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0735 - Tod in der Blauen Stadt

0735 - Tod in der Blauen Stadt

Titel: 0735 - Tod in der Blauen Stadt
Autoren: Volker Krämer
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sein.« Zamorra sah Nicole grinsend an. »Ich habe es ja schon lange befürchtet, aber nun wurde es Gewissheit: Meine Lieblingssekretärin leidet an akutem Gedächtnisschwund!«
    Nicole Duvals Gesicht wurde zu einem einzigen Fragezeichen, denn sie verstand den Witz nicht. Aber mittlerweile hatte sie begriffen, was sie hier aufgespürt hatte. »Ein e Blaue Stadt ? Unter unseren Füßen? Mitten im Bayou? Aber wieso Gedächtnisschwund?«
    Inzwischen waren auch die Peters-Zwillinge zu ihnen gestoßen und hörten zu.
    »Das waren gleich vier Fragen, Chérie, aber der Reihe nach: Ja, ja und ja - und mit deinem Gedächtnisproblem - na ja, warum hättest du die arme Tür sonst so geprügelt?«
    Nicole verstand noch immer nicht, und Zamorra half ihr auf die Sprünge.
    »Hast du denn vergessen, wie man die Türen in Blauen Städten öffnen und schließen kann?«
    ***
    Vielleicht muss ich ein Codewort sagen?, versuchte Tendyke sein ähnlich gelagertes Problem zu beheben. Er schüttelte den Kopf. Die richtige Idee wollte ihm einfach nicht kommen, denn der mentale Druck machte ein einigermaßen logisches Denken mittlerweile beinahe unmöglich.
    Was also hatte er zu verlieren? »Öffnen!« Er hatte es geahnt, dass sich nichts tun würde. »Ouvrir!«
    Nichts - Französisch sprach die Tür auch nicht. Er versuchte es in Italienisch, Portugiesisch, Russisch und Esperanto… Er kramte in seinem Gedächtnis alle Sprachen zusammen, denen er mehr oder weniger mächtig war. Und das waren nach mehr als 500 Lebensjahren in allen Teilen der Welt nicht gerade wenige.
    »Aperire!« Auch auf Latein reagierte die Tür nicht. Doch ehe Tendyke es tatsächlich mit Sesam öffne dich versuchen konnte, schien sich für einen Augenblick lang der Schleier der bösen Aura zu lüften.
    Wie hatte er es nur vergessen können? Gedankenkontrolle!
    Die Ein- und Ausgänge, praktisch alle Türen und Tore in den Blauen Städten hatten sich per Gedankenbefehl überwinden lassen.
    Die Konzentration fiel ihm schwer, aber er legte seine ganze Kraft hinein. Intensiv befahl er in Gedanken der siebeneckigen Tür, sich zu öffnen. Fast in der gleichen Sekunde glitt das Hindernis vollkommen geräuschlos in die Wand.
    Blaues Licht schlug ihm entgegen. Helles Licht, beinahe zu hell für seine Augen, die sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
    Es dauerte eine kleine Weile, doch dann sah Robert Tendyke, wohin die Tür führte.
    Er war beeindruckt!
    ***
    Die Seelen wanderten umher, verteilt in der ganzen Stadt und warteten wieder einmal ungeduldig. Irgendetwas würde bald mit ihnen und den Ankömmlingen geschehen. Das Leid war ihnen vom Bösen angekündigt worden, doch nur ihnen, den Seelen selbst, hatte der Peiniger bislang Leid zugefügt, hatte sie anschließend sogar voneinander getrennt.
    Was war die Aufgabe, die sie noch zu erledigen hatten? Sie konnten nicht einmal Spekulationen anstellen, denn sie waren vollkommen ahnungslos. Das Böse hatte sie vorbereitet, schon vor langer Zeit, doch sie hatten nie genau erfahren, auf was!
    Die Seelen spürten, wie das Böse die Angekommenen manipulierte, steuerte und in bestimmte Richtungen lenkte wie Marionetten, deren Körper an dünnen Fäden hängen und willig der Hand gehorchen, die sie führt. Einmal erhöhte das Böse seinen Druck auf sie, dann plötzlich nahm er ihn zurück, oft so kurz nur, dass niemand Verdacht schöpfen konnte.
    Das Böse schien ein Spiel zu spielen. Es war, als würde es mit seinen Opfern ein Theaterstück aufführen, ein Drama, dessen Autor und Regisseur es in Personalunion war!
    Auch die Seelen gehörten zu den Akteuren auf dieser Bühne. Nur wussten sie nicht, welchen Part sie zu spielen hatten.
    Der Vorhang hob sich zum nächsten Akt, und die Seelen betraten wieder die Szenerie…
    ***
    Nicht übel…, dachte Robert Tendyke und stieg durch die offene Luke hinein in eine weitere Kaverne, die die Ausmaße der ersten um ein Vielfaches übertraf. Zwar war die Decke dieser Höhle nicht so hoch wie die des Spider-Hangars, doch auch hier mochten es bestimmt noch fünfzehn Meter lichter Höhe sein. Die weiteren Abmessungen konnte Tendyke nur erahnen. Doch was spielte das auch letztendlich für eine Rolle?
    Es gab auch hier nur eine Farbe -Blau!
    Häuser, Säulengänge, Straßen und schließlich die Höhlenwandung selbst - alles war blau. Tendyke erinnerte sich, dass er in Südamerika als Begleiter einer archäologischen Expedition eine solche Stadt mit entdeckt hatte, die zur Tarnung komplett weiß
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