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075 - Der Kopfjaeger

075 - Der Kopfjaeger

Titel: 075 - Der Kopfjaeger
Autoren: Neal Davenport
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Entsetzen.
    „Sie sind ein Scheusal.“ Keuchte sie und riß verzweifelt an den Lederschlaufen.
    De Buers Gesicht wurde ernst.
    „Beleidigungen helfen Ihnen nichts“, sagte er. „Ich werde Ihnen erzählen, was ich mit Ihnen vorhabe.“
    De Buer zog einen Stuhl heran, setzte sich und schlug die Beine übereinander.
    „Bis jetzt experimentierte ich fast ausschließlich mit Männern“, sagte er. „Aber jetzt werde ich auch Frauen heranziehen. Kann ganz interessant werden.“
    „Sie sprechen immer von Experimenten“, sagte Sybill. „Was …“
    „Unterbrechen Sie mich nicht immer!“ brummte de Buer ungehalten. „Sie werden alles erfahren. Zu Beginn experimentierte ich mit Toten. Ich versuchte, sie zum Leben zu erwecken, sie mit dem Geist von Verstorbenen zu beseelen. Die Ergebnisse waren recht vielversprechend. Ich hatte einige recht schöne Erfolge, aber sie konnten mich nicht befriedigen. Ich wollte einen perfekten Menschen schaffen. Aus verschiedenen Leichen setzte ich einen Mann zusammen. Ich nahm dazu Körperteile von fünf verschiedenen Männern und Frauen und setzte auf den leblosen Körper einen lebenden Schädel.“ De Buer grinste. „Pierre Gormats Kopf.“
    Sybill schloß vor Entsetzen die Augen.
    „Gilbert Sanson hatte mich auf einen guten Gedanken gebracht“, fuhr de Buer fort. „Er wollte den Geist seines Urahnen Charles-Henri Sanson de Longval herbeirufen. Ich stellte mir das sehr amüsant vor, und so war es auch. Zusammen mit Gilbert Sanson führten wir eine Geisterbeschwörung durch, die tadellos klappte. Pierre Gormats Geist verschmolz mit dem von Charles-Henri Sanson. Aber dann traten die ersten Schwierigkeiten auf. Sansons Geist war eindeutig stärker, und er beherrschte Pierre Gormat. Durch diesen Kampf kam es zu Störungen. Der von mir geschaffene Mensch entzog sich teilweise meiner Kontrolle. Er machte sich selbständig. Charles-Henri Sanson starb als Wahnsinniger, und es paßte ihm gar nicht, daß er aus dem Jenseits zurückgeholt worden war. Ich versuchte, ihn auszuschalten, doch der wirre Geist, der den künstlichen Körper beherrschte, ließ sich von mir nicht beeinflussen. Er ist immun gegen meine Angriffe. Mir bleibt jetzt keine andere Wahl, als einen neuen Körper zu schaffen, der den Henker von Paris ausschalten soll. Und das werden Sie sein.“
    Sybill war unfähig, etwas zu sagen.
    „Ich werde einen Homunkulus schaffen, der unbesiegbar ist. Aber dazu sind noch einige Experimente notwendig. Und ich werde sie an Ihrem Körper durchführen.“
    „Sie sind wahnsinnig!“ brüllte Sybill.
    „Schreien Sie nur.“ De Buer lachte. „Niemand wird Sie hören.“
    Er stand auf, schob den Stuhl zurück, schaltete die Operationslampe ein, und Sybill schloß die Augen.
    „Keine Angst“, sagte er. „Sie werden nicht sterben. Ganz im Gegenteil! Ich werde aus Ihnen eine perfekte Schönheit machen. Sie bekommen neue Hände, üppigere Brüste und längere Beine.“
    De Buer tätschelte flüchtig ihren Bauch, und Sybill schauderte.
    „Fassen Sie ich nicht an!“ schrie sie.
    De Buer lachte.
    „Ich werde jetzt alles zur Operation vorbereiten.“ Er zog den Instrumentenschrank neben den Operationstisch, dann verschwand er hinter Sybill und schob einige Apparate näher heran.
    Eine Krankenschwester und ein junger Mann, der einen Arztkittel trug, betrat den Operationssaal. Sybill fielen die ausdruckslosen Augen der beiden auf. Der Mann schob eine kleine Bahre vor sich her, auf der ein Glaskasten stand.
    „Sie werden nichts spüren, Sybill“, sagte de Buer. „Sie bekommen eine Narkose, und wenn Sie aufwachen, ist alles vorbei.“
    De Buer öffnete den Glaskasten und griff hinein. Dabei wandte er Sybill den Rücken zu. Als er sich umdrehte, lag ein teuflisches Lächeln, um seinen Mund. In seiner Rechten hielt er eine schlanke, gepflegte Frauenhand.
    „Das ist eine der Hände, die Sie bekommen werden“, sagte de Buer.
    Sybill fiel in Ohnmacht.
    De Buer legte die Hand in den Glaskasten zurück und lachte.
     

     
    Endlich war es mir gelungen, die Tür zum Operationssaal zu öffnen. Melville hatte sich gegen die Wand gelehnt. Er war noch immer ziemlich schwach. Ich packte ihn, schob ihn in den Vorraum, zog die Tür zu und sperrte wieder ab.
    Der Raum war bis auf einen Tisch und einen Stuhl leer. Ich setzte Melville auf den Stuhl, schlich zur Schwingtür, öffnete sie einen Spalt und lauschte. Deutlich erkannte ich de Buers Stimme. „Mundschutz und Handschuhe!“ sagte er
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