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0748 - Maori-Zauber

0748 - Maori-Zauber

Titel: 0748 - Maori-Zauber
Autoren: Austin Osman
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Und bis er sie endlich hochscheuchen durfte, dauerte es noch zwei satte Stunden.
    Das Wetter war so gut, dass die Fahrt schon fast langweilig zu werden drohte. Für diesen Teil des Atlantiks und vor allem für diese Jahreszeit hatten sie tatsächlich in den Goldtopf gegriffen. Da konnte sich Norlund an ganz andere Überfahrten erinnern…
    Der Wind kam von schräg achtern, wie bestellt, blies stetig in eine Richtung. Die Dünung war nur schwach.
    Im Grunde, sagte sich Mikkel Norlund und gönnte sich ein weiteres Gähnen, kam ihm das Wetter sehr entgegen. Denn die sieben Leutchen, die da unten friedlich schnarchten, waren alles andere als geübte Seebären. Drei von ihnen waren sogar zum ersten Mal auf einem Segler und hatten bei den drei oder vier Gelegenheiten, als die See hochging, auch prompt würgend über der Reling gehangen.
    Norlund konnte sich nicht erinnern, jemals eine Crew von solchen Pfeifen unter seinem Kommando gehabt zu haben. Nun, so was konnte eben passieren, man konnte sich die Kundschaft nicht aussuchen.
    Skipper Norlund warf einen Blick auf die schwach beleuchtete Kompassrose vor ihm und kontrollierte die Segel. Er lauschte kurz auf das Geräusch der Wellen, die von achtern unter dem Rumpf der Maren K. durchliefen, und nahm den Faden seines letzten Gedankens wieder auf.
    So langsam wurde er zu alt für dieses Geschäft. Überführungsfahrten von Privatj achten und gleichzeitig Segelunterricht für Leute, die während der Fahrt schuften mussten und dafür auch noch zahlten. Früher war das ein tolles Leben gewesen. Inzwischen sehnte sich Norlund heimlich danach, irgendwo am Mittelmeer zu hausen und die Höhe der Summe auf seinem Bankkonto zu reduzieren. Vielleicht noch ein wenig Segelunterricht oder Törns mit Touristen durch die griechische Inselwelt, aber das sollte es dann auch gewesen sein.
    Die Maren K. krängte leicht nach Backbord, als eine Bö in die Segel fuhr. Norlund machte sich nicht die Mühe zu reagieren. Nach einigen Sekunden flaute die Bö ab, und das Segelschiff richtete sich wieder auf.
    Ja, die Maren K. war ein gutes Schiff. Eher solide als elegant, eher brav als schnittig, und die Jüngste war sie auch nicht mehr. Trotzdem war es selbst im Januar kein übermäßiges Risiko, sie von Florida, wo der Eigner den letzten Sommer und Herbst verbracht hatte, in das Mittelmeer zu verlegen.
    Der Mann im Cockpit fröstelte und zog den Kopf wie eine erschrockene Schildkröte in den Kragen zurück. Er griff zu seinem Kaffeebecher, nahm einen Schluck und verzog das Gesicht, weil die Brühe inzwischen eiskalt geworden war.
    Plötzlich setzte Mikkel Norlund den Becher scheppernd ab und hob lauschend den Kopf. Was war das? Es war nicht das Pfeifen des Windes in der Takelage, nicht das Summen gespannter Drahtseile, nicht das Rauschen des Kielwassers. Aber es war auch nicht das Scheppern irgendeines unbefestigten Gegenstandes. Es klang wie -Trommeln!
    Norlund kniff die Augen zu engen Schlitzen zusammen und warf einen Blick in die Runde. Da war nichts als die graue Dämmerung, die graue See, der graue Dunst, der den Horizont einengte.
    Trotzdem konnte sich Mikkel Norlund nicht entspannen. Er ging in Gedanken jede Möglichkeit durch und kam immer wieder zu dem Ergebnis, dass von dort draußen ein Trommeln erklang. Und die Schläge wurden jetzt lauter und lauter.
    Und dann sah Mikkel Norlund, woher das Trommeln stammte. Sein Gesicht wurde zu einer Maske hilflosen Erstaunens. Er riss den Mund auf und starrte glotzäugig in die entsprechende Richtung. Er sah es, ja, er sah es, aber eine Instanz in seinem Geist weigerte sich, das Gesehene als Tatsache zu akzeptieren.
    Es war eine Insel, die sich schnell näherte. Eine Insel mit flachem Sandstrand, hinter dem sich der Rand eines dichten grünen Urwalds erhob, der die gesamte Insel bedeckte. Auch die beiden kegelförmigen Berge waren bis knapp unterhalb der steilen Spitzen von dem sattgrünen Urwaldfilz bedeckt.
    Die Insel näherte sich mit rasender Geschwindigkeit. Zugleich schwoll das Trommeln zu einem donnernden Dröhnen an, das die Luft zum Vibrieren brachte. Die schnelle Annäherung der Insel hatte die Leichtigkeit und die Unvermeidbarkeit, die Norlund sonst nur in seinen Albträumen erlebt hatte.
    Jetzt konnte er sehen, dass die Insel schwebte! Sie schwebte über dem Wasser, und ihr Gleiten riss ein Feld von kabbeligen, steilen Wellen aus der sanften Dünung.
    Kanus mit geschnitzten Figuren am Bug lagen am Strand. Dahinter war ein Dorf mit
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