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0768 - Lady Bluthaar

0768 - Lady Bluthaar

Titel: 0768 - Lady Bluthaar
Autoren: Jason Dark
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der Zorn wie eine Welle überfiel. Automatisch hob er seine rechte Hand. Es sah aus, als wollte er sie schlagen, und die Frau reizte ihn zusätzlich. »Na los, tu es doch! Mach es…«
    Er schüttelte den Kopf. »Angst?«
    »Ich brauche keine Angst zu haben!« flüsterte er.
    »Ich auch nicht.«
    »O doch, du mußt Angst haben, wenn wir dich abladen. Du wirst auf der Insel ausgesetzt, zusammen mit den Pestkranken. Du wirst eingehen, du wirst verfaulen wie ein Apfel, der vom Baum her auf den Boden gefallen ist, und ich werde daran denken.«
    »Glaubst du?«
    »Ja, das glaube ich.«
    »Aber ich nicht«, sagte sie leise. »Ich glaube es nicht, ich werde es auch nicht glauben, denn es gibt viele Dinge, die du nicht verstehst. Ich werde die Insel überhaupt nicht erreichen, zumindest nicht so, wie du es dir gedacht hast.«
    »Du lügst!«
    »Nein, ich lüge nicht. Dies wird eure letzte Fahrt sein. Ihr habt euch übernommen, ihr werdet es nicht schaffen, denn viele sind gegen euch, Camacho.«
    »Nie!«
    »Doch! Ihr habt euch geirrt! Ihr habt euch alle geirrt. Selbst der König und sein Gefolge. Er wird irgendwann noch einmal an seiner Arroganz ersticken, das schwöre ich dir. Mich zu verstoßen, war ein Fehler, ein sehr großer sogar. Er hätte wissen sollen, daß es Menschen gibt, die den Tod nicht fürchten, und ich gehöre dazu.«
    »Das sagst du nur so!«
    »Du wirst es erleben!«
    Camacho fühlte sich immer unwohler. Er war auch mit dem Gedanken einer Vergewaltigung bei ihr erschienen, doch jetzt spürte er, daß er das nicht schaffen würde. Ihre Sicherheit war einfach zu groß. Es kam ihm vor, als sei er der Gefangene, nicht sie.
    »Willst du nicht doch gehen?«
    Camacho schüttelte den Kopf. Er suchte nach einer Drohung, mit der er sie einschüchtern konnte.
    »Hast du das Schreien der Pestkranken nicht gehört? Ihr Wimmern, Klagen und Jammern.«
    »Das habe ich.«
    »Bald wirst auch du so schreien, das kann ich dir versprechen. Wenn du erst auf der Insel bist…«
    »Bist du bereits tot!«
    Er ballte die Hände zu Fäusten. »Ich bin nicht unsterblich«, flüsterte er. »Aber ich habe bisher alles überlebt. Die Gefangenschaft und eine erbarmungslose Folter. Keiner konnte mich in die Knie zwingen, und auch du wirst es nicht schaffen.«
    »Ich nicht«, gab sie zu, »aber ein anderer.«
    »Wer denn?« höhnte er. Die Antwort hatte ihm wieder Mut gegeben. So konnte nur jemand reden, der von nichts eine Ahnung hatte. »Wer soll denn schon stärker sein?«
    Sie schaute ihn an. Ihre Augen sahen aus wie Glas, hinter dem Feuer loderte. »Du hast den Joker vergessen«, flüsterte sie. Dabei strich sie durch ihr Haar. Sie drückte es in Wellen hoch, ließ es wieder zurückgleiten, und es sah so aus, als würde Blut durch ihre Finger rinnen. »Es gibt einen Joker, einer, der, wenn er will, die Geschicke der Welt lenken kann. Denk daran.«
    »Wer ist es?« schrie er.
    »Der Teufel, Camacho! Es ist der Teufel!« Isabella sah, wie der Bärtige zusammenzuckte und den Kopf zur Seite drehte. Wie viele Piraten war auch er abergläubisch und hatte Furcht vor dem Satan und der Hölle. Sie segelten manchmal wie die Teufel, sie riefen ihn auch oft an, sie spuckten ihm ins Gesicht, aber sie hatten dennoch einen höllischen Respekt vor ihm. Zudem wußte er, daß es Menschen gab, die einen besonders guten Draht zum Teufel hatten. Auch Frauen, und die wurden dann als Hexen gejagt und getötet.
    War Isabella eine Hexe?
    Er schaute sie wieder an - und erbleichte.
    Sie hatte ihre Haltung nicht viel verändert, die langen Beine etwas angezogen, so daß sie nur noch leicht gestreckt waren. Dennoch hatte sich etwas Gravierendes verändert.
    Isabella saß nicht mehr auf dem Bett.
    Sie schwebte etwa eine halbe Armlänge darüber und lachte dabei wie eine Siegerin…
    ***
    Das Lachen traf ihn schwer. Er verglich es mit Messerstichen, die tief in ihn eindrangen, aber den Körper dabei nicht verletzten, sondern seine Seele.
    Er atmete durch den offenen Mund. Daß dabei auch Stöhnlaute über seine Lippen drangen, amüsierte sie, und sie lachte diesen Mann weiter aus, der sich so hilflos fühlte.
    Sie verspottete ihn. »Willst du nicht herkommen? Du wolltest doch mit mir ins Bett, mich vergewaltigen. Das habe ich an deinen Blicken erkannt. Los, ich warte auf dich. Du kannst gern kommen. Ich bin darauf gefaßt.«
    Er schwieg.
    Kalt und heiß rannen die Schauer über seinen Körper. Die Augen brannten und schmerzten, als würden sie allmählich aus den
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