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0759 - Werwolf-Wahnsinn

0759 - Werwolf-Wahnsinn

Titel: 0759 - Werwolf-Wahnsinn
Autoren: Jason Dark
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und schwang nicht nach. Oleg Blochin bekam eine Gänsehaut.
    Es war so abgesprochen worden, und der Küster hatte sich an das Versprechen gehalten.. Er würde dafür eine Stange Zigaretten von Wladimir Golenkow erhalten.
    Nach dem fünften Bimmeln verstummte die Glocke. Blochin ballte die Hände. Er wußte, was folgen würde, und er freute sich, daß er es noch früh genug geschafft hatte. Alles andere wäre fatal gewesen. Er hatte zum Glück auf seine Frau Irina gehört.
    Dann hörte er den ersten Schuß.
    Blochin erbleichte. Er blickte stur auf das krumme Haus. Hoch darüber stand die Sonne wie eine blank polierte Scheibe am Himmel.
    Der nächste Knall.
    Blochin strich fahrig über sein Gesicht, denn er wußte genau, was das zu bedeuten hatte.
    Wieder wartete er mit laut klopfendem Herzen auf eine Reaktion aus der Leichenhalle und zuckte auch jetzt noch zusammen, als der dritte Schuß aufklang.
    Kurze Zeit später - nach dem vierten - bekreuzigte er sich. Jetzt war alles vorbei. Wladimir Golenkow hatte seine schreckliche Pflicht und Schuldigkeit getan. Die Opfer hatten ihren Frieden. Auch Oleg Blochin faltete die Hände. Dabei senkte er den Kopf und schaute auf seine staubigen Schuhspitzen, während seine Lippen krampfhaft zuckten. Es war zu Ende. Er wartete darauf, daß Wladimir Golenkow die Leichenhalle verließ und zu ihm kam.
    Der ehemalige KGB-Mann ließ sich Zeit. Vielleicht kam sie Blochin auch nur so lange vor. Er drehte seinen Kopf dem warmen Wind zu und ließ sich von ihm die Haare zurückkämmen.
    Im Ort war es still. Die Menschen hatten Bescheid gewußt, aber keiner traute sich auch nur in die Nähe der Leichenhalle. Sie wollten mit dem Grauen nichts zu tun haben, obwohl sie unwahrscheinlich unter er Tat litten.
    Sie würden auch weiterhin darunter leiden, denn die Gefahr war längst nicht vorbei.
    Es gab den Mörder noch. Nein, das war kein Mörder, das war schon ein Untier, eine verfluchte Bestie.
    Von innen her öffnete sich die Tür der Leichenhalle, und mit langsamen Schritten verließ Wladimir Golenkow das graue Haus. Blochin konnte das Gesicht des Mannes nicht sehen, weil dieser den Kopf gesenkt hielt, aber er konnte sich gut vorstellen, was sich hinter dessen Stirn abspielte. Das war keine Arbeit für jeden gewesen, das war das Grauen pur, das war…
    Golenkow unterbrach Blochins Gedanken, indem er ihm zuwinkte. Ein Zeichen, daß alles in Ordnung war.
    Blochin stand auf. Dabei holte er tief Atem. Er schaute seinem Freund entgegen. Wladimir ging sehr langsam und gebückt. Er trug eine unsichtbare Last, und die Füße schleiften über den Boden. Es fiel ihm schwer, die Beine anzuheben.
    Blochin sagte nichts. Erst als Golenkow vor ihm stehenblieb, hob er seine Hand und legte sie ihm auf die Schulter. Wladimir gab dem Druck nach. Diesmal setzte er sich auf den Stein, der groß genug für beide Männer war.
    Sie schwiegen.
    Golenkow starrte ins Leere, und Blochin beobachtete ihn von der Seite her. Er sah Schweiß auf der Stirn des Mannes.
    Golenkow wollte nicht sprechen, nicht jetzt. Er hatte sich von der Leichenhalle weggedreht und schaute zum Dorf hinüber und zu dem dahinterliegenden See. Die Wasseroberfläche war glatt wie ein Spiegel und reflektierte die Sonne.
    »Ich habe sie erlöst«, sagte Wladimir nach einer Weile und stöhnte auf. »Vier Schüsse, vier Kugeln.« Er schlug die Hände vor sein Gesicht und schüttelte den Kopf.
    Blochin konnte sich vorstellen, wie ihm zumute war. Er wollte etwas dagegen tun und faßte in die Innentasche seiner abgewetzten Jacke. Dort hatte er die flache Flasche mit dem Wodka versteckt. Er holte sie hervor, zog den Korken aus der Öffnung und hielt Wladimir die Flasche hin. »Hier, trink. Das tut gut.«
    Golenkow nickte. Er setzte die Flasche an, nahm einen kräftigen Schluck und schüttelte sich, weil das Zeug warm geworden war. Es brannte in seiner Kehle ebenso wie im Magen, räumte dort richtig auf, und Golenkow konnte nicht anders, er mußte husten, wobei er einen krebsroten Kopf bekam.
    »Nicht gut?«
    Wladimir keuchte noch immer. Er rang nach Luft. »Himmel, was ist das für ein Sprit?«
    »Die Bauern brennen ihn selbst.«
    Golenkow schüttelte sich. »Damit kannst du Menschen vergiften.«
    »Sie haben nichts Besseres. Aber manchmal hilft es, Towarischtsch. Das hast du selbst erlebt.«
    »Sicher, es verbrennt mir den Magen.« Er schüttelte sich und rieb sogar Tränen aus seinen Augen.
    Dann stieß er scharf die Luft aus, holte Zigaretten hervor und bot
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