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0743 - Finsternis

0743 - Finsternis

Titel: 0743 - Finsternis
Autoren: Jason Dark
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sich überschlug.
    Der Mann kreischte schrill.
    Es war ein kaum noch menschlicher Laut. Dieses Kreischen erinnerte mich an die Schreie eines Dämons, und als er wieder aufsprang, da hielt er nicht nur seinen Eispickel fest, er hatte sich auch verändert, denn er zeigte mir sein zweites oder sein wahres Gesicht.
    Der Barmann war eine Kreatur der Finsternis!
    Eine gelblich schimmernde, breitmaulige Fratze zeichnete sich hinter der normalen Haut ab. Das Maul bot Platz für zwei Zungen, die wie dünne, zuckende Peitschen aus den verschiedenen Mundwinkeln hervorwischten.
    Er griff an.
    Wie ein Berserker stürmte er auf mich zu, schwang seinen rechten Arm und wollte mich unbedingt mit seinem verdammten Eispickel erwischen.
    Ich trat gegen sein Gesicht.
    Er fiel wieder zurück.
    Als er aufstand, quoll aus seinem normalen Mund grünlicher Schleim. Ich wollte nicht auf ihn schießen, sondern huschte zur Seite und schnappte mir einen der schweren Sessel, den ich so hinschob, daß er seinen Platz zwischen mir und dem anderen fand.
    Er zeigte wohl Spuren meiner Treffer, aber sie taten ihm nichts. Er war noch immer in Form.
    Bis er mein Kreuz sah.
    Ich hielt es ihm in dem Augenblick entgegen, als er seinen rechten Arm erhoben hatte und es aussah, als wollte er mir den Eispickel gegen den Kopf schleudern.
    Der Barmann erstarrte.
    Er tat in den nächsten Sekunden gar nichts. Wahrscheinlich mußte er sich fangen, aber das würde ihm nicht gelingen, denn die Kraft meines Kreuzes lähmte ihn.
    Ich vertraute auch voll darauf, als ich den Sessel zur Seite schob und auf ihn zuging.
    Der Mann tat nichts.
    Er konnte nichts tun.
    Sein normales Gesicht bewegte sich nicht. Da sah die Haut aus wie straffgezogen.
    Aber die Fratze dahinter, dieses widerliche Urgewächs, das empfand den Schrecken als Symbol.
    Es löste sich nicht auf. Nur die Erstarrung blieb, und ich preßte mein Kreuz gegen das widerliche Gesicht. Darunter spürte ich die normale Haut, doch das Zischen drang von innen.
    Der Schädel ruckte zurück. Das Zischen, mit dem sich das Fratzengesicht auflöste, wurde von einem röchelnden Schrei untermalt. Es war der lange Laut des Todes, der den Mann auf seiner Reise in die endgültige Schwärze begleitete.
    Vor meinen Füßen sackte er zusammen. Dampf umwölkte seinen Kopf. In der feinen Bar hatte der Tod Einzug gehalten. Für mich war es erst der Beginn, Es würde weitergehen, die Finsternis würde die Gedanken der Menschen einlullen, möglicherweise aller Bewohner in Pontresina, und nur die freilassen, die zu ihnen gehörten.
    Ich drehte mich um.
    Die Bar war leer.
    Die Musik spielte noch. Schwermütige Zigeunerweisen, die von der Sehnsucht nach der Pußta erzählten. Irgendwie paßten sie zu der Stimmung des Todes.
    Die Augen waren da, die Zeit war reif.
    Jetzt galt nur noch ein Wort. Finsternis!
    Ich schluckte den bitteren Geschmack hinunter und hörte plötzlich flüsternde Stimmen und Schritte.
    Sie waren da, sie hatten sich in der Halle versammelt, das erkannte ich mit einem schnellen Blick.
    Dann wandte ich mich in die andere Richtung, wo der Gang die Halle und die Bar passierten.
    Das Licht leuchtete ihn sehr gedämpft aus, es war allerdings so hell, um nichts zu verschleiern.
    Soeben hatte der Fahrstuhl angehalten. Die Tür schwang auf, und ich sah, wie die Hauptakteure die Kabine verließen…
    ***
    Franca Simonis saß auf dem Bett und hatte die Hände vor ihr Gesicht geschlagen. Obwohl sie zu den Agenten der Weißen Macht gehörte, konnte sie es nicht fassen, was in den letzten Sekunden abgelaufen war. So stark und intensiv hatte sie die Gefahr beim besten Willen nicht eingeschätzt.
    Sie mußte auch zugeben, daß sie ohne John Sinclair wahrscheinlich nicht mehr am Leben gewesen wäre.
    Sie war umzingelt, eingekreist. Das Böse hatte tatsächlich die Oberhand gewonnen.
    Sicher, die Weiße Macht hatte Bescheid gewußt. Doch es waren zu wenige Informationen geflossen. Selbst die Späher hatten nicht genau herausfinden können, wie mächtig die andere Seite letztendlich war.
    Das machte ihr Angst.
    Nichts gegen John Sinclair, nichts gegen seine wirklich außergewöhnlichen Erfolge, hier jedoch stand er auf verlorenem Posten. Es würde ihm nicht gelingen, gegen die uralten Kräfte des Bösen so anzukämpfen, daß er sie auch besiegen konnte. Und wahrscheinlich würde er dabei sein Leben verlieren, und meine Chancen stehen auch schlecht, fügte sie noch in Gedanken hinzu.
    Franca Simonis war gut ausgebildet worden. In der
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