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0744 - Die Verwandlung

0744 - Die Verwandlung

Titel: 0744 - Die Verwandlung
Autoren: Jason Dark
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Finsternis. Elohim nahm die Strömung sehr deutlich auf, und der andere traf auch keinerlei Anstalten, um sich vor ihm zu verbergen.
    Er ging weiter, und hinter dem Schein der Kerzen sah Elohim jetzt eine Bewegung.
    Jemand schob sich durch die Dunkelheit.
    Er war da.
    Ein Gesicht hinter den Kerzen. Kalt und voller Haß. Hinter der Gesichtshaut schimmerte noch etwas anderes, wobei Elohim glaubte, ein zweites Gesicht zu erkennen, die Urfratze dieser unheimlichen Kreatur.
    Er schüttelte sich.
    Wieder klingelten die Ketten.
    Die Gestalt schritt um die Kerzen herum, und jetzt erst sah der Junge, daß sie ein Gefäß in den Händen hielt, auf dessen Grund etwas lag. Der sah die beiden klumpigen Gegenstände durch die dünnen Glaswände, wußte aber nicht, was sie bedeuteten.
    Die Kreatur der Finsternis kam noch einen Schritt näher, als wollte sie sich dem Jungen bewußt zeigen.
    Er kannte sie, er hatte sie im Hotel schon des öfteren gesehen, aber er war so sprachlos, daß ihm die Stimme versagte und er sich nicht traute, sie anzusprechen.
    Das tat die Kreatur. Sie redete ihn an. Und ihre Stimme war von einem Zischen oder Krächzen begleitet. Sie stellte ihm eine Frage. »Weißt du, was ich hier habe?«
    Elohim schüttelte den Kopf.
    »Ich will es dir sagen, Junge. Es sind zwei menschliche Herzen. Zwei Frauenherzen. Eines gehörte Franca Simonis…«
    »Kenne ich nicht…«
    »Weiß ich. Aber das andere Herz - weißt du, wem das einmal gehört hat?«
    »Nein!«
    »Dagmar!«
    Elohim stand still. Er konnte es nicht glauben. Er wollte es nicht glauben. Wie war es nur möglich, daß jemand so brutal war und Menschen die Herzen raubte?
    Vielleicht wäre er zusammengesunken, hätten ihn die Ketten nicht in seiner Lage gehalten. Plötzlich brannte es in seinen Augen. Er hatte das Gefühl, sie in einem Meer von Tränen schwimmen zu sehen. Der Boden unter seinen Füßen war einer gewaltigen Leere gewichen, in die er hineintauchte und wegschwamm.
    Realität und Vorstellungskraft vermischten sich miteinander, und der Junge kam damit nicht mehr zurecht.
    »Du sagst nichts…«
    Elohim konnte nicht reden. Er schaute gegen die Herzen, doch auch sie verschwammen vor seinem Blick, als würden sie sich dem Tränenwasser auflösen.
    Es war der kalte Schrecken, den er erlebte, und der Magen lag in seinem Körper wie ein eisiger Klumpen. Hinzu kam die Gänsehaut, die den Nacken bestrich und auch ein kaltes Gefühl, das wie ein Vorbote des Todes wirkte..
    Dieser Keller würde zu seinem Grab werden. Zu einer gewaltigen Gruft, denn die Person vor ihm war nicht gekommen, um mit ihm zu sprechen, sie wollte ihn töten.
    Das Gefäß mit den beiden Herzen stand auf ihren dicht zusammengelegten Händen. Die Arme waren angewinkelt, eine unbequeme Haltung, die sich änderte, als die Kreatur die Arme anhob, um dem Jungen die Beutestücke besser zu präsentieren.
    »Schau dir den Kasten an«, flüsterte sie ihm entgegen. »Auf seiner Fläche ist noch genügend Platz für ein drittes Herz. Und rate mal, wessen Herz das sein wird?«
    Elohim brauchte nicht zu raten. Er wußte auch so, daß man ihn damit gemeint hatte. Er konnte nichts sagen, er konnte sich nicht wehren, er schüttelte nur den Kopf.
    »Doch, dein Herz, Junge! Ich bin gekommen, um es zu holen, verstehst du?«
    Er brachte ein mühsames »Nein, nicht« hervor und schaute dabei zu, wie die Kreatur das Gefäß absetzte. Sie ließ es direkt neben sich stehen. Dann richtete sie sich auf und holte aus der Tasche ihrer Hose ein Tuch hervor. Lächelnd drehte sie es zusammen, so daß es in der Breite die Fläche einer Hand aufwies.
    »Ich werde dich knebeln müssen, Kleiner«, sagte die Kreatur, »denn ich weiß nicht, ob man mir bereits auf der Spur ist. Wahrscheinlich wird dies so sein, aber ich lasse mir meine Pläne nicht kaputtmachen. Ich habe sehr lange daran gearbeitet und erst hier die große Chance gesehen, sie zu erfüllen. Man darf uns nicht auf die Spur kommen, aber was erzähle ich dir da? Das weißt du ja selbst am besten.« Die Person trat dicht an Elohim heran, der jetzt noch überlegte, ob es Sinn hatte, seine Angst hinauszuschreien.
    Er tat es nicht.
    Es wäre auch zu spät gewesen, denn das Tuch huschte an seinem Gesicht vorbei und verwandelte sich in den folgenden Sekunden in einen Knebel, der es ihm unmöglich machte, durch den Mund Luft zu holen oder auch nur zu schreien.
    Durch die Nase konnte er noch atmen, das war auch alles. Er verdrehte die Augen, er bewegte sich auch,
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