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0729 - Laurins finsteres Reich

0729 - Laurins finsteres Reich

Titel: 0729 - Laurins finsteres Reich
Autoren: Jason Dark
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erleichtert auf die Waffe, als diese von Diablita zurückgezogen wurde.
    Margot stand auf.
    Sie bewegte sich dabei normal. Trotzdem kam sie sich vor wie in einem Traum gefangen. Das Zimmer wurde wieder zu den schwankenden Decksplanken eines Bootes, das von einer Seite zur anderen schaukelte. Die Decke bewegte sich ebenfalls. Das Licht verwandelte sich in einen zuckenden Mond, der dabei scharf auf sie herabglotzte.
    Sie lehnte sich gegen den Schrank. Dabei glitten ihre Gedanken zu den Personen hin, die sich eine Etage tiefer befanden.
    John Sinclair!
    Dieser Name brandete durch ihren Kopf. Margot wußte, weshalb er hier in Glatsch erschienen war.
    Er hatte die Morde aufklären und sich dem Terror stellen wollen, doch es war nicht gelungen. Sinclair hatte versagt, er würde sein Leben lassen müssen, er würde…
    Die Lanze bewegte sich. Gelassen schwang Diablita die Spitze herum. Dann zeigte sie auf die Tür.
    »Du kennst den Weg!«
    Margot Lechner nickte. »Dann geh vor!«
    Die Frau bewegte sich zitternd. Sie fühlte sich wie eine Tote, die man aus dem Grab geholt und wieder zum Leben erweckt hat. So stockend bewegte sie sich auf die Tür zu.
    Ihre Tochter wartete vor dem Bett.
    Glatt war ihr Gesicht. Als wäre die Haut noch zusätzlich mit einer glasierten Schicht bedeckt worden. Auch in den Augen zeigte sich kein Gefühl. Sie blieben dunkel und unbeweglich, gleichzeitig aber auch geheimnisvoll.
    Margot mußte weiter. Jeder Schritt wurde zu einer Qual. Selbst die Tür verzerrte sich vor ihren Augen. Margot wußte nicht, ob sie normal war oder nicht. Ihr war zudem alles egal geworden, es war einfach die Angst, die sie weitertrieb und jeden Befehl ihrer Tochter ausführen ließ. Sie senkte den Arm und legte die Hand auf die Klinke. Das Metall kam ihr kalt wie die Haut eines Fisches vor.
    Dann ging sie in den Flur.
    Das Licht brannte.
    Ein warmer Schein an sich, dafür sorgte die Stoffbespannung der Leuchte. In diesem Moment allerdings kam es ihr kalt und gnadenlos vor. Es war wie ein grausames Gestirn, das mit einem Auge auf die Erde glotzte und es nur auf sie abgesehen zu haben schien.
    Hinter ihr ging Diablita und schaffte es, so gut wie lautlos zu schleichen. Sie war kaum zu hören, aber Margot spürte schon die Kälte, die sie traf.
    Alles war normal.
    Auch die Treppe am Ende des Flurs. Nur verschwammen die ersten Stufen vor ihren Augen. Plötzlich hatte sie das Gefühl, es nicht mehr schaffen zu können. Da war die Treppe zu einem unüberwindlichen Hindernis für sie geworden.
    Und noch etwas irritierte sie.
    Es war eine im ersten Moment nicht erklärbare Kälte. Sie drang aus der Tiefe zu ihr hoch, und sie umfuhr ihren Körper wie mit geisterhaft weichen Händen.
    Wieso? Waren die Türen nicht geschlossen und…?
    Margot vernahm Tritte. Schnell und beinahe schon trippelnd. Da wußte sie, was geschehen war. Die Zwerge hatten es geschafft und die Tür geöffnet. Sie waren in das Haus eingedrungen. Es sollte alles so laufen, wie Diablita es geplant hatte.
    Vor der Treppe blieb Margot stehen. Zwar lag ihre Hand auf dem Geländer, Sicherheit aber gab ihr dies auch nicht. Sie stand da und zitterte.
    Diablita erreichte sie. Dicht hinter der älteren Frau blieb sie stehen. »Was hast du? Warum gehst du nicht weiter?«
    Margot Lechner holte tief Luft. Sie kam sich vor, als würde sie sich dabei aufpumpen. »Da… da… unten. Da ist jemand gekommen. Ich habe es gehört.«
    »Stimmt, meine Freunde.«
    »Und Sinclair?«
    »Er wird deinem Mann in die Falle gelaufen sein. Ich habe alles gut vorbereitet.«
    Margot gab keine Antwort. Sie glaubte kaum, daß Diablita gelogen hatte. Sie war so sicher, sie war eine exzellente Planerin. Sie schaffte es immer.
    Sie würde siegen!
    Margot sah die Bewegung der anderen Person, weil diese einen Schatten an die Wand warf. Im nächsten Moment spürte sie einen leichten Druck im Rücken.
    Sehr wohl wußte sie, daß die Lanzenspitze an ihrem Körper lag, und schon hörte sie Diablita sprechen. »Wenn du jetzt nicht vorgehst, spieße ich dich auf!«
    Margot verzog ihre Lippen. Sie hätte schreien können. Wie sich die Drohung allein angehört hatte, das war einfach furchtbar gewesen. Zudem noch von ihrer Tochter ausgesprochen. So etwas konnte doch nicht einfach hingenommen werden.
    Sie ging.
    Sie zitterte, sie steckte voller Angst, die wie ein Kreislauf durch den Körper rieselte.
    Und sie ging weiter.
    Ihre Schritte waren schwer geworden. Auf dem Handlauf blieb ein Schweißfilm zurück. Der
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