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0760 - Die Geisterfee

0760 - Die Geisterfee

Titel: 0760 - Die Geisterfee
Autoren: Jason Dark
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blieb nicht still. Er berührte immer wieder den Sensorknopf, schaute auch in Richtung Nottreppe, und ich wartete darauf, daß er sich umdrehte, weil er ja damit rechnen mußte, daß ihn jemand verfolgte.
    Auf der Außenskala leuchteten endlich die Nummern der Etagen auf. Der Lift kam hoch.
    Dazu wollte ich es nicht kommen lassen. Als ich hörte, wie der Killer aufatmete, machte ich ihm einen Strich durch die Rechnung und sprach ihn leise deutlich an. »Treten Sie zurück und nehmen Sie die Hände hoch, Mister!«
    Damit hatte er nicht gerechnet. Noch nicht. Vielleicht hatte er auch auf seine Wirkung als Killer gehofft und auf die Angst des anderen gebaut. Das war nun vorbei.
    Ich bewegte mich nicht, ich wartete auf seine Reaktion, und er trat tatsächlich einen Schritt zurück, wobei er sogar die Arme hob. Für dieses Wetter war er zu dick angezogen. Er trug tatsächlich einen grauen Anzug und dunkle Schuhe, wirkte wie ein Handelsreisender, der dazu vergattert ist, seine Kunden nur in Anzug und Krawatte zu besuchen.
    Aber diese Vertreter trugen normalerweise keine geladenen Waffen bei sich. Dieser Killer schon, das wußte ich. Sogar eine mit Schalldämpfer. Er hatte ja auf mich geschossen.
    »Das ist alles sehr gut, Mister!«
    »Ja, ich bin ein Menschenfreund«, erwiderte er sarkastisch.
    »Das möchte ich nicht beurteilen. Ich hätte nur gern Ihre Waffe. Seien Sie sehr vorsichtig, immer schön behutsam. Holen Sie das Schießeisen hervor, und denken Sie immer daran, daß Sie nicht allein auf der Welt eine Schußwaffe tragen.«
    »Ich weiß.«
    »Dann bitte.«
    Ich stand ziemlich günstig. Mit dem Rücken lehnte ich an der Wand und hatte meine Füße auf zwei Treppenstufen verteilt, um so eine optimale Standfestigkeit zu haben.
    Ich wußte, daß sich in der folgenden Minute die entscheidende Szene abspielte. Für den mir namenlosen Killer ging es um alles oder nichts. Entweder schaffte er den Absprung und schaltete mich durch irgendeinen Trick aus, oder ich war stärker. Dann würde er für den Rest seines Lebens nicht mehr aus dem Zuchthaus herauskommen.
    Ich war nicht der erste Polizist, der sich in einer derartigen Lage befand. Und wie zum Hohn erschien die Fahrstuhlkabine. Sogar die Tür öffnete sich automatisch, da konnte er in die Kabine schauen, in den Fluchtweg gewissermaßen, und ich sah auch, wie sich seine Haltung für einen Moment spannte.
    »Wagen Sie es nicht…« Den Rest ließ ich unausgesprochen. Er begriff ihn auch so.
    »Keine Sorge, Meister. Aber ich hätte noch eine Frage. Bist du eigentlich ein Bulle?«
    »Polizist!« korrigierte ich ihn.
    »Das ist für mich dasselbe, Bulle oder Polizist. Beide werden mies bezahlt.«
    »Für mich reicht es aus.«
    Er lachte. »Tatsächlich? Deine beschissenen Einkünfte reichen? Das würde mich aber wundern.«
    Er versuchte es wirklich mit allen Tricks. Bestechungen hatte ich noch nicht erlebt. Zumindest keine, bei denen es um Geld ging.
    »Was hältst du von zehntausend Pfund? Ich werfe meine Waffe weg oder entlade sie vor deinen Augen, dann lege ich dir das Geld vor die Füße, und du brauchst nichts anderes zu tun, als für fünf Minuten die Augen zu schließen oder nur das Geld nachzählen. Ich kenne dich nicht, ich weiß nicht, mit wem ich es zu tun habe. Ich verschwinde einfach. Du hast mich nie gesehen.«
    In mir stieg die Wut über diese Unverfrorenheit hoch. Es gab bestechliche Polizisten. In dem einen Land mehr, in dem anderen weniger. Natürlich hatten auch wir unsere Skandale erlebt, selbst Scotland Yard war davon nicht verschont geblieben, aber Polizisten, die sich bestechen ließen, gehörten glücklicherweise zur Minderheit. Da mochte man zur Polizei stehen, wie man wollte.
    »Nun?«
    »Ich will Ihre Waffe. Und ich lasse mich nicht bestechen, aber ich habe mir gemerkt, daß Sie es versucht haben. Es wird Ihrem Killerkonto noch hinzugezählt.«
    »Kann man nichts machen«, sagte er. Es hatte sich angehört, als wollte er aufgeben.
    Damit rechnete ich nicht. Typen wie dieser Mörder hatten für den Notfall immer Tricks auf Lager, und ich paßte jetzt noch mehr auf. Den linken Arm ließ er oben, dafür bewegte er den rechten und hörte dann meine Aufforderung, sich umzudrehen. Ich wollte ihn anschauen, wenn er sein Mordinstrument zog. Wenn er mir den Rücken zudrehte, war er mir doch der Kontrolle zu sehr entglitten.
    Er gehorchte mir auch und drehte sich um, aber anders, als ich es gewollt hatte.
    Plötzlich wurde er schnell.
    Ein Schrei löste
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