Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0744 - Die Verwandlung

0744 - Die Verwandlung

Titel: 0744 - Die Verwandlung
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Knebel weg, dann wollte ich mich um die Ketten kümmern. Ich hatte die Hand schon erhoben, als ich in seinen Augen eine gewisse Panik entdeckte. Gleichzeitig schienen sie hell aufzuleuchten, aber darüber konnte ich nicht mehr nachdenken, denn plötzlich war ich mir sicher, nicht mehr mit Elohim allein zu sein.
    Da war noch jemand.
    Eine Kreatur der Finsternis.
    Es gelang mir nicht mehr, mich umzudrehen oder auszuweichen. Irgend etwas erwischte mich im Nacken. Es war ein verflucht schwerer und harter Gegenstand, der dafür sorgte, daß in meinem Hirn sämtliche Lichter erloschen.
    Ich sackte zu Boden, blieb vor den Füßen des Jungen liegen, dem jetzt der Knebel abgenommen wurde.
    »Besser hätte es gar nicht laufen können«, lobte sich die Kreatur der Finsternis selbst…
    ***
    Auch ich erwachte wieder und hatte dabei den Eindruck, als wäre mein Kopf in einer Schraubzwinge.
    Der dumpfe Druck war schlimm, ich hätte mich auch gern ausgeruht, doch mein Erinnerungsvermögen hatte durch den Schlag nicht gelitten. Was da in mir hochstieg, ließ mich nicht nur frösteln, sondern warnte mich gleichzeitig.
    Ich war genau in die Falle gelaufen, die mir die Kreatur der Finsternis gestellt hatte. Und sie war sehr planvoll und gründlich vorgegangen, denn auch ich spürte die Ringe der Ketten an meinen Handgelenken. Sie waren hinter dem Rücken zusammengebunden worden, ich selbst lag auf der Seite und blieb es zunächst einmal.
    Ich wollte wissen, wo ich war.
    Den Jungen sah ich nicht mehr. Der Killer mußte ihn zur Seite gezogen haben, aber ich lag nicht in völliger Finsternis, sondern entdeckte vor mir den faserigen Schein des Kerzenlichts am Boden.
    Schräg hinter mir wuchs ein ovaler Schatten hoch, eines der mächtigen Weinfässer.
    Was würde passieren?
    Ich rief nach Elohim.
    Er gab mir auch Antwort. »Ja, ich lebe noch.«
    Das war gut.
    Dann hörte ich ein seltsames Lachen, das mich irritierte. Ich wollte darüber nachdenken, kam nicht mehr dazu, da mich das Geräusch von Tritten ablenkte.
    Sie kamen nicht gerade in meine Richtung. Die Echos hörten sich an, als wäre jemand dabei, durch das Gewölbe zu wandern, um einen Bogen zu schlagen, bevor er sein Ziel erreichte.
    Das Ziel war trotzdem ich.
    Erst wanderte der Schatten auf mich zu, dann stand die Gestalt hinter mir.
    Ich wollte mich auf den Rücken wälzen, der Druck eines Schuhs jedoch verhinderte es.
    Die Kreatur der Finsternis sprach kein Wort. Dafür bewegte sie sich.
    Eine Hand faßte in mein Haar, als wollte sie die Festigkeit überprüfen.
    Ich wurde hochgezerrt.
    Die zweite Hand unterstützte die erste, indem sie meinen rechten Ellbogen umklammerte. Man hievte mich auf die Füße, auf denen ich ziemlich wacklig stand.
    Die Umgebung schwankte vor meinen Augen. Der leichte Druck im Rücken machte mir klar, daß ich vorgehen sollte. Ich kam nur zitternd und schwerfällig voran, hatte Mühe, ein Stolpern zu unterdrücken und merkte immer wieder, daß die Schwindelanfälle in Wellen kamen.
    Es waren nur wenige Schritte bis in die unmittelbare Nähe des Kerzenlichts.
    Ich wußte nicht einmal, ob ich meine Waffen noch besaß. Mit auf dem Rücken gefesselten Händen hätten sie mir sowieso kaum helfen können. Vor mir stand der Junge. Noch immer in Ketten hängend, aber nicht mehr geknebelt. Nur in seinen Augen sah ich einen Ausdruck, der mich erschreckte. Er war so leidend und hoffnungslos, wie ich ihn nur von Menschen kannte, die mit dem Leben abgeschlossen hatten.
    Irgendwo hatte er auch recht damit, denn ich sah ebenfalls keine Chance, ihn zu befreien.
    Aber da war noch etwas anderes in seinem Blick. Ich konnte es nicht identifizieren, wußte aber, daß es mir allein galt. Sollte es eine Warnung sein, oder las ich in seinen Augen sogar den Ausdruck des Bedauerns? Ich wußte es nicht und dachte darüber auch nicht mehr nach, denn ich hörte hinter mir die Schritte.
    Die Kreatur der Finsternis nahte.
    Ich rührte mich nicht. War nicht unbedingt versessen darauf, sie zu sehen.
    Sie stand mit mir auf gleicher Höhe, aber an meiner linken Seite. Ich roch etwas…
    Ich schnupperte…
    Plötzlich schoß das Blut in meinen Kopf.
    Dann hörte ich das gemeine Lachen.
    Mein Gott, das…
    Die Kreatur der Finsternis ging an mir vorbei, drehte sich dann herum, so daß ich in ihr Gesicht schauen konnte.
    Ich bekam den Tiefschlag meines Lebens.
    Vor mir stand Jessica Long!
    ***
    Was ich in den langen Augenblicken fühlte, konnte ich kaum beschreiben. Es war einfach alles und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher