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0733 - Der Weg des Diktators

Titel: 0733 - Der Weg des Diktators
Autoren: Unbekannt
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Wachmannschaften waren klimatisiert, auch einige Werkstätten boten hervorragende Lebensbedingungen, aber in den meisten Quartieren der Strafgefangenen herrschten Temperaturen, die nur einen Zweck haben konnten: die Strafe zu verschärfen und den Gefangenen für den Rest ihres Lebens jede Freude daran zu nehmen, daß sie echter Gefühle fähig waren.
    Hier arbeiteten kaum aphile Verbrecher, es waren fast ausschließlich Immune, die zur Strafarbeit verurteilt worden waren. Was sie taten, war ebenfalls ein Relikt der Vergangenheit.
    Sie gruben eines der letzten bekannten Diamantenvorkommen aus, obwohl dieser Stein so gut wie unbekannt war - als Schmuck. Im Augenblick ruhte die Arbeit in den tiefen Stollen, Quergängen und in den Sortieranlagen. Die Gefangenen hatten andere Aufgaben.
    Dustin Seraph und ein großes Fernsehteam waren zuerst eingetroffen. Sie sollten den Staatsakt filmen, und Casalle selbst hatte Seraph befohlen, alles für eine gute Massenregie vorzubereiten. Seraph wurde von Kratt überwacht.
    „Übertreiben Sie nicht ein wenig?" fragte der Major. Er blickte aus der Schleuse des Beiboots und sah die Podeste, die Teppiche, das Zeltdach und die Flächen der Sandwege, die mit Bindemitteln besprüht wurden.
    „Meinen Sie, das Licht der Vernunft würde durch dicke Staubwolken strahlen?" erkundigte sich Seraph unbewegten Gesichts.
    „Aber ist der Aufwand wirklich nötig? Es sollen doch nur ein paar hundert Gefangene an die Organisation übergeben werden!" schränkte Kratt ein. Etwas in seiner Stimme ließ Seraph stutzen.
    „Befehl vom ,Licht der Vernunft. Ich habe nicht Ihre Position, Kratt, um widersprechen zu dürfen."
    „Schon gut!" Der hagere Major winkte ab. „Machen Sie weiter.
    In drei Stunden ist es soweit. Wer baut den Schrott wieder ab?"
    Ungerührt versicherte der Spezialist für Massenbeeinflussung: „Die nicht immunen Gefangenen natürlich."
    Kopfschüttelnd entfernte sich der Major. Dustin Seraph überlegte, was er tun mußte, um einen optimalen Effekt herauszubringen. Persönlich unsichtbar, aber unzweifelhaft vorhanden, befanden sich hier zweihundert Angehörige der Organisation Guter Nachbar, angeführt von Sergio Percellar. Sie sollten die Gefangenen übernehmen und abtransportieren.
    Seraph schaffte es, in den nächsten Stunden sowohl seine Kameras und die Regieeinrichtungen so anzuordnen, daß er selbst auf keinen Fall den Überblick verlieren würde. Dann ging er, sein Skript unter dem Arm, zu einer kleinen Gruppe, die den Gefangenen half.
    Er suchte einen Mann namens Percellar.
     
    *
     
    Trevor Casalle befand sich in diesem Augenblick auf dem Flug nach der riesigen Insel. Er überdachte seine nächsten Schritte.
    Er war Alleinherrscher. Ein Zustand, an dessen weitestreichende Möglichkeiten er sich erst gewöhnen mußte. Er war das Gesetz, und was er sagte, hatte Weltgeltung. Der kleine Staatsakt kam ihm in den Sinn, er schüttelte unwillig den Kopf.
    Um meine Position zu halten, muß ich alle meine Gegner ausschalten. Ein großer Teil ist bereits schachmatt gesetzt, dachte er.
    Aber die eigentlichen Feinde der Aphilie waren die Angehörigen der OGN. Heute würde er etwa fünfhundert Gefangene vor sich haben, dazu zweihundert Leute von Sergio Percellar, und beim Rückzug würden sie ihm das Versteck der OGN verraten. Der Kontrakt, den er selbst unterschrieben hatte, störte ihn nicht. Er war entschlossen, ihn zu brechen.
    Er war verpflichtet, alles zu tun, was der Stärkung seiner Philosophie diente. Aus dieser Notwendigkeit ergab sich sein Vorhaben. Er würde der Welt beweisen, daß mit dem Tag seiner Alleinherrschaft viele Dinge anders laufen würden. Er tat alles für die Aphilie, und er würde auch die Organisation in seine Gewalt bekommen.
    Casalle drückte einen Schalter und fragte: „Wann landen wir?"
    „In dreißig Minuten, Licht der Vernunft."
    „Sind die Raumlandetruppen in Bereitschaft?"
    „Alles ist vorbereitet, Sir."
    Ein Blick auf den Bildschirm zeigte ihm, daß das Schiff bereits die Linie zwischen Meer und Land überflogen hatte und zu einem schrägen Sinkflug bis zur Nullarborwüste ansetzte.
     
    *
     
    „Ich bin sicher, daß uns heute eine grausige Überraschung erwartet", meinte Sergio leise und hob den Kopf um einige Millimeter. Das Land war nahezu völlig flach. Die Wälder und die Kulturen waren mindestens sechzig Kilometer von dem Areal entfernt, dessen einziges Zeichen die hundert Meter hohen Energiezäune waren. Niemand hatte eine Chance, zu
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