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0735 - Die Armee aus dem Ghetto

Titel: 0735 - Die Armee aus dem Ghetto
Autoren: Unbekannt
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erhalten und machte sich auf den Weg zum Ausgang. Ganz gegen seine sonstige Art rief Trevor Casalle ihn jedoch noch einmal an, bevor er die Tür erreichte.
    „Sir...?" fragte er, eine straffe Kehrtwendung ausführend.
    „Sie übernehmen die Vorbereitungen", befahl der Alleinherrscher. „Aktivieren Sie die Truppe. Wir greifen morgen um zwölf Uhr allgemeiner Zeit an."
     
    2.
     
    Ranjit Singh war in der Tat faul, da hatte Oliveiro Santarem ihn richtig eingeschätzt. Er liebte es, Anstrengungen und Gefahren aus dem Weg zu gehen. Daß er damals für den Einsatz in Parkutta ausgewählt worden war, wo man seine Erinnerung ausgetauscht hatte, verdankte er in erster Linie der Tatsache, daß er aus dem Punjab stammte und die einheimische Sprache beherrschte, deren die Bewohner des abgelegenen Tals von Parkutta sich noch bedienten.
    Überdies war Ranjit Singh schlau. Und die Schlauheit setzte er ein, um sich vor Arbeit und Mühe zu drücken. An diesem Morgen zum Beispiel, an dem er nach der Maßgabe des Arztes eigentlich an seinem Arbeitsplatz hätte sein sollen, entschloß er sich, einen Spaziergang zu unternehmen und sich in dem weitverzweigten, zum Teil noch unerforschten Ganggewirr des alten lemurischen Stützpunktes zu verirren.
    Eine Stunde vor Beginn der Arbeitszeit brach er auf. Er teilte sein Quartier mit zwei Männern, die in der selben Gruppe arbeiteten wie er. Einer davon erwachte, während Ranjit sich ausgehfertig machte, und beschwerte sich über den Lärm.
    „Schlaf ruhig weiter!" riet ihm Ranjit. „Ich gehe nur einen kleinen Spaziergang machen und bin rechtzeitig wieder zurück."
    Dann trat er hinaus. Im Bezirk der Wohnquartiere war es um diese Zeit noch ruhig. Die Sonnenlampen brannten gedämpft.
    Erst gegen acht Uhr Ortszeit würden sie zu voller Helligkeit erwachen.
    Ranjit Singh bewegte sich in Richtung des zentralen Antigravschachts. In der Nähe des Schachts begegneten ihm die ersten Heimkehrer von der Nachtschicht. Einer davon war Leven Strout, der Mann, der bei dem Einsatz in Parkutta eine entscheidende Rolle gespielt hatte. Leven Strout hatte den Posten des gefallenen Sergio Percellar übernommen: Er leitete die Kommunikationszentrale.
    „He! Wohin so früh?" rief Strout dem Inder zu.
    Ranjit Singh machte eine Ungewisse Geste.
    „Ein wenig spazieren", antwortete er. „Zwei Wochen auf dem Kreuz gelegen ... das ist mehr, als der stärkste Mann vertragen kann."
    Leven Strout lachte verständnisvoll und ging weiter seines Weges. Ranjit Singh schwang sich in den Schacht, sicherte aufmerksam in die Tiefe und stieß sich, als er niemand erblickte, mit kräftigem Schwung nach oben ab. Jedermann wußte, daß es über den Etagen, die die OGN mit Beschlag belegt hatte, mehr als ein Dutzend weiterer Stockwerke gab. Der Antigravschacht führte bis zum obersten hinauf. In jeder Etage hatte man bisher nur die unmittelbare Umgebung des Schachts untersucht und festgestellt, daß es dort nur leere Räume und Gänge gab.
    Danach war das Interesse erloschen. Seit Monaten war, soweit Ranjit wußte, niemand mehr hier oben gewesen, und weiter als zwei- bis dreihundert Meter hatte sich ohnehin noch keiner vom Schacht entfernt. Es war die perfekte Gegend, um sich darin zu verlaufen.
    Ranjit glitt bis zum Ende des Schachts. Dort stieg er aus. Auch hier brannten Sonnenlampen. Allerdings waren sie nicht so dicht gesät wie unten in den bewohnten Etagen.
    Um den Schacht herum zog sich ein kreisrunder Platz, von dem aus mehrere Gänge strahlenförmig ins Innere des obersten Stockwerks vordrangen. Ranjit suchte sich wahllos einen davon aus und machte sich auf den Weg. Er kam an metallenen Schotten vorbei. Ab und zu trat er aus reiner Neugierde auf eines davon zu und ließ es sich öffnen.
    Auf diese Weise entfernte er sich immer weiter von dem zentralen Schacht, ohne eigentlich zu merken, daß er schon viel weiter vorgedrungen war als jemals einer der jetzigen Bewohner des Stützpunkts vor ihm. Der Gang beschrieb eine kaum merkliche Krümmung nach links. Wenn Ranjit sich umdrehte, konnte er den Schacht nicht mehr sehen. Aber das störte ihn nicht. Er war bislang nicht vom Weg abgewichen.
    Seine Zuversicht verlor sich allerdings schlagartig, als er sich verleiten ließ, durch eines der Schotte zu treten, die er aus Neugierde hier und da öffnete. Es kam dazu, weil er durch die Öffnung einen nicht wie üblich rechteckigen, sondern kreisrund geformten Raum erblickte, dessen Decke eine hohe Kuppel bildete. Der Raum war von
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