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0743 - Finsternis

0743 - Finsternis

Titel: 0743 - Finsternis
Autoren: Jason Dark
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Blondhaar auffiel.
    So hatte der Pianist Richard Clydermann früher seine Haare getragen. Der Mann trug einen grauen Zweireiher. Sein Gesicht hatte einen sehr weibischweichen Ausdruck, aber die Augen eine schon brutale Härte.
    Erst als Dr. Sträter und er die Kabine verlassen hatten, konnte ich mich auf die anderen konzentrieren.
    Es waren Dagmar und Elohim!
    Wie hätte es auch anders sein können. Der Junge hatte sich völlig in seinen blauen Mantel oder Umhang gehüllt. Die Hände der Frau lagen auf seinen schmalen Schultern. Es sah so aus, als wollte Dagmar ihn vorschieben.
    Irgendwie paßte das Bild. Sie war schließlich seine Aufpasserin, seine Gouvernante.
    Allein diese Haltung machte mir klar, wie sehr sie auf den Jungen achten würde, daß ihm kein Leid geschah. Bevor ihm etwas passierte, würde sie lieber sterben.
    Ein phantastisches Weib!
    Ich griff noch nicht ein. Es hätte keinen Sinn gehabt. Wenn ich etwas tat, mußte ich wirklich einen günstigen Augenblick abwarten und dann zuschlagen.
    Das klappte nur mit dem Kreuz. Darauf setzte ich meine Hoffnungen und besonders auf die Erzengel, deren Insignien die vier Enden des Kreuzes zierten.
    Weder Dagmar noch der Junge sahen mich. Als der Beifall aufklang, waren beide stehengeblieben, um ihn genießen zu können. Dagmar beugte sich vor und flüsterte Elohim etwas ins Ohr. Der Junge nickte, schaute in die Runde und lächelte dann. Er fühlte sich in seiner Rolle mehr als wohl. Es waren auch einige Erwachsene, die sich vor ihm verbeugten. Zwei Frauen bekamen sogar feuchte Augen, sie rangen die Hände und flüsterten sich zu, daß der Junge schon jetzt so schön war wie ein Engel.
    Er lächelte.
    Es war ein ungewöhnliches Lächeln. Mir kam es komisch vor. Es war unecht, es wirkte wie eingekerbt, als wäre es nicht normal, sondern anerzogen.
    Stand der Junge unter Drogen?
    Ich rechnete mit allem und dachte auch daran, daß man mir versprochen hatte, das Herz zu rauben.
    Noch besaß ich es…
    »Laßt uns bitte durch«, sagte Dagmar. »Wir müssen gehen, denn die Fackeln leuchten bereits.«
    »Ist die Zeit da?« fragte jemand.
    »Die Finsternis ist gekommen. Und aus ihr heraus wird er uns besuchen, meine Freunde.«
    Es waren große Worte, die Dagmar da gesprochen hatte, bevor sie mit Elohim weiterging.
    Ich zog mich hinter die Ecke zurück, weil ich von ihr nicht gesehen werden wollte.
    Auch die übrigen Gäste drehten sich um. Sie schauten nicht in meine Richtung, für sie waren nur die Rücken der Frau und des Jungen interessant.
    Gemessenen Schrittes gingen sie hinter den beiden her, dem großen, für sie hehren Ziel entgegen.
    Ich blieb noch stehen.
    Obwohl ich körperlich nichts getan hatte, war ich doch in Schweiß gebadet.
    Allein die Beobachtung hatte mich innerlich mitgenommen und angestrengt. Das war verdammt hart gewesen, auch wenn noch nichts geschehen war. Mir jedoch hatte allein der Fanatismus gereicht, der diese Menschen wie eine Flamme durchloderte.
    Ich ließ sie gehen, ich ließ ihnen Vorsprung. Ich wollte sicher sein, daß nicht noch irgendwelche Nachzügler kamen, die mich sahen und die anderen warnten.
    Allmählich leerte sich meine unmittelbare Umgebung. Die Menge war nicht in die große Halle gegangen, sondern an ihr vorbei. Jenseits davon lagen einige der Salons. Dort existierte auch ein Ausgang zur rückwärtigen Seite des Hotels.
    Disziplin wurde großgeschrieben. Keiner flüsterte, sie alle waren stumm und warteten auf die Dinge, die bald kommen würden. Ich dachte an die beiden Frauen.
    Franca hatte sich noch nicht blicken lassen. Diese Tatsache beunruhigte mich immer mehr.
    Und Jessica?
    Ich hatte sie gebeten, im Zimmer zu bleiben und es von innen abzuschließen. Ob sie sich allerdings daran hielt, das wagte, ich zu bezweifeln.
    Hinter mir hörte ich ein Hüsteln.
    Zur Seite drehen, die Waffe ziehen, diese beiden Bewegungen vereinigten sich zu einer.
    Ich entspannte mich wieder, als ich Jessica Long sah. Sie war die Treppe hinabgekommen und hatte sich erschreckt. »Himmel, John, was bist du nervös.«
    »Tut mir leid.«
    »Ist was passiert?«
    »Sicher.«
    »Kannst du reden?«
    Ich erklärte es ihr in aller Kürze. Danach erkundigte sie sich nach Franca Simonis.
    »Sie ist nicht bei mir.«
    Jessica schaute sich um, als könnte sie die Person irgendwo in der Nähe entdecken. »Warum nicht da? Sie wollte doch kommen? Oder hat sie es sich anders überlegt?«
    »Das glaube ich kaum.«
    »Hast du Angst um sie?«
    »Ja.«
    »Willst du zu
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