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074 - Der Sohn des Zyklopen

074 - Der Sohn des Zyklopen

Titel: 074 - Der Sohn des Zyklopen
Autoren: Dämonenkiller
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es auch schon früher mit unerklärlichen Vorgängen getan hatte.
    Nicht so Miguel Aranaz. Das alles war zuviel für ihn gewesen.
    „Es ist vorbei", sagte Dorian und lächelte Inez Aranaz und Tirso zu.
    Sie erwiderte sein Lächeln schwach, war immer noch blaß, aber man merkte ihr die Erleichterung darüber an, daß alles gutgegangen war. Selbst Tirso, der Dorian aus seinem großen Auge interessiert betrachtete, brachte ein Lächeln zustande.
    „Ja, es ist vorbei", sagte Miguel Aranaz dumpf. „Aber schlimm genug, daß es geschehen ist."
    Dorian ging zu ihm. Miguel brauchte seinen Beistand dringender als jeder andere.
    Die beiden Männer blickten einander an. Dorian ergriff als erster das Wort.
    „Von den Sektierern droht keine Gefahr mehr. Eiztari Beltza hat Selbstmord begangen und öffentlich bekundet, daß er gefehlt hat. Sie und Ihre Familie werden nicht so schnell wieder behelligt, nachdem alle Welt glaubt, daß Tirso tot sei."
    „Wie er das nur gemacht hat", sagte Miguel wie zu sich selbst. „Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, ich..." Er schüttelte ungläubig den Kopf und sprach schnell weiter, so als wollte er sich beeilen, sein Wissen rasch loszuwerden, um sich von einer schweren Bürde zu befreien. „Tirso ist zu dem toten Zyklopen begangen und hat ihn nur angestarrt. Auf einmal hat sich die Leiche bewegt. Ich - ich war nahe daran, den Verstand zu verlieren. Torto ist aufgestanden und hat sich Tirso gegenübergestellt. Eine Weile geschah dann nichts, bis ich merkte, daß der Zyklop auf einmal schrumpfte, während Tirso gewachsen ist. Als sei etwas von dem Toten auf ihn übergegangen. So war es, Dorian. Sie sehen ja selbst, daß Tirso um ein gutes Stück größer ist. Glauben Sie mir oder zweifeln Sie an meinem Verstand? Ich weiß ja selbst nicht mehr, ob ich noch normal bin. Ich muß einfach mit jemandem drüber reden, sonst drehe ich durch."
    Dorian klopfte ihm auf die Schulter. „Sie bilden sich das alles nicht ein, Miguel. Es ist tatsächlich geschehen. Es ist die unabänderliche Realität. Sie sollten sich darüber jetzt nicht mehr den Kopf zerbrechen. In einigen Monaten werden Sie alles vergessen haben. Wichtig ist im Augenblick nur, daß Sie Tirsos gute Absichten anerkennen."
    „Ja, ja, ich weiß, daß ich im Irrtum war", stimmte Miguel zu.
    Er war immer noch ganz durcheinander. In seinem Gesicht zuckte es unablässig. Seine Hände zitterten, und sie waren während des Sprechens ständig in Bewegung. Manchmal blickte er erschrocken in Tirsos Richtung, als befürchtete er, daß er irgend etwas Unerklärliches anstellte, sah aber schnell wieder weg. Er war ein nervliches Wrack.
    Miguel fuhr fort: „Ich habe erkannt, daß Tirso gut ist. Was er tat, richtete sich nie gegen uns, sondern er tat es für uns. Dennoch ist er mir nun unheimlicher als zuvor. Ich habe Angst vor seinen magischen Fähigkeiten."
    „Im Augenblick macht er eigentlich den Eindruck eines ganz normalen Jungen - sieht man von seinem Äußeren ab", erwiderte Dorian.
    „Mir geht es nicht um sein Aussehen. Daran habe ich mich in den vier Jahren längst gewöhnt." Miguel machte eine entsprechende Handbewegung. „Aber an das, was in ihm steckt, das macht mir Angst. Im Augenblick sieht es so aus, als hätte er seine Fähigkeiten verloren, aber sie können jederzeit wieder zum Durchbruch kommen."
    „Hoffentlich", sagte Dorian.
    „Was?"
    „Sie haben richtig gehört", bestätigte Dorian. „Ich hoffe, daß er seine Fähigkeiten nicht verloren hat. Sie könnten uns im Kampf gegen die Dämonen sehr nützlich sein. Tirso wird schon allein wegen seines Äußeren nie das Leben eines normalen Jungen führen können, aber ich könnte ihm eine Bestimmung geben, die sein Leben ausfüllt. Das käme sicherlich auch Ihren Interessen entgegen." „Wie meinen Sie das?"
    „Nun, Sie und Ihre Frau haben in den vergangenen Jahren genug durchgemacht", sagte Dorian. „Sie haben sich für Tirso aufgeopfert. Das Leben ist an Ihnen vorübergegangen. Wenn Sie Tirso meiner Obhut übergeben, hätten Sie Gelegenheit, das Versäumte nachzuholen."
    „Und wie stellen Sie sich das vor?" erkundigte sich Miguel hoffnungsvoll.
    „Sie haben ein Castillo in Andorra erwähnt, das zum Verkauf ausgeschrieben ist. Ich möchte es mir einmal ansehen. Vielleicht wäre es für unsere Zwecke geeignet. Wenn ja, könnte Tirso dort ein Zuhause finden."
    „Und Sie meinen - Sie würden sich um ihn kümmern, für seine Erziehung und Ausbildung sorgen und alles
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