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0743 - Finsternis

0743 - Finsternis

Titel: 0743 - Finsternis
Autoren: Jason Dark
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werden.«
    Nach diesen Worten faßte sie ihr Glas und leerte es mit einem Schluck.
    Hart stellte sie es wieder zurück, schaute mich noch einmal an, nahm ihre Jacke und ging.
    Ich schaute ihr nach und dachte daran, sie mit dem Kreuz anzugreifen, denn ich konnte mir vorstellen, daß auch Dagmar zwei Gesichter hatte und zu den Kreaturen der Finsternis gehörte. Da Bergmann eine gewesen war, lag es eigentlich auf der Hand.
    Trotzdem ließ ich sie gehen.
    Ich wollte nicht nur sie, auch die anderen, und vor allen Dingen den Jungen. Um ihn drehte sich alles. Er sollte Henoch in sich aufnehmen. Er hieß Elohim, für mich war er kein Gott, sondern ein junger Götze. Und das wollte ich eigentlich verhindern. Wobei ich mich fragte, ob es mir gelingen würde, denn ich stand ziemlich allein, obwohl es da noch eine Franca Simonis gab.
    Sie war eben nicht Suko, der mir an allen Ecken fehlte. Dieser Urlaub hatte es wahrhaftig in sich.
    Dagmar war verschwunden. Ich trat wieder an das Fenster und schaute hinaus.
    Die beiden großen Augen glotzten mich an. Je mehr ich mich auf sie und ihre Pupillen konzentrierte, um so unheimlicher und drohender kamen sie mir vor.
    So zeigte sich Henoch!
    Ich schüttelte den Kopf, obwohl das wiederum den alten Legenden widersprach. Demzufolge war Henoch der reine Geist und eigentlich nicht sichtbar. Für seine Diener aber tat er wohl alles. Zudem wollte er seine Gestalt wechseln. Ein Junge stand für ihn bereit.
    Als ich Schritte hörte, drehte ich mich um. Der Keeper stand wieder hinter der Bar und schaute mich an.
    »Ruhig heute, nicht?«
    Ich nickte.
    Der Mann polierte ein Glas. »Viele Gäste haben sich für die Schlittenfahrt entschlossen. Sie ist wirklich super. Ich kann sie nur jedem empfehlen.«
    »Wie lange dauert denn eine solche Fahrt?« fragte ich.
    Er hob die Schultern. »Das ist unterschiedlich. Manchmal kehren die Gäste erst gegen Mitternacht zurück und sind entsprechend lustig, denn zu trinken gibt es auch.«
    »Kann ich mir denken.«
    »Möchten Sie noch ein Glas?« fragte er mich.
    »Nein, danke, noch nicht.«
    »Gut.«
    Der Mann verschwand wieder durch eine schmale Tür an der Rückseite der Bar.
    Ich blieb allein zurück.
    Nein, nicht ganz allein, denn ich hörte die Musik. Außerdem wartete ich noch immer auf Franca Simonis. Sie hatte mir versprochen, hier zu erscheinen. Die Zeit war überreif, sie hätte längst bei mir sein müssen. Als ich daran dachte, rann es kalt über meinen Rücken. Ich befand mich in einer Zwickmühle. Zunächst wollte ich nichts von dem verpassen, was sich hier bald ereignen würde, zum anderen aber machte ich mir wegen Francas Verspätung Sorgen. Sie war eigentlich nicht der Mensch, der so etwas nicht einhielt.
    Ich bewegte mich auf das Telefon zu. Es stand an der linken Ecke der Bar. Ich wußte, daß Francas Zimmer die Nummer 412 hatte.
    Ich rief sie an.
    Der Ruf kam durch, nur erschien niemand, um abzuheben. Das Tuten schmerzte in meinen Ohren.
    Nach dem fünften Läuten hatte ich mich entschlossen, bei ihr nachzuschauen.
    Sie war jetzt wichtiger als die Kreaturen der Finsternis.
    Ich legte den Hörer wieder zurück, rutschte vom Hocker und sah einen sich bewegenden Schatten.
    Es war der Barmann. Nur ging er so leise, daß er nicht zu hören war.
    »Schreiben Sie das Getränk auf die Rechnung«, bat ich ihn.
    »Sie wollen gehen?«
    »Ja.«
    »Schade.«
    Die Bemerkung gefiel mir nicht und machte mich stutzig. Ich schaute ihn für einen Moment an und war irritiert, als mein Blick dem seinen begegnete.
    Die Augen waren so kalt geworden.
    Ein Feind!
    Er hob plötzlich seinen Arm, den er bisher auf dem Rücken verborgen gehalten hatte. Ich sah etwas blitzen, und einen Moment später raste der Arm wieder nach unten.
    In seiner Hand hielt er einen Eispickel.
    Daß er mich nicht erwischte, war reines Glück. Er hätte mir den Arm gern auf den Handlauf genagelt, ich war einfach zu schnell. So hieb die Spitze des Eispickels in das helle Holz und hinterließ dort eine tiefe Schramme.
    Der Barmann fluchte. Er riß seine Waffe wieder zurück. Da hatte ich ihn bereits gepackt. Meine Hände erwischten den Kragen seiner schwarzen Jacke. Ich war unwahrscheinlich wütend, und diese Wut gab mir die nötige Kraft. Ich zerrte den Mann hoch und schleuderte ihn über die Bar hinweg.
    Daß dabei einige Gläser zu Bruch gingen, störte mich nicht. Er fegte auch zwei Schalen mit Nüssen von der Platte, Aschenbecher ebenfalls, dann landete er hart auf der Tanzfläche, wo er
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