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0728 - Lichter der Verdammnis

0728 - Lichter der Verdammnis

Titel: 0728 - Lichter der Verdammnis
Autoren: W.K. Giesa
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besser zu packen. Plötzlich flammte Licht auf. Fackeln, deren Schein ihn blendeten.
    Verdammt, was ging hier vor?
    Er ließ das Wesen nicht los. Er schloss die Augen, öffnete sie dann ganz langsam wieder, um sich an das Licht zu gewöhnen.
    Gut ein Dutzend der Fackeln flackerten und verbreiteten eine nach der langen Zeit für Seneca ungewohnte Helligkeit. Wer hatte sie in Brand gesetzt?
    Er sah die Frau an, die er gepackt hatte und die ihm zwar drohte, sich aber bis jetzt noch nicht zur Wehr gesetzt hatte.
    Sie war jung, sie sah sehr attraktiv aus mit ihrem langen, dunklen Haar und der äußerst spärlichen Bekleidung, die sie trug. Vielleicht war es einmal ein Kleid gewesen? Es sah aus wie Stoff, fühlte sich wie Fell an und war dermaßen kurz, dass es nicht einmal ganz bis über den Po reichte.
    »Kannst du jetzt endlich aufhören, mich anzugaffen, und mich loslassen?«, zischte sie ihn an.
    »Wer bist du?«, fragte er, ohne loszulassen. »Wie kommst du hierher? Woher kommt das Licht?«
    Er hatte die Fackeln nie zuvor ertastet. Es hatte sie in diesem finsteren Kerker nicht gegeben. Jetzt aber waren sie da und brannten.
    Es hatte auch keine Tür gegeben, die nach draußen führte, und die Ratten kamen durch winzige Löcher, die Seneca nicht vergrößern konnte, weil ihm die Hilfsmittel dazu fehlten.
    »Du hast eine Chance zu entkommen«, sagte die junge Frau, ohne auf Senecas Fragen einzugehen. »Wenn du mir folgst.«
    »Wohin?«
    Sie schwieg.
    »Ich will wissen, worauf ich mich einlasse. Was, wenn du mir eine Falle stellst?«
    »Du wärest gefangen. Aber das bist du doch ohnehin. Willst du mir folgen oder nicht?«
    »Wohin?«, wiederholte er.
    Blitzschnell entwand sie sich ihm, und die Fackeln erloschen. Er hörte nicht einmal mehr Atemzüge.
    »Verdammt!«, keuchte er auf. »Das kann doch nicht wahr sein!« Er tappte durch die Dunkelheit, tastete nach der Frau. Aber er bekam weder sie noch eine Ratte zu fassen. Der dunkle Kerkerraum war leer, bis auf ihn selbst.
    »Komm zurück!«, schrie er und ahnte, dass er eine einmalige Chance vertan hatte.
    Eine zweite würde er nicht bekommen…
    ***
    »Warum hast du ihn nicht mitgebracht?«, fragte Rico Calderone kalt.
    »Er war zu misstrauisch«, erwiderte die Frau. Sie duckte sich unter dem stechenden Blick des Mannes, von dem eine deutliche dämonische Aura ausging, obgleich er ein Mensch zu sein schien.
    Vielleicht, dachte sie, ist er ein Mensch, der zum Dämon wird oder umgekehrt. Irgendetwas zwischen beiden Zuständen…
    »Er stellte Fragen«, fuhr sie fort. »Er witterte eine Falle.«
    »Wie recht er hat«, grinste Calderone. »Schlaues Kerlchen.«
    »Was soll ich nun tun?«
    »Wir lassen ihn noch ein wenig schmoren. Wenn du dann ein zweites Mal auftauchst, wird er dir überall hin folgen, nur um aus diesem Kerker rauszukommen!«
    Die Frau nickte. »Du wirst mir sagen, wann ich ihn wieder aufsuche, Herr?«
    »Aber sicher. In der Zwischenzeit habe ich eine andere Aufgabe für dich.«
    Sie atmete auf. Sie würde alles tun, was er verlangte. Wirklich alles. Denn sie wollte nicht wieder in das dunkle Licht zurück, aus dem er sie geholt hatte.
    Es war zu schön, ein Mensch zu sein, und sie wollte nie wieder etwas anderes sein müssen…
    ***
    Rico Calderone sah ihr nach, als sie ging. Kurz hatte er mit dem Gedanken gespielt, wie in das zurückzuverwandeln, was sie einmal gewesen war, aber dann ließ er es doch. In menschlicher Gestalt konnte sie ihm vorerst nützlich sein - und vor allem dankbar. Sie würde ihm vertrauen, weil er ihr das Glück, Mensch bleiben zu dürfen, gewährte.
    Dabei konnte er es ihr jederzeit wieder nehmen.
    Er war durch Zufall darauf gestoßen. Er hatte in paar Zaubersprüche ausprobiert und die dämonische Magie, die in ihm immer stärker wurde, wirken lassen. Seit damals, als Lucifuge Rofocale ihm Schatten angehext hatte, verwandelte er sich immer mehr in einen Dämon.
    Lucifuge Rofocale war längst tot, und Calderone hatte die Schatten abstreifen können. Aber der Keim des Erzdämons wirkte in ihm fort. Er war nicht mit dem Tod des Höllenfürsten vergangen, auf dessen Thron inzwischen der Feigling Astardis saß.
    Aber noch interessierte ihn Astardis nicht. Wichtiger war, dass Stygia, die Fürstin der Finsternis, immer noch der Ansicht war, Anspruch auf seine, Calderones, Dienste zu haben. Gut, sie hatte ihm einmal einen sehr großen Gefallen getan, aber er war der Ansicht, dass er das längst mehrfach abgegolten hatte. Er musste sich von
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