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0748 - Maori-Zauber

0748 - Maori-Zauber

Titel: 0748 - Maori-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Austin Osman
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schwamm sie zurück zum Strand und ließ sich genüsslich von der Sonne wärmen. In der Ferne erblickte sie zwei Männer, die sich langsam entfernten. Der eine war in einen traditionellen, schön gearbeiteten Mantel gehüllt.
    Später, als die Frau fröhlich summend die Bucht verließ, kreuzte sie den Weg der beiden.
    Es hätte ihr auffallen können, dass im Sand nur die Spur eines Mannes zu sehen war, aber darauf achtete sie nicht.
    Es war ein solch perfekter Morgen…
    ***
    Der erste Eindruck war Wut. Unmenschliche und unbeschreibliche Wut, die sich wie ein schwarzes Sonnenfeuer zusammenballte, sich selbst auffraß und doch nie abnahm. Trotz der Dunkelheit in dem Gewölbe glaubte der Mann, die Gestalt Stygias deutlich zu sehen.
    Die Aura der Dämonin war so atemberaubend, dass man keine Augen benötigte, um sie zu erkennen. Das Bild brannte sich trotz der umgebenden Schwärze in das Hirn des Mannes ein, quälte und erschreckte ihn.
    Er beugte sich stöhnend vor und drückte die Fäuste in die Augenhöhlen, bis rote Flecken vor seinen Pupillen tanzten. Trotzdem blieb das scheußliche Bild, das in ihm selbst war. Er konnte es so wenig löschen, wie er eine Schuld löschen konnte.
    Befriedigt fauchte Stygia und lockerte den mentalen Würgegriff. Der Mann entspannte sich.
    »Reicht dies, um dir meine Macht zu beweisen?«, fauchte die Dämonin.
    »Warum verplemperst du deine Macht mit Eitelkeiten dieser Art?«, antwortete der Mann.
    Er hatte sich jetzt gefasst. Das scheußliche Bild des Höllenwesens tobte weiter in ihm, aber er hatte es abgekapselt. Es gab keine Verbindung mehr zu seinen Gedanken und Empfindungen.
    Stygia registrierte das Aufleben des Mannes und wiederholte ihre Attacke. Schnell wurde ihr bewusst, dass dieser sterbliche Wicht ihr ungeahnten Widerstand entgegensetzte. Er stemmte sich ungeniert gegen die düstere Herrlichkeit ihres Zorns. Er hatte ungeahnte Kräfte - selten bei den Erdenwürmern.
    Das Fauchen Stygias steigerte sich zu einem schrillen Heulen. Die Wut der Dämonin ließ die Grundfesten des Bauwerkes erzittern. Das Mauerwerk knirschte, in der Dunkelheit rieselte Staub von der Gewölbedecke.
    Doch der Mann widerstand dem Angriff.
    »Könnten wir jetzt bitte zum Geschäft kommen?«, quetschte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Obwohl diese Worte mit größter Mühe gesprochen waren, wirkten sie auf Stygia wie ein Schwall kalten Wassers. Sie steigerte noch einmal heulend ihre Bemühungen und brach dann ab.
    »Ich rief dich nicht, damit du mir das Gehirn röstest, Herrliche«, sagte der Mann.
    »Ich weiß, was du willst«, grollte Stygia. »Lange bevor sich dein verkommener Vater mit der läufigen Hündin deiner Mutter in Schmutz und Geilheit paarte, wusste ich, dass ihr Sohn mich eines Tages rufen würde.«
    »Du lügst, Stygia, und das tust du sogar ziemlich schlecht. Ein Fünkchen freien Willens hat uns der Schöpfer dieser Jauchegrube namens Welt denn doch noch gelassen. Also spreize dich nicht vor Eitelkeit, sonst wirkst du lächerlich.«
    Diese Frechheit nahm Stygia für einen Augenblick den Atem.
    »Was, du stolzer Besitzer eines freien Willens, sollte mich daran hindern, dich in der nächsten Sekunde in die tiefsten Tiefen der Hölle zu stürzen?«, stieß sie dann hervor.
    »Wenn du selbst es nicht weißt…«
    »Mach mich nicht ungeduldig, Menschenwürmlein«, flüsterte die Dämonin. »Sag mir, warum du mich in meiner Herrlichkeit gestört und mich durch deinen magischen Firlefanz an diesen Ort gerufen hast!«
    »Ein Geschäft, Herrliche. Ich glaube, ich sagte es schon.«
    »Was willst du von mir, Wicht?«
    »Macht«, antwortete der Mann knapp.
    »Und was bietest du?«
    »Das, was du schon immer gerne gehabt hättest!«
    »Gehe mir mit deinen Spielchen nicht auf die Nerven, du Geschöpf aus Unrat und Dreck!«, brüllte Stygia.
    »Dir fehlt jeglicher Stil, Herrliche. Aber um deine Frage ausführlich und umgehend zu beantworten: Ich werde Zamorra für dich töten!«
    ***
    Mikkel Norlund erlaubte sich ein ausführliches, hemmungsloses Gähnen. Sein Atem wurde zu einer weißen Wolke, die in Richtung Bug trieb. Der Mann schaute ihr nach, dann glitt sein Blick wieder über das Großsegel und die Fock. Im grauen Licht der ersten Dämmerung stand das Tuch straff und faltenlos, als wären die Segel aus poliertem Marmor. Ein Anblick, der das Herz jedes Seglers entzücken musste.
    Schade nur, dass der Rest der Bande in den Kojen lag und an der Matratze horchte, dachte sich Norlund.

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