Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
073 - Der Gehenkte von Dartmoor

073 - Der Gehenkte von Dartmoor

Titel: 073 - Der Gehenkte von Dartmoor
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
an der offenen Haustür: »Vielen Dank, Dr. Sunday, daß Sie gleich
gekommen sind. Diesmal geht es meinem Mann besonders schlecht.« Sie führte ihn
ins Haus.
    Der Arzt sah
auf den ersten Blick, daß der alte Hunter diesmal einen bedenklichen Anfall
hatte. Er gab ihm ein Medikament, das ihm vorübergehende Erleichterung
verschaffte, und wandte sich dann an Mrs. Hunter.
    »Sie brauchen
nicht zu erschrecken, aber Ihr Mann muß unverzüglich ins Krankenhaus. Er
braucht eine laufende Beobachtung. Er kann in ein paar Tagen wieder zurück
sein. Wo ist Ihr Telefon?«
    Der Arzt
sprach mit dem Nachtdienst im Hospital und bestellte einen Krankenwagen. Er
half der verwirrten Frau, das Notwendigste für den Patienten zusammenzusuchen.
Dann hörten sie die Sirene des Krankenwagens. Zwei Männer trugen Hunter
vorsichtig auf einer Trage in den Wagen. Auch Mrs. Hunter stieg ein, nachdem
sie das Haus verschlossen hatte.
    Der Fahrer
neigte sich aus dem Fenster: »Wollen Sie mitfahren, Dr. Sunday? Wir können Sie
nach Hause bringen!«
    Der Arzt
winkte ab: »Fahren Sie zu! Lassen Sie sich nicht aufhalten! Ich gehe gern zu
Fuß.«
    Der Wagen
verschwand in Richtung Krankenhaus, und Dr. Sunday machte sich auf den Heimweg.
Er ließ sich Zeit. Obwohl es Nacht war, hatte sich die Schwüle noch gesteigert.
    Das gibt
wahrscheinlich schon morgen vormittag ein Gewitter, dachte der Arzt. So frühe
Gewitter waren hier nicht selten. Sie kamen vom Meer her und hatten ihre
eigenen Regeln.
    Die
Straßenbeleuchtung war inzwischen auf ein Minimum reduziert worden. Man kann
die Sparsamkeit auch übertreiben, dachte Dr. Sunday, vielleicht sollte man mal
dem Lokalblatt schreiben.
    Er kam in die
schmale Seitenstraße. Matter Mondschein kam von oben und warf verzerrte
Schatten auf das Pflaster. Er hörte nur seine eigenen Schritte.
    Es waren
vielleicht noch zwanzig Meter bis zur Einmündung in die Straße mit dem Hotel
Victoria. Plötzlich hörte Dr. Sunday hinter sich ein seltsames Knallen, als
würde dort jemand eine Peitsche schwingen. Überrascht drehte er sich um. Er
hatte doch niemanden kommen hören!
    Dr. Sunday
erstarrte.
    Er sah durch
die enge Gasse im Schein des Mondes einen Leichenwagen auf sich zukommen.
Dieser wurde von zwei tiefschwarzen Pferden gezogen. Auf dem Bock saßen zwei
dunkle Figuren, kerzengerade wie Statuen; wehende Kapuzen verhüllten ihre
Köpfe. In den beiden gläsernen Lampen links und rechts vom Kutschbock
flackerten weiße Kerzen. Auf dem Wagen erkannte der Arzt die Konturen einiger
Särge.
    Der Wagen kam
auf ihn zu. Dennoch hörte er nichts. Kein Rollen der Räder, kein Schlagen der
Hufe. Lautlos rollte das Gefährt heran; die Gestalt, die ihm am nächsten saß,
hob eine Peitsche und wies herrisch zur Seite.
    Dr. Sunday
hob die Hand und schrie: »Bleibt stehen! Ich will sehen, wer ihr seid!«
    Dann faßte er
in die Zügel des Pferdes, das sich ihm genähert hatte. In diesem Augenblick
öffnete sich die Kapuze der Gestalt mit der Peitsche, und Dr. Sunday starrte
hinauf in einen grinsenden Totenschädel. Zugleich beugte sich die grausige Figur
etwas nach vorn und berührte den Arzt mit dem langen Peitschenstiel.
    Ein greller
Lichtschein blendete Dr. Sunday, und zugleich durchzuckte ein entsetzlicher
Schmerz seinen Körper. Seine Hand verkrampfte sich in die Zügel, und er verlor
den Halt unter den Füßen. Das gespenstische Gespann schleifte den Arzt bis an
die Straßenecke. Dann öffnete sich seine Hand. Schlaff sank sein Körper zu
Boden. Lautlos verschwand der Leichenwagen im tiefen Schatten der
gegenüberliegenden Straße.
    Von der
Kirchturmuhr schlug es zwölf.
    Einige
Minuten später fand ein Bürger den leblosen Arzt. Er sah in dem Hotel noch
Licht und schlug Alarm. Unter den Männern, die Sunday in die Hotelhalle trugen,
waren Larry Brent und der Chiefinspektor. Larry Brent blickte auf das fast bis
zur Unkenntlichkeit verzerrte Gesicht des Arztes.
    »Er sieht
aus, als habe er einen schweren elektrischen Schlag erhalten. Vielleicht hat er
noch eine geringe Chance, wenn wir anhaltende Wiederbelebungsversuche machen.«
    Verzweifelt
begannen die Männer, um das letzte Flackern von Leben im Körper des Mannes zu
ringen. Bald lief ihnen der Schweiß über die Gesichter. Eine halbe Stunde
verging. Man hörte nur ihr schweres Atmen.
    Larry Brent
hob die Hand. »Sein Atem setzt ein! Auch der Puls beginnt zu schlagen, ganz langsam
und schwach!«
    Ein Augenlid
begann zu zittern. Dann öffnete es sich Millimeter um Millimeter, und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher