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076 - Mimikri

076 - Mimikri

Titel: 076 - Mimikri
Autoren: Horst Pukallus
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sich der klebrige Auswurf - und riss die Lesh'iye aus der Luft hinab auf den Dorfplatz.
    Sie prallten in eine dünne, sämige Masse, die wie eine Schimmelschicht über allem lag. Die Substanz begann zu quirlen. Mit rasender Schnelligkeit umfing sie die beiden Rochenwesen mit ihrer flockigen, aber festen Masse. Dabei passte sie sich der Farbgebung jeder Oberfläche an, über die sie sich ausbreitete, und bildete so eine grobe Nachbildung der Objekte.
    Auch die Dorfbewohner waren in solche organische Kokons eingehüllt worden. Lebend, aber unfähig zu jeglicher Regung harrten sie ihrem ungewissen Schicksal.
    Weder rührte ihr Los die Lesh'iye
    zum Mitleid, noch fühlten sie sich durch die eigene Gefangenschaft ernsthaft bedroht. Lesh'iye existierten einzig für die Pflichterfüllung.
    Ohne den Vernichtungsbefehl zu vergessen, gaben sie der Beobachtung gegenüber der Verteidigung den Vorrang.
    Es sollte festgestellt werden, was den Fehlschlag des Experiments ausgelöst hatte. Diesen Ermittlungen kam absolute Priorität zu.
    Die Lesh'iye öffneten ihren Geist, nahmen die schwachen telepathische Impulse der wuchernden Masse auf.
    Deren primitives Ego suhlte sich in Visionen von Allmacht und Expansion.
    Unter Einsatz ihres gesamten Rezeptorenkomplexes sammelten die
    Lesh'iye Daten über das barbarisch entartete Biomaterial. Zusätzlich saugten sie Fetzen der Kokons auf und unterzogen diese einer chemischen Analyse.
    Gehooorcht mir , röchelte unversehens die mentale Stimme des Renegaten.
    Leistet keinen Wiiiiderstand. Beugt euch meinem Wiüillen.
    Die beiden Lesh'iye erlebten eine unangenehme Überraschung. Von der ungeschlachten Missgeburt ging eine starke Suggestivkraft aus.
    Dies veränderte die Situation grundlegend.
    Immerhin war die Suggestion wirksam genug, um ihnen die Anwendung ihrer organischen Waffen unmöglich zu machen. Dies gefährdete die Ausführung des Auftrags.
    Doch die Lesh'iye wären kein Musterbild der Pflichtreue gewesen, wenn die hypnotische Ausstrahlung eines gescheiterten Retortenexperiments sie gänzlich handlungsunfähig gemacht hätte. Ihre Strukturierung hielt im innersten Kern ihrer Existenz jederzeit aktionsbereite Eigenständigkeit aufrecht.
    Gehooorrrcht mir , grollte die Renegatenmaterie.
    Beugt euch miiir ohne Wiiiiderstand…
    Während der eine Lesh'iye in aller Ruhe die Datensammlung vervollständigte, entsandte der zweite Rochen ein telepathisches Leitsignal. Anschließend wartete das Paar geduldig.
    Gehooorrrcht , knurrte das Renegatenwesen.
    Gehooorcht meinem Wiiillen.
    Gehooorrrcht ohne Wiiiiderstand …
    Leidenschaftslos bemerkten die
    Lesh'iye , dass ihre Kokons langsam zum Verdauungstrakt des missratenen Geschöpfs rückten. Offenbar hatte es die Absicht, sie seinem Organismus zuzuführen.
    Dazu sollte es nicht kommen. Es dauerte nicht lange, bis sich im Süden ein schwarzer Fleck am Himmel zeigte und innerhalb kurzer Frist zu einer Wolke fliegender Lebewesen zerfächerte: Ein vielköpfiges Geschwader
    Lesh'iye raste heran.
    Damit wendete sich das Blatt. Ein spürbarer Ruck ging durch den amorphen Leib der Mutation. Sie verzichtete auf ihr Vorhaben. Die Tarnfarben zerflossen und die Kreatur zeigte ihre eigentliche Färbung: ein blasses Gelb mit bläulicher Maserung. Sie gab die Kokons mit den umhüllten Menschen und
    Lesh'iye auf und floh in panischer Eile Richtung Meer. Langgezogene, wütende Pfeiflaute gellten aus feinen Luftkanälen ihres schwammigen Gewebes, als sie sich schwerfällig über den Deich wälzte.
    Gerade gingen die Rochenwesen zum Sturzflug über, da floss die Körpermasse des entarteten Mutanten von der Uferböschung in die Fluten der See. Das eiskalte Wasser schwappte mit schaumigem Brodeln über ihr zusammen.
    Zwei Lesh'iye schwangen sich hinab zu den Kokons und überquerten sie im Tiefflug. Die Widerhaken ihrer Schwanzspitzen trennten die Hüllen, in denen ihre beiden Artgenossen gefangen waren, der Länge nach auf. Unverzüglich schüttelten die Befreiten die Überreste der Kokons ab und schlossen sich den anderen Lesh'iye an.
    Jagen, jagen, jagen…
    Die Hälfte des Geschwaders stürzte sich kopfüber in die See, um die Verfolgung des Flüchtigen aufzunehmen.
    Gischtige Fontänen spritzten empor und überschütteten das Ufer mit Nässe.
    Dagegen schwärmte die zweite Hälfte weithin über das von Nebelschwaden verhangene Meer aus, um den Flüchtigen bei einem eventuellen Auftauchen sofort orten zu können.
    Jagen, jagen, jagen …
    Es zählte nicht zum
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