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0734 - Operation Gehirnwäsche

Titel: 0734 - Operation Gehirnwäsche
Autoren: Unbekannt
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der Tasche trug, das dort nicht sein durfte.
    Jedesmal, wenn Leven Strout diesen Tunnel betrat, lief es ihm kalt über den Rücken. Er wußte, daß sein PIK nicht von dort stammte, wo die PIKS der anderen Dispatcher hergestellt worden waren, nicht aus den Werkstätten der Regierung, sondern aus einem Geheimlabor tief unter den Wogen des Pazifiks. Seit mehr als einem halben Jahr durchquerte Leven Strout den Tunnel zweimal an jedem Arbeitstag, und noch immer hatte er sich nicht an den Gedanken gewöhnt, daß sein gefälschter PIK ebenso einwandfrei funktionierte wie die Geräte der Menschen rings um ihn.
    Unangefochten erreichte er das Ende des Ganges und damit die Freiheit. Er befand sich jetzt an der äußeren Peripherie von Imperium-Alpha, wo es nur noch gelegentliche Kontrollen gab.
    Der Strom der Dispatcher trennte sich hier in viele kleine Strömungen: Jeder eilte der nächsten Haltestelle irgendeines öffentlichen Verkehrsmittels zu, das ihn auf dem schnellsten Wege nach Hause bringen würde. Denn Menschen, die sich von der Arbeit nicht auf dem geradesten Weg nach Hause begaben, waren verdächtig.
    Leven Strout fuhr wie gewöhnlich mit der Gleitbahn. Zwanzig Minuten später hatte er den Zielbahnhof erreicht und gelangte durch einen Antigravschacht unmittelbar in das Innere eines riesigen Wohnblocks, in dem er seine Unterkunft hatte. Nachdem sich die Tür des Appartements hinter ihm geschlossen hatte, verfertigte er sich mit Hilfe der Küchenautomatik ein frugales Abendessen. Auch das war wichtig, denn nach den Vorstellungen der „reinen Vernunft" war es normal, daß jemand Hunger hatte, wenn er von der Arbeit kam. Da aber die Sensoren der allmächtigen Personal-Überwachungs-Rechner bis in das Innere der Küchenautomatiken reichten, war es für die Statthalter der reinen Vernunft ein leichtes, sich davon zu überzeugen, welche von ihren Untertanen „normal" oder nicht normal waren.
    Nach der Einnahme des Abendessens allerdings meinte Leven Strout, er habe nun den Vorschriften der Aphilie genügend gehuldigt, und machte sich an die Arbeit. Was er vorhatte, war schwierig. Er mußte dabei mit äußerster Behutsamkeit vorgehen, oder seine Tätigkeit würde rasch von einer der elektronischpositronischen Sicherheitsschaltungen bemerkt werden.
    Selbst in diesen Minuten der höchsten Konzentration jedoch beging er nicht den Fehler, die auswendig gelernte Zeile irgendwo niederzuschreiben. Dutzende seiner Vorgänger hatten sich selbst das Genick gebrochen, indem sie Informationen, die eigentlich nur ins Gedächtnis gehörten, niederschrieben.
    Leven Strout war nicht von dieser Art.
    Sich ganz auf den eisernen Griff seiner Erinnerung verlassend, ging er ans Werk.
    Trevor Casalle war allem Prunk abhold. Er hatte es abgelehnt, die Arbeitsräume des Großadministrators zu übernehmen, und sich statt dessen einen früheren Lagerraum im innersten Kern von Imperium-Alpha für seine Zwecke herrichten lassen. Der Raum war groß und fensterlos. Die Einrichtung bestand in der Hauptsache aus technischen Geräten, die Trevor Casalle brauchte, um sich über den Stand der Dinge auf dem laufenden zu halten. In den Wänden gab es mehrere große Bildflächen, mit denen Fenster simuliert, aber auch Daten übertragen werden konnten. Trevor Casalles Umgebung bestand in erster Linie aus Kampfrobotern der neuen Produktion. Sie waren nur ihm verantwortlich, und das Gesetz, an denen sich ihre Handlungen ausrichteten, waren seine Befehle.
    Trevor Casalle, Licht der Vernunft, Alleinherrscher über die Menschheit, war ein hochgewachsener, sportlich wirkender Mann in vergleichsweise jungen Jahren. Der Schädel war nichts desto weniger markant, der klare, durchdringende Blick der Augen verriet überdurchschnittliche Intelligenz.
    Trevor Casalle war das, was man in jenen längst vergangenen Zeiten, da der Mensch noch aus Verstand und Emotion bestand, einen gut aussehenden Mann genannt haben würde. Mit anderen Menschen pflegte er kaum Umgang. Er regierte sozusagen durch Fernsteuerung. Nur einen Mann gab es, der ein gewisses Recht dazu hatte, sich Trevor Casalles Vertrauter zu nennen: Heylin Kratt, der junge Offizier, dessen Ergebenheit Casalle den Sieg über Enkher Hodj und damit den Aufstieg zum Alleinherrscher verdankte.
    Heylin Kratt hatte an einem kleinen Tisch Platz genommen und wartete darauf, daß das „Licht der Vernunft" ihn ansprach. Trevor Casalle stand mit dem Gesicht einer der großen Bildflächen zugewandt, auf der die Silhouette der
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