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0767 - Das Grauen von Milford Sound

0767 - Das Grauen von Milford Sound

Titel: 0767 - Das Grauen von Milford Sound
Autoren: Dario Vandis
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brennen. Nicht hier. EGAL.
    Noch ein Schritt.
    Es war vorbei. Nichts konnte Zamorra retten.
    Da kam die Hitze. Und der Feuersturm.
    ***
    Das Feuer breitete sich rasend schnell über die Regenbogenblumen aus - als hätte Fooly nicht lebende Pflanzenfasern mit seiner Feuerlohe bestrichen, sondern einen Haufen trockenes Stroh.
    Doch die Wurzelstränge ließen nicht etwa von ihm ab, sondern klammerten sich stattdessen fester an seinen massigen Körper. Vielleicht glaubten sie sich in seiner Nähe in Sicherheit… oder sie betrachteten ihn als Geisel. Er traute diesen verflixten Blumen inzwischen jeden noch so ausgewieften Gedanken zu.
    Als er einen zweiten Feuerstrahl entfachte, gerieten endlich auch die Wurzelstränge in Panik. Sie wellten sich, glitten durcheinander wie ein Bündel Schlangen, und ihre Enden erhoben sich zitternd in die Luft. Es war ein bizarrer Anblick, dem sich Fooly trotz seiner eigenen prekären Lage kaum entziehen konnte - denn die Ranken hatten ihn jetzt offenbar endgültig als Bedrohung eingestuft und klammerten sich an ihn!
    Verdammt, was sollte das? Er hatte damit gerechnet, dass sie ihn freigeben würden. Aber die vermaledeiten Blumen schienen höchstens daran interessiert, ihren Mörder mit ins Grab zu nehmen!
    Unaufhaltsam zerrten ihn die Stränge weiter. Fooly wehrte sich, so gut er konnte, aber das Gestrüpp der Ranken ließ ihm keine Bewegungsfreiheit. Die Hitze schien ihm die Schuppen rösten zu wollen.
    Fooly liebte Wärme - schließlich war er ein Kaltblütler und damit stärker von den Temperaturen seiner Umgebung abhängig als die Menschen -, aber man musste ja nicht gleich übertreiben.
    Er mobilisierte seine letzten Kräfte. Längst hatten sich die Lohen hinter ihm geschlossen. Er war vom Feuer eingeschlossen und konnte weder vor noch zurück. Seltsamerweise dachte er in diesem Augenblick an die eigentliche, die alte Blumenkolonie, auf die das Feuer bisher noch nicht übergegriffen hatte. Zamorra und Nicole würden nicht begeistert sein, wenn hier unten alles in Rauch aufging…
    Fooly hustete und schnappte nach Luft. Brennende Ranken schlangen sich um seine Arme und Beine, schwärzten seinen Rückenkamm.
    Hilfe , schrie er in Gedanken, sie bringen mich um!
    Er merkte kaum, dass er aus voller Kehle brüllte.
    Aber wer sollte ihn hier unten hören? Selbst wenn Nicole seinen Ruf mittels ihrer telepathischen Fähigkeiten vernahm, würde sie viel zu lange brauchen, um aus den Châteauräumen hierher zu finden.
    Und Zamorra war Zehntausende von Kilometern weit fort. Wahrscheinlich schlug er sich irgendwo mit den Unsichtbaren herum.
    Die Unsichtbaren, schoss es Fooly durch den Kopf. Sie waren Schuld an dieser Malaise! Nicht nur dass sie Zamorra ausgerechnet dann fortlockten, wenn man den Meister des Übersinnlichen einmal wirklich brauchte - ganz sicher steckten sie auch hinter diesen neuen Kellerblumen.
    Abermals versuchte er die Ranken zu zerreißen. Aber sie schienen vom Feuer nicht zermürbt, sondern im Gegenteil zu umso stabüeren Strängen zusammengedorrt zu sein.
    Schattenhaft erblickte Fooly vor sich den Eingang des Kuppelraums. Die Hitze ließ die Luft vor seinen Augen flimmern. Er glaubte die Umrisse eines Menschen in der Tür zu erkennen, er hörte eine Stimme…
    Nicole…
    »Nicole?«, krächzte und hustete er. »Ich kann nichts dafür… die Unsichtbaren…«
    Seine Stimme versagte. Und sein Hass auf die Insektenäugigen, wie er sie nannte, verstärkte sich noch einmal. Er wollte nicht sterben, ohne sie für den Tod seines Elters bestraft zu haben!
    Er bemerkte nicht mehr, wie seine Gedanken sich im Angesicht des Todes im Kreis drehten, ineinander verwickelten und jedwede Logik einbüßten. Er dachte an Zamorra und wieder an die Unsichtbaren. Er hatte eine Heimat gefunden, und er hatte eine Aufgabe, also durfte er nicht sterben!
    Und die Blumenkolonie - die unversehrte alte Blumenkolonie - setzte seine Gedanken um und leitete den Transport ein…
    ***
    Das Geschehen lief wie ein Film vor Zamorras Augen ab. Er fragte sich seltsam unbeteiligt, ob er tatsächlich daran mitwirkte, oder ob es sich um einen Traum handelte, dessen Handlung die seltsamsten Kapriolen schlug.
    Eben noch hatte er dem Tod ins Auge gesehen, als der Unsichtbare ihn auf die Blumen zuschleppte, um ihn in seine Welt zu versetzen, wo er entweder an der fremdartigen Atmosphäre oder später auf dem Seziertisch der Unsichtbaren als Labormaus enden würde - und im nächsten Augenblick war es der Gegner selbst,
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