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0759 - Die Nacht der Höllenfürstin

0759 - Die Nacht der Höllenfürstin

Titel: 0759 - Die Nacht der Höllenfürstin
Autoren: W.K. Giesa
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eingeschlagenen Weg zu stolpern oder nicht zu stolpern… und danach, sich wieder zu erheben und weiterzugehen oder von einem Auto überfahren zu werden…
    Und jede dieser aufeinander aufbauenden Wahrscheinlichkeiten barg eine neue Zukunft in sich. Auf dem anderen Weg träfe der Mensch vielleicht auf die Traumfrau seines Lebens oder nicht, heiratete sie oder nicht - schon vervielfältigten sich die Möglichkeiten ins Unüberschaubare.
    Und niemand konnte genau sagen, ob die Wahrscheinlichkeit der jeweils »anderen« Zukunft wirklich auf Null sank, wenn man die »andere« Entscheidung traf. Als einst durch einen Eingriff der DYNASTIE DER EWIGEN die Echsenwelt entstand, auf der nicht die Säuger und damit die Menschen, sondern die Reptilien die beherrschende Rolle übernahmen beziehungsweise behielten, hatten beide Welten auch Jahrmillionen nebeneinander existiert. Langfristig sank dabei zwar die Existenzwahrscheinlichkeit der Echsenwelt, sodass sie schließlich im Nichts verging, aber sie hatte definitiv existiert! Selbst ein Teil ihrer Bewohner existierte heute noch - die überlebenden Sauroiden waren zum Silbermond evakuiert worden.
    Wenn es schon parallele Welten gab, warum sollte es dann nicht auch parallele Zukünfte geben, über die bis jetzt noch nicht entschieden war, weil jemand die diesbezügliche Entscheidung noch nicht getroffen hatte? Wie sähe die Welt heute aus, wie würde sie morgen aussehen, wenn die von Terroristen gelenkten Flugzeuge das World Trade Center im September 2001 nicht zerstört hätten?
    Alles war möglich.
    Deshalb konnte es durchaus sein, dass in der realen Zukunft Merlin lebte und Asmodis in eine irreale Zukunft geraten war - oder umgekehrt! Die Entscheidung darüber musste sicher erst noch fallen.
    Dieses pragmatische Denken wollte Nicole nicht gefallen, aber auch sie konnte sich der Logik der Vielfalt nicht völlig entziehen.
    »Bist du nun deshalb hergekommen, um die Entscheidung für eine von dir gewünschte Zukunft zu erzwingen?«, fragte sie.
    »Das kann niemand«, sagte Asmodis. »Weil niemand so exakt vorausplanen kann, dass er genau die richtige Reaktion auslöst. Vergiss nicht, dass diese Entscheidungen für die eine oder die andere Entwicklung nicht nur von uns Anwesenden getroffen werden, sondern von Milliarden Menschen überall auf der Welt zugleich. Und von Millionen und Milliarden Dämonen und Geistern, von ungezählten fremden-Völkern, die auf anderen Planeten oder in anderen Dimensionen leben. Etwas in eine bestimmte Richtung lenken kann man erst, wenn es bereits geschehen ist, aber wir wissen alle doch auch, dass dadurch Paradoxa entstehen können, die das Multiversum an die Grenze des Zusammenbruchs bringen.«
    Zamorra nickte abermals.
    Das letzte Paradoxon hatte die Spiegelwelt entstehen lassen und damit das komplette Universum mit all seiner unglaublichen Vielfältigkeit einfach verdoppelt.
    Aber es hatte auch sein müssen, um die Erde vor einer Invasion durch die DYNASTIE DER EWIGEN zu bewahren. Trotzdem fragte sich Zamorra manchmal, ob der Preis, den sie nun dafür zahlten, nicht zu hoch war. [3]
    »Warum also bist du hier?«, hakte Nicole nach.
    »Ich suche Rat«, sagte Sid Amos. »Nicht mehr und nicht weniger. Merlin braucht Hilfe, doch ich weiß nicht, wie ich sie ihm zukommen lassen kann. Ich weiß längst nicht mehr, seit wie vielen Jahrtausenden ich schon lebe. Aber -gerade in diesem Fall habe ich keine Erfahrung…«
    ***
    Einen Moment lang glaubte Nicole, ihr Herzschlag setze aus. Entgeistert starrte sie Asmodis an.
    Dann atmete sie tief durch.
    Sie hatte ihm immer äußerst skeptisch gegenübergestanden. ›Teufel bleibt Teufel‹, war ihre Devise. Sie traute ihm nicht über den Weg. Dass sie ihn beim Kampf um den Höllenthron gerettet und in Merlins Burg gebracht hatte, war eine andere Sache. Doch jetzt…
    Asmodis, -der Supermacho, der großspurige Herrscher, der Alleskönner, der einstige Fürst der Finsternis, lange Zeit einer der mächtigsten Dämonen der Hölle und auch heute noch mächtig, nachdem er der Hölle den Rücken gekehrt hatte - er, dem Nicole diese Abkehr nie wirklich geglaubt hatte - er gestand eine Schwäche ein!
    Er war in Sorge um seinen Bruder, und er war ratlos!
    Er, der über Leichen ging, der in seiner Amtszeit selbst seinesgleichen gnadenlos in den Tod geschickt hatte, hatte Angst um ein Wesen, das lange vor ihm die Seiten gewechselt hatte - und das wirklich und nachprüfbar!
    Ihr lag eine spöttische Bemerkung auf der
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