsel der Hornisse aus erblickt hatten.
    Aber etwas stimmte nicht mit dieser Stadt. Das war nicht Paris. Es wirkte eher wie eine schlechte Imitation, auch wenn die Unterschiede zunächst nur in den Details zu erkennen waren.
    In den Häusern brannte kein Licht. Der Asphalt wirkte abgenutzt, aber es war kein einziges Auto zu sehen. Über die Dächer und Fassaden hatten sich Kletterpflanzen gelegt, die jedoch nicht belebend wirkten, sondern wie konzentrierter Mehltau über den Gebäuden lagen und jede Art von Atmosphäre zu ersticken schienen. Ihre weit verzweigten Ranken und Wurzeln glichen dem
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