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0737 - Asha Devis Höllenfahrt

0737 - Asha Devis Höllenfahrt

Titel: 0737 - Asha Devis Höllenfahrt
Autoren: Roger Clement
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mich nicht mit einem zehnköpfigen Dämon über Emanzipation streiten!«, fauchte Asha.
    »Das habe ich auch nicht erwartet. Ich wollte nur sagen, dass dein Bruder deinen Eltern besonders am Herzen lag. Wie schwer musste sie die Entwicklung treffen, die dann in England einsetzte…«
    »Wann ist endlich Schluss mit der Märchenstunde?«
    »Nicht so ungeduldig, Asha Devi. Du wirst gleich sehen, worauf ich hinauswill… Dein Bruder Sura traf also in England ein, wurde in eine dieser lächerlichen Schuluniformen gesteckt und zum Lernen verdonnert. Doch das gefiel ihm nicht.«
    »Wem gefällt das schon?«, erwiderte Asha Devi, obwohl sie selbst zu Schulzeiten eher eine Streberin gewesen war. Aber das war die einzige Möglichkeit, gegen den Willen ihres Vaters die Polizeischule besuchen zu können.
    »Aber bei deinem Bruder war die Sache noch anders, Asha Devi. Er beschränkte sich nicht auf die üblichen Streiche. Bei ihm ging die Sache tiefer. Auf dieser englischen Schule wurde Sura streng christlich erzogen. Mit Nächstenliebe, Glauben an Gott und allem, was dazugehört. Das gefiel deinem Bruder nicht. Er suchte nach anderen Wegen. Und er fand sie.«
    »Du hast selbst für einen Dämon eine blühende Fantasie, Ravana.«
    Doch trotz dieser Antwort hörte es sich nicht so an, als ob Asha Devi dem Rakshasa-König nicht glauben würde.
    »Sura hatte einen englischen Schulfreund namens Jim Kelly. Gemeinsam erkundeten sie die Umgebung der Schule, die in einem abgelegenen Landstrich im Norden des Landes liegen soll. Und eines Tages entdeckten sie die Überreste einer sehr alten Festung.«
    »Wer hätte das gedacht!«
    Der Schwarzblütige ging nicht auf Asha Devis Ironie ein. »Sura und Jim waren begeistert von den düsteren, geheimnisvollen Mauern. Sie begannen damit, heimlich dort zu spielen. Aber schnell mussten sie feststellen, dass der Ort nicht etwa unbewohnt war. Unter den Mauerresten verborgen lebte ein Wesen, das sich Calmac nannte.«
    »Nie gehört«, hauchte Asha Devi.
    Zamorra sagte nichts. Er wartete auf die passende Gelegenheit, um einzugreifen. Der Dämonenjäger war hin und her gerissen. Einerseits spürte er, dass der Rakshasa-König die Inspectorin mit seinen Worten sehr stark verletzen konnte. Andererseits bekam er, Zamorra, hier vielleicht Informationen, die für seine Arbeit sehr wichtig sein konnten.
    »Calmac ist ein Erddämon in jenem fernen westlichen Land«, fuhr Ravana unbeirrt fort. »Er bemerkte sehr schnell, dass die beiden Jungen nicht begeistert davon waren, dem Pfad des Guten folgen zu müssen. Das kann man verstehen, oder? Die Welt, die er ihnen zu bieten hatte, war viel anziehender. Unendliche Macht über Mensch und Tier, und schließlich - die Unsterblichkeit!«
    »Die Unsterblichkeit eines Dämons, darauf kann ich verzichten! Und das, was du Macht nennst, ist nichts als brutale Unterdrückung und Ausbeutung!«
    »Du kannst dich noch so sehr aufregen, Asha Devi - aber die Wahrheit lässt sich nicht verändern! Sura und Jim erklärten sich bereit, in den Dienst von Calmac zu treten!«
    »Nein…«, stammelte die Polizistin und hielt sich instinktiv die Ohren zu. Aber Ravanas Worte drangen trotzdem zu ihr durch. »Nein!«
    »Es war in einer Vollmondnacht, als sich die beiden Knaben aus dem Internat schlichen. Calmac erwartete sie zwischen den schwarzen Trümmern der alten Festung. Er vollzog ein Ritual, das ich nicht genau kenne. Calmac ist schließlich kein Rakshasa, sondern ein westlicher, fremdländischer Dämon. Vielleicht ist Ritual das falsche Wort. Initiations-Zeremonie wäre wohl passender. Was dort geschehen ist, muss jedenfalls nicht ganz ungefährlich gewesen sein. Jedenfalls war Jim am Ende tot. Dein Bruder aber…«
    »Ich will es nicht hören!«, schrie Asha Devi mit letzter Kraft.
    »Dein Bruder aber verlor sein menschliches Leben zu Gunsten eines viel besseren, Asha Devi! Sura Devi wurde ein Dämon und ein treuer Diener von Calmac!«
    Die Polizistin brach wimmernd zusammen. Es war nichts mehr von ihrer selbstbewussten, herrischen Art zu bemerken, die ihre Untergebenen so fürchteten.
    Ravana weidete sich an ihrem Unglück.
    »Eine Möglichkeit gibt es freilich, deinen Bruder aus seiner Existenz zu erlösen«, begann er heimtückisch. »Ich bin sehr mächtig, wie du weißt. Ich könnte dafür sorgen, dass sich Calmac von deinem Bruder lossagt und ihn als einen Menschen sterben lässt. Du musst nur den Göttern abschwören, und schon…«
    »Nein, das mache ich nicht…«,
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