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0759 - Werwolf-Wahnsinn

0759 - Werwolf-Wahnsinn

Titel: 0759 - Werwolf-Wahnsinn
Autoren: Jason Dark
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und noch mehr war er auf die Insel inmitten des Gewässers gespannt.
    Dort stand die alte Burg, von dort aus fand das Grauen seinen Weg bis zu den Menschen hin.
    Er wußte noch nicht, ob es schon in dieser Nacht sein Ziel werden würde, wahrscheinlich nicht, denn zusammen mit John Sinclair standen die Chancen besser.
    Die Sonne war dabei, sich zu verabschieden. Sie hatte den Himmel mit einem blutroten Schein übergossen. Golenkow hoffte stark, daß dies kein unheilvolles Omen war, denn Blut war in diesem Fall schon genug geflossen.
    Das Dorf wirkte wie ausgestorben. Eigentlich hätten bei diesem Wetter die Menschen vor ihren Häusern im Freien sitzen müssen, aber sie blieben hinter den dicken Wänden, als hätten sie allesamt den Befehl dazu bekommen.
    Es hatte sich natürlich herumgesprochen, was da im Leichenhaus geschehen war, aber die Furcht der Bewohner vor der unheilvollen Bedrohung war nicht vergangen.
    Wladimir schloß das Fenster. Er mußte es fest andrücken, weil es doch klemmte. Dann drehte er sich um und zog die dünne Jacke von der Stuhllehne hoch. Gelassen streifte er sie über, und ebenso gelassen überprüfte er seine mit geweihten Silberkugeln geladene Pistole, die er seit einiger Zeit immer bei sich trug. Er dachte daran, daß geweihte Silberkugeln auch für Werwölfe tödlich waren, und so hoffte er, daß er sie irgendwann einmal erwischen würde.
    Er steckte die Waffe ein und ging auf die Tür zu. Sie knarrte, als er sie öffnete. Es machte ihm nichts aus. In diesem Anbau wohnte er allein.
    Die Treppe bestand aus Holz. Ihre Stufen waren nicht glatt poliert worden, deshalb konnte man auf ihnen auch nicht ausrutschen. Vor der schmalen Haustür blieb er stehen und schaute durch das kleine Fenster daneben.
    Niemand ließ sich auf der Straße blicken. Die Häuser warfen die ersten Schatten, ohne den Ort allerdings schon in eine Dunkelheit zu tauchen. Um diese Zeit spielten normalerweise Kinder auf den Straßen, doch auch sie waren nicht mehr zu sehen. Man hielt sie in den Häusern. Die Angst lag wie ein böser Geist über dem Ort. Wladimir schob die Holztür auf und trat ins Freie.
    Die Luft stand.
    Sie hatte auch an Feuchtigkeit zugenommen. Das passierte jeden Abend, es lag an der Nähe zum Wasser, denn auf den beiden Seen bildeten sich immer Dunstwolken.
    Den Weg kannte Wladimir genau, sogar eine Abkürzung, denn dann brauchte er nicht quer durch den Ort.
    Er lief an einigen Schweineställen vorbei und hörte jenseits der Mauern das Grunzen der Tiere.
    Auch sie schienen ihm unruhiger zu sein als sonst, als würden sie ebenfalls spüren, daß sich in diesem Ort etwas Schreckliches anbahnte.
    Golenkow lief ein Stück über ein kleines Rübenfeld. Rechterhand lag der Bahnhof. Das alte Gebäude stand dort wie eine übergroße, umgekippte Streichholzschachtel. In seinem Schatten hatte früher ein Stalindenkmal die Menschen an alte Zeiten erinnern sollen. Jetzt gab es das Standbild nicht mehr. Es war zerstört worden.
    Zum See hin verloren sich die Felder. Manchmal trat er über die Ufer, dann zählte die Gegend, durch die der Russe schritt, zum Überschwemmungsgebiet. Auch jetzt war der Boden noch weich und hatte viel Wasser gespeichert.
    Es war ein flaches Gewässer, auf dem sich kaum Wellen abzeichneten. Die Dämmerung hatte sich freie Bahn verschafft und veränderte auch die Farbe der Oberfläche.
    Sie schimmerte in einem satten Bleigrau. Über ihr segelten die letzten Vögel wie dunkle Schatten.
    Auch sie würden sich bald einen Schlafplatz für die Nacht suchen.
    Wladimir fand einen ausgetretenen Pfad, dem er folgte. Der Weg endete dort, wo das Ufer des Sees begann. Hier bildeten Schilf und auch hohes Unkraut eine Einheit und einen so dichten Gürtel, der nur an wenigen Stellen durchlässig war. Dort ankerten dann auch die Boote, wie Wladimir wußte.
    Einmal blieb er stehen und schaute zurück. Es gab keinen, der ihm folgte. Der Umriß des Dorfes malte sich ab, als hätte jemand ein übergroßes Spiel aufgebaut. Der Himmel kam ihm vor wie eine Bleidecke, die nach unten gesunken war. Nur im Westen zeigte er noch den Hauch eines rötlichen Schimmers. Dort verabschiedete sich die Sonne endgültig, um erst Stunden später wieder an der gegenüberliegenden Himmelsrichtung zu erscheinen.
    Was Wasser und dessen Nähe war auch ein guter Platz für unzählige Insekten. Sie umschwärmten den einsamen Mann wie Tänzer. Sie zuckten hin und her. Sie landeten auf seinem Gesicht, den Armen und Händen. Mehr als
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