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0726 - Halias Höllenreiter

0726 - Halias Höllenreiter

Titel: 0726 - Halias Höllenreiter
Autoren: Roger Clement
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und voneinander abhängig.
    Kali kam zwar die Schurkenrolle zu. Doch es wäre undenkbar gewesen, sie zu vernichten. Denn das Entstehen trug die folgende Zerstörung bereits in sich, und für die Vernichtung war nun einmal Kali zuständig.
    Daher war sie Teil der kosmischen Harmonie.
    Ihre Anhänger, die Dämonen, waren hingegen sehr wohl schwarzmagisch verseucht. Es war eine widersprüchliche und fremde Welt, mit westlichen Maßstäben kaum zu verstehen.
    Während Zamorra über diese Fragen philosophierte, hatte sich die Polizistin wieder angekleidet.
    Sie tat Zamorra nun fast Leid. Und er fragte sich, was Kali mit ihrer Anspielung gemeint haben mochte.
    Asha Devi baute sich nun vor der Göttinnen-Statue auf.
    »Du wolltest uns doch verraten, wo wir diese verfluchte Halia finden!«
    »Ich wollte gar nichts«, höhnte die Zerstörerin. »Die Erdennacht ist noch jung, und ihr werdet Halia gewiss treffen. Aber jetzt habe ich keine Lust mehr, zu euch zu sprechen.«
    Die vibrierende Energie des Standbildes verlosch.
    Asha Devi zischte etwas in Hindi. Es war bestimmt keine Freundlichkeit.
    Dann schaute sie zu Zamorra auf.
    »Deine Nicole und dieser Courtois werden sich kaputtlachen, wenn sie erfahren, wie ich mich blamiert habe.«
    »Falls sie es jemals erfahren, Asha. Ich werde jedenfalls nichts davon erzählen. Niemandem werde ich es verraten.«
    Die Polizistin kniff die Augen ein wenig zusammen. »Wirklich nicht?«
    »Ganz bestimmt nicht. Wegen mir wird niemand über dich lachen.«
    »Das sagst du nicht nur so?«
    »Du wirst schon sehen, Asha. Ich habe nichts davon, wenn du ausgelacht wirst. Wir haben ein gemeinsames Ziel, nicht wahr? Die Vernichtung dieser Dämonin Halia.«
    Die Inderin nickte bedächtig.
    »Du wirst mir fast sympathisch, Zamorra. - Ich will aber trotzdem nicht mit dir schlafen!«, fügte sie schnell hinzu.
    »Und ich nicht mit dir. Dann sind wir uns ja einig. - Wo sind wir hier überhaupt, außer in einem Kalitempel?«
    »Im tiefsten Belleville. Wir können wohl nichts tun, als hier zu verschwinden. Und hoffen, dass Kali uns diese verdammte Halia über den Weg schickt.«
    Zamorra nickte.
    Asha Devi öffnete die Tür.
    Auf dem Flur warteten eine ältere Inderin und ein abgemagerter weißer Hippie im Lendenschurz. Falls sie überrascht waren, plötzlich Zamorra zu sehen, der die Wohnung ja nicht auf normalem Weg betreten hatte, ließen sie es sich jedenfalls nicht anmerken.
    »Ich bin fertig mit meiner Beschwörung«, knurrte Asha Devi. »Ihr könnt jetzt wieder vor Kali auf dem Bauch rumrutschen.«
    Sie und Zamorra traten in das düstere Treppenhaus. Der Dämonenjäger warf einen Blick auf seine Uhr mit den Leuchtziffern. Es war immer noch kurz nach Mitternacht. Eine Zeitdifferenz zwischen seinem Aufenthalt im Polizeibüro und im Kalitempel schien es nicht gegeben zu haben.
    Sie stiegen die knarrenden Stufen hinunter.
    »Asha?«
    »Ja?«
    »Warum bist du eigentlich immer so kratzbürstig?«
    Die indische Polizistin lachte leise. »So, bin ich das?«
    »Irgendwie schon.«
    Asha Devi seufzte. »Mein Job ist kein Zuckerschlecken, okay? Ich muss Leute retten, die von heimtückischen Dämonen besessen sind. Kein schöner Anblick, glaub mir. Manchmal gelingt es mir und meinen Leuten, die Opfer vor Tod oder Wahnsinn zu retten.« Sie machte eine kurze Pause. »Aber manchmal eben auch nicht.«
    Zamorra spürte, dass noch mehr dahinter stecken musste. Aber er gab sich einstweilen mit der Antwort zufrieden.
    Der Dämonenjäger und die Polizistin überquerten den dunklen Hof. In den Ecken, außerhalb des blassen Lichtkegels der uralten Hoflampe, tat sich etwas. Es raschelte. Jemand flüsterte. Plötzlich stank es nach Terpentin..
    Zamorra verzog das Gesicht.
    Lösungsmittelschnüffler hingen an ihren Plastiktüten, um ihr trübes Dasein für Minuten zu vergessen. Arme Schweine. Aber er konnte nichts für sie tun.
    »Hast du zufällig ein Mobiltelefon zur Hand?«, fragte der Parapsychologe.
    Asha Devi zog ein Handy hervor, schaltete es ein und reichte es Zamorra. »Wen rufst du an?«, wollte sie wissen.
    »Nicole.«
    Zamorra ließ sich mit der Polizeipräfektur verbinden und fragte nach Mademoiselle Duval in Chefinspektor Courtois’ Büro. Er wurde weiterverbunden, aber da gab es Nebengeräusche, die nicht gerade nach einem Büro klangen.
    Als Courtois sich meldete und das Gespräch an Nicole weitergab, lieferte er ihr einen kurzen Zwischenbericht. Allerdings erwähnte er Asha Devis »Striptease« nicht, wie
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