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0747 - Jessicas Rächer

0747 - Jessicas Rächer

Titel: 0747 - Jessicas Rächer
Autoren: Jason Dark
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eine Arm – oder was immer es auch war – ließ mir nicht die geringste Chance zu einer effektiven Gegenwehr. Er lag einfach auf mir und hielt mich fest. Ich kam nicht hoch und auch nicht an mein Kreuz.
    Wie immer wollte ich Zeit gewinnen. Suko war sicherlich unterwegs. Wie ich ihn einschätzte, würde er die Zeitspanne von einer Stunde nicht einhalten und früher hier erscheinen. Nur wann er es sich überlegte, das war die große Frage.
    »Als ich hierher kam, sah ich eine Tote«, sagte ich und zwang mich dabei zu einer ruhigen Sprechweise. »Warum hast du diese Frau getötet? Sie hat dir nichts getan.«
    »Nein, das nicht. Aber sie hätte mich gesehen, wenn sie noch zwei Schritte weitergegangen wäre. Ich wollte nicht, dass sie plötzlich einer lebenden Puppe gegenüberstand. Deshalb musste sie sterben. Ich habe ihr mein Messer in die Kehle geworfen, aber das wird nicht deine Todesart sein. Du wirst auf eine andere Art und Weise sterben. Ich werde dich mit in meine Existenz hineinziehen. Du wirst ein Teil von mir werden, John Sinclair. Dieser Fußboden in dem Atelier soll dein Grab sein. Du wirst darin dein Leben verlieren.«
    Ich hatte Mühe, die aufkeimende Panik zu unterdrücken. Er war ein Teil des Bodens, er hatte mir bewiesen, wie stark er ihn manipulieren konnte.
    Ich konnte gegen den plötzlichen Schweißausbruch nichts tun und bemerkte gleichzeitig, wie sich die Unterlage bewegte. Wieder erinnerte mich der Boden an ein Meer oder an einen großen Sumpf, der gewaltige Wellen geschlagen hatte.
    Ich suchte meine Beine. Sie waren bis zu den Knien verschwunden. Einfach in die Masse eingetaucht, ohne dass es mir aufgefallen war.
    Schlimm…
    Ich versuchte es weiter. »Es wird dir niemals gelingen, zu überleben. Meine Freunde wissen Bescheid. Sie werden diese Wohnung durchsuchen. Sie werden alles finden…«
    »Nicht mich, wenn ich es nicht will. Ich bin die Kraft, die in einem völlig normalen Fußboden lebt. Und glaube nur nicht, dass deine Gestalt durchschimmern wird. Das ist Jessicas Rache, ihr Blutzoll. Dein Tod wird ebenso schlimm sein wie ihre Vernichtung. Denn das ist alles schon vorher festgelegt worden.«
    In mir brodelte es.
    In meinem Körper steckte ein Stück Unterwelt, gegen die ich vergeblich ankämpfte, denn ich bekam sie nicht in den Griff. Sie war ein Stück Grauen, das den Tod begleitete, der irgendwann zupacken würde, um mich in sein Schattenreich zu ziehen.
    Die direkte Umgebung bewegte sich. Der Boden schaukelte, er schwankte, er wurde zu einem Boot, das über die Wellen des Meeres gezerrt wurde. Es war alles vorhanden, und wenn ich nach rechts schielte, dann hatte ich den Eindruck, als befänden sich selbst die dort aufgebauten Puppen in Bewegung.
    Gegen das Dach trommelte der Regen. Die Tropfen vereinigten sich zu langen Regenfäden. Irgendwie war es wie in einem düsteren Film. Da sorgte die Musik für eine noch größere Spannung.
    Bei mir waren es die hart aufschlagenden Regentropfen.
    Kam ich aus dieser verfluchten Falle noch heraus?
    Es gab nur die Chance des Kreuzes. Wenn es mir gelang, es hervorzuholen, wenn ich es aktivieren konnte, sodass seine und meine Kraft ineinander flossen, würde es mir möglicherweise gelingen, diese uralte Macht zu stoppen.
    Ich versuchte es.
    Unmöglich! Noch immer presste dieser verdammte Arm meinen eigenen dicht gegen den Körper. Nicht einmal ein Zucken schaffte ich.
    Und das unerklärliche Monster über mir lachte. Es bewegte dabei den Kopf hin und her wie der Wind den Kelch einer Pflanze. Es verhöhnte mich, es wollte mir erklären, wie gering letztendlich meine Chancen waren, und das schaffte es allein durch diese Bewegungen.
    Noch konnte ich atmen. Ich würde auch schreien können. Ich holte Luft.
    Etwas wischte über mein Gesicht hinweg. Ich ekelte mich, als Feuchtigkeit über meine Lippen strich. Es war wie der Kuss eines Sumpfmonsters. Mein Gesicht zuckte, ich versuchte noch einmal, die Beine zu bewegen, aber das war nicht möglich.
    »Es ist vorbei. Jessica wird ihren Blutzoll bekommen!«, keuchte die Stimme. »Was ich versprochen habe, werde ich auch halten. Es wird über dich kommen wie eine große Welle, und kurze Zeit später gibt es keinen Unterschied mehr zwischen dir und mir…«
    Die Worte hatten mich hart getroffen.
    Im Kino kam immer der Retter in letzter Minute. Hier würde dies nicht eintreffen, obwohl Suko sicherlich auf dem Weg zu mir war.
    Ich schielte in die Höhe. Tatsächlich. Die Schatten bewegten sich von zwei Seiten
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