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0748 - Maori-Zauber

0748 - Maori-Zauber

Titel: 0748 - Maori-Zauber
Autoren: Austin Osman
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kaum Zufall sein, dass hier ein Vogel aus der Heimat der Maori auftauchte. Dafür passte es zu gut.
    »Sind Sie sich mit der Bestimmung absolut sicher, Abbé?«, fragte er trotzdem skeptisch, während er überlegte, wie das alles zusammenpassen mochte.
    »Hundertprozentig! Es gibt keinen Zweifel. Ich verstehe es nicht. Die Welt scheint aus den Fugen zu geraten! Erst gestern habe ich Hinweise dafür gefunden, dass der kreuzschnäbelige Tannenfink hier brütet, und jetzt das!« Der Geistliche betrachtete die Feder in seiner Hand und trippelte wieder los. »Ich muss mich beeilen, es ist noch ein ganzes Stück Weg bis zum Pfarrhaus, und das Unwetter bricht gleich los!«
    »Abbé, einen Moment noch!«, rief Zamorra, und tatsächlich blieb der Priester stehen. »Wenn Ihnen noch mehr Ungewöhnliches auffällt - und sei es auch nur eine Kleinigkeit - benachrichtigen Sie mich bitte! Es ist sehr wichtig. Sie wissen ja, wo Sie mich finden.«
    Der Abbé sah den Dämonenjäger einen Moment an, verwirrt über die Eindringlichkeit in Zamorras Tonfall, und nickte schließlich. »Gewiss, Herr Professor.«
    Damit wandte er sich wieder um und lief in Richtung Dorf.
    Auch Zamorra setzte sich wieder eilig in Bewegung, während bereits die ersten Regentropfen auf den Boden klatschten…
    ***
    Das Schloss war unbeleuchtet bis auf eine Laterne über dem Tor, einer weiteren über dem Eingang und einem Lichtschein, der in einem Fenster im oberen Geschoss schimmerte.
    Alles schien friedlich, doch da Nicole das Amulett gerufen hatte, war sich Zamorra sicher, dass etwas geschehen sein musste.
    Etwas, das ihm bestimmt nicht gefallen würde…
    Der Dämonenjäger konnte sich gerade noch in den Eingang retten, als die Flut losbrach. Von Regen konnte man angesichts der Wassermassen schon nicht mehr reden. Mit einem dröhnenden Rauschen stürzten sie nieder.
    Die Pforte war nicht verschlossen gewesen, was Zamorra verwunderte.
    Nachdem er die schwere Eichentür hinter sich zugedrückt hatte, lauschte er in die Dunkelheit der Gänge und Flure. Es war still, er konnte nur das Prasseln des Regens gegen die Fenster vernehmen.
    Jetzt, in der Dunkelheit, wurde Zamorra erst deutlich, dass dieses Bauwerk ein Labyrinth war. Es gab keine Treppe, die alle Stockwerke durchlaufen hätte, keinen Flur, der nicht in einen weiteren Flur mündete.
    Blitze flammten draußen auf und spendeten ein hartes, unwirkliches Licht, das durch die hohen Fenster fiel. Kantige Schatten sprangen aus dem Dunkel. Die Regenbäche an den Fenstern wandelten sich zu kriechenden Schattenschlangen an den Wänden.
    In das Röhren des Donners platzte bereits der nächste grelle Blitz.
    Zamorra hastete die Treppe hoch bis in den ersten Stock und versuchte, sich zu orientieren. Hier lauerten gotische Ungeheuer unter der Decke, bereit, sich im nächsten Blitzschein als wirre Schatten auf den Besucher zu stürzen.
    Das Donnergrollen rollte durch die verwinkelten Gänge und schuf sich sein eigenes Echo. Der Wind trieb die Regenschleier gegen die Fassade, die Tropfen prasselten wie harte Steinchen gegen das Glas.
    Nur sein Instinkt konnte Zamorra noch helfen. Er schaltete jede Überlegung aus und folgte den spontanen Entscheidungen. Eine kurze Treppe hoch, durch einen Gang, entlang an klirrenden, vom Regen gepeitschten Fenstern, dann um eine Ecke. Ein weiterer Gang, eine Wendeltreppe, eine Stufe, die ihn zum Stolpern brachte.
    Nicole braucht meine Hilfe!, hämmerte es in Zamorras Kopf, und der Gedanke trieb ihn vorwärts.
    ***
    Nicole Duval biss zornentbrannt in den Knebel und erntete damit nur einen widerlich öligen Geschmack auf der Zunge. Ein Stofffetzen drang ihr in den Hals, und sie versuchte, sich den Fremdkörper aus der Kehle zu husten, und erstickte dabei fast. Schweiß trat ihr auf die Stirn, die Augen quollen aus den Höhlen.
    Graf des Esseintes betrachtete sie mit einem höhnischen Lächeln.
    »Sie werden mir doch nicht etwa sterben wollen, Gnädigste? Bitte, wir wollen künftigen Ereignissen nicht in unziemlicher Hast vorgreifen.«
    Damit klopfte er Nicole heftig zwischen die Schulterblätter. Sie stöhnte vor Schmerz, aber immerhin verschwand das Gefühl, ersticken zu müssen.
    Plötzlich richtete sich Graf des Esseintes auf und wandte das Gesicht zur Tür, lauschte. Auch Nicole hörte jetzt zwischen den Donnerschlägen ein anderes Geräusch. Irgendwo im Schloss schepperte ein metallener Gegenstand eine Treppe hinunter.
    »Da kommt der tapfere Prinz auf seinem weißen Pferd, um die
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