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0729 - Laurins finsteres Reich

0729 - Laurins finsteres Reich

Titel: 0729 - Laurins finsteres Reich
Autoren: Jason Dark
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aussehende Klinge tief in den Leib zu rammen.
    Meine Kugel war schneller.
    »Iiiiiäääähhh!« drang es aus seiner Kehle. Der rechte Arm fing an zu pendeln und zu zucken. Das Messer beschrieb in Kopfhöhe hektische Bewegungen, dann brach er zusammen, fiel nach vorn, erreichte mich aber nicht mehr, sondern prallte vor mir derart unglücklich zu Boden, daß er sich die Klinge noch in die Brust stieß. Es war aus für ihn.
    Ein Rieseln und Zucken durchdrang seinen Körper, der sich sehr schnell zu Staub auflöste.
    Ich drehte mich um.
    Frau Lechner saß auf dem Fußboden. Sie konnte das Grauen nicht fassen und hielt ihre Hände gegen die Wangen gepreßt. Sie hatte erleben müssen, wie ihr Mann durch meine Kugel gestorben war, doch ich glaubte nicht mehr daran, daß sie ihm die gleichen Gefühle entgegenbrachte, wie sie es früher getan hatte.
    Ich ging zu ihr.
    Als mein Schatten über sie fiel, schaute sie hoch. Ihre Augen waren verquollen und zeigten ein unsägliches Leid. Ihre Lippen bebten. Sie waren so bleich, daß sie kaum auffielen.
    »So… so hat er doch nicht mehr weiterleben können«, flüsterte sie. »Ist er erlöst?«
    Ich nickte.
    »Dann ist es gut.«
    Sie hatte den Satz wie eine Frage gestellt, und wieder sah sie mein Nicken.
    Sosehr sie jetzt mit ihren Gefühlen allein sein mußte, um über den Schrecken hinwegzukommen, aber auch bei mir drängte die Zeit. Ich wollte Diablita, die einmal Trudi Lechner geheißen hatte.
    Auf sie sprach ich Margot Lechner an.
    »Ich… ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß sie das Haus verlassen hat.«
    »Ja, aber wohin ist sie gegangen?«
    Margot schüttelte den Kopf. Sie zog die Jacke enger um ihren Körper. Sie fror, denn noch immer schneite es durch das zerbrochene Fenster.
    »Hat sie von den übrigen Bewohnern hier in Glatsch gesprochen?« wollte ich wissen.
    Die Antwort kam zögernd. »Sie will sie alle, das hat sie gesagt, das weiß ich.«
    »Gut, dann werde ich sie suchen müssen.«
    »Und sie töten?« Margots Frage zitterte noch nach. Die Frau stand unter einem gewaltigen Streß, aber ich konnte ihr nicht helfen, indem ich sie belog. Ich mußte ihr die reine Wahrheit sagen.
    »Ja, Frau Lechner, auch wenn es Ihre Tochter gewesen ist, es gibt keine andere Möglichkeit, denn Diablita will uns allen ans Leben. Das müßten Sie inzwischen wissen.«
    »Sie haben recht, Herr Sinclair.«
    »Danke.«
    Margot senkte den Kopf. Sie fing an zu weinen. Ich überlegte, ob ich sie vom Boden hochheben und auf einen Stuhl setzen sollte. Ich ließ es bleiben, denn hier hatte sie eine bessere Deckung.
    Ich ging durch die Küche.
    Und dann hörte ich etwas. Eine Stimme. Hell und gleichzeitig grell. Sie gehörte Diablita und hatte kaum noch Ähnlichkeit mit der einer Trudi Lechner.
    »Komm raus, Sinclair! Ich warte auf dich…«
    ***
    Auf einmal kam ich mir vor wie in einem Western, wo der Held dicht vor dem alles entscheidenden Duell steht.
    Ich schwieg zunächst, weil ich mich auf die Richtung konzentrieren wollte, aus der die Stimme zu mir gedrungen war. Diablita stand vor dem Haus.
    Nun ja…
    »Bist du da, Sinclair?«
    »Natürlich!«
    Meine Stimme klang so laut, daß sich Frau Lechner erschreckte. Sie blickte hoch. Fragend sah sie in mein Gesicht. »Jetzt ist es soweit, nicht? Jetzt werden Sie hinausgehen - oder?«
    »Es ist die einzige Chance, die ich habe. Ich muß ihr direkt gegenüberstehen.«
    »Und dann?«
    »Werden wir sehen, wer der Stärkere ist.«
    »Sie sind sehr mutig!« flüsterte sie, »wirklich sehr mutig.« Sie strich über ihr Gesicht. »Ich… ich kann es kaum fassen, nicht begreifen. Es ist so anders.«
    »Natürlich ist es anders. Aber darüber werden wir später sprechen.« Ich stand bereits neben ihr. Da sie nicht sehr weit von der Tür entfernt war, brauchte ich nur den Arm auszustrecken, um sie zu öffnen. Ich betrat den Flur.
    Es war kühl geworden, weil die Haustür nicht zurück ins Schloß gefallen war.
    Selbstverständlich wollte Diablita die Entscheidung. Es blieb ihr nichts anderes übrig. Aber sie würde nicht mit offenen Augen ins Verderben rennen, denn sie war raffiniert genug, um ebenfalls eine Falle aufgebaut zu haben.
    Dabei konnte sie sich auf ihre Zwerge verlassen. Sie konnten draußen überall Deckung finden, ohne groß aufzufallen. Es hatte sicherlich Schneeverwehungen gegeben, auch die schufen ihnen einen ziemlich sicheren Platz.
    Über der Tür brannte noch das Licht. Sein Schein fiel durch den Spalt. Ich entdeckte den Schalter für
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