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0730 - Ssacah-Virus

0730 - Ssacah-Virus

Titel: 0730 - Ssacah-Virus
Autoren: Roger Clement
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sein Unwesen in dem Gemäuer treiben sollte.
    »Natürlich rieche ich diesen Gestank, Sergeant! Stören Sie mich gefälligst nicht beim Nachdenken!«
    Asha Devi hoffte inständig, dass Sergeant Tanu nicht die Kunst des Gedankenlesens beherrschte. Es wäre ein gefundenes Fressen für ihre Untergebenen, wenn jemand ihre Nachttischgedanken in der Dienststelle verbreiten würde…
    Ein Rumpeln ertönte. Es passte zu dem an eiternde Wunden erinnernden Pestodem, den dieser Poltergeist verbreitete.
    Die alte Frau, die die Demon Police alarmiert hatte, rang die Hände.
    »Hören Sie das? So fängt es immer an! Mein Sohn hat sich den Arm gebrochen, als er vor Schreck die Treppe runtergefallen ist!«
    »Immer mit der Ruhe!«
    Trotz ihrer sonst so ruppigen Art legte Asha Devi ihre Hand besänftigend auf die Schulter der Alten. Menschen, die Dämonenopfer geworden waren, galt stets ihr Mitgefühl. Dafür hasste sie alle Dämonenknechte aus tiefster Seele.
    »Ich werde jetzt da reingehen und mir diesen Poltergeist vorknöpfen! Wenn ich die Bestie erledigt habe, wird der Sergeant ihr Haus noch weißmagisch ausräuchern.«
    Immer muss ich die Drecksarbeit machen, dachte Sergeant Tanu. Die schlechte Laune seiner Vorgesetzten wirkte offenbar ansteckend.
    Trotzdem versuchte er es wieder.
    »Ich komme mit rein und gebe Ihnen Deckung, Madam!«
    Asha Devi stieß ihren Zeigefinger wie eine Waffe vor seine Uniformbrust.
    »Ich erteile hier die Befehle, Sergeant! Sie bleiben hier draußen und passen auf die Lady auf, falls der Poltergeist durch ein Fenster zu entkommen versucht! Ist das klar?«
    »Jawohl, Madam!«
    Tanu nahm zackig Haltung an.
    Erst als Asha Devi in dem stillen Gebäude verschwunden war, gestattete er sich ein schäbiges Lächeln.
    Selbstverständlich konnte der Sergeant Gedanken lesen. Immerhin war er der Enkel eines Sadhu [1] , der ihm einige geheimnisvolle Fähigkeiten vererbt hatte. Es ärgerte ihn maßlos, dass seine Vorgesetzte ihn niemals wirklich riskante Einsätze durchziehen ließ. So etwas wollte sie immer selbst machen. Wahrscheinlich, um alle Lorbeeren dafür alleine einzustreichen.
    Aber wer hätte jemals gedacht, was die Alte so draufhat!, dachte Sergeant Tanu und leckte sich genüsslich die Lippen. Asha Devis Erinnerung an ihren Traum war so scharf wie eine Pfeffer-Sauce gewesen. Er hatte eine übermenschliche Selbstbeherrschung aufbringen müssen, damit sie nicht merkte, dass er ihre Gedanken gelesen hatte…
    Wenn ich das den Jungs auf der Dienststelle erzähle, dachte Tanu voller Vorfreude.
    ***
    Asha Devi war mit Revolver und Schlagstock bewaffnet. Aber das nützte gegen Dämonen natürlich überhaupt nichts. Sie besaß außerdem noch eine weißmagische Waffe, die sie nun einsatzbereit in der Hand hielt.
    Eine Gebetsmühle!
    Die Dämonenpolizistin hatte sie einst von einem tibetischen Mönch bekommen. Die geheimnisvollen Kräfte des keulenförmigen Instruments wurden aktiviert, indem man es in drehende Bewegungen versetzte. Dadurch aktivierten sich die heiligen Silben auf dem zylinderförmigen Aufsatz.
    Asha Devis Nerven waren angespannt. Ihre Blicke wanderten durch die Räume. Die Großfamilie hatte fluchtartig ihre Behausung verlassen, nachdem der Poltergeist sie das letzte Mal heimgesucht hatte. Jedenfalls war die Lage von der alten Frau so geschildert worden.
    Ein indischer Poltergeist unterschied sich erheblich von einem europäischen, wie die Inderin wusste. Während ihrer Ausbildung hatte sie einmal ein Praktikum bei Scotland Yard in London gemacht.
    Doch die dortigen Poltergeister waren meist nur irgendwelche verlorenen Seelen, während ihre indischen Gegenstücke richtig gemeine Kobolde sein konnten.
    Der eitrige Geruch war nun überall. Vollkommen unmöglich, auf Grund des Gestanks den Dämon aufzutreiben.
    Aber das war auch nicht nötig.
    Asha Devi war sicher, dass er zu ihr kommen würde. Sie kannte diese Bestien zur Genüge.
    »Komm raus!«, sagte sie in einer uralten Dämonensprache, deren Kenntnis sie den Göttern verdankte. »Oder bist du zu feige?«
    Irgendwo im Haus knallte eine Tür.
    »Ich bin beeindruckt«, spottete die Polizistin. »Ist das alles, was du kannst?«
    Gleich darauf ertönte eine Serie von Geräuschen. Es klang, als ob ein Stein die Treppe hinunterrollte. Asha Devi drehte sich um die eigenen Achse und schaute zum Treppenaufgang hinüber.
    Allerdings war es kein Stein, der soeben auf der untersten Stufe gelandet war.
    Sondern ein Kopf!
    Eine widerliche Visage starrte die
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