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0726 - Halias Höllenreiter

0726 - Halias Höllenreiter

Titel: 0726 - Halias Höllenreiter
Autoren: Roger Clement
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war nicht die Stimme eines Mannes mit Todesangst. Sie gehörte jemandem, der mit dem Leben bereits abgeschlossen hatte. Der keine Hoffnung mehr hatte.
    »Ich bin selbst am Apparat! - Wer sind Sie, Monsieur?«
    Der Unbekannte hatte lupenreines Französisch gesprochen, wie es auf den traditionsreichen Eliteschulen des Landes gelehrt wird.
    »Mein Name ist Antoine Rampart. Ich rufe aus Paris an. Sie kennen mich nicht, Professor Zamorra. Aber ich war einst auch auf der Sorbonne. Dort habe ich von Ihnen gehört. Sie sind wahrscheinlich der Einzige, der mir helfen kann. Oder meinen Erben…«
    »Könnten Sie Klartext reden, Monsieur Rampart? Was ist geschehen?«
    »Nichts.«
    »Interessant«, spottete Zamorra. »Sie rufen mich an, um mir mitzuteilen, dass nichts passiert ist? Hier auf Château Montagne ist auch nichts geschehen, Monsieur - aber trotzdem würde ich es mir nicht einfallen lassen, Ihnen das zu erzählen.«
    Der Anrufer aus Paris atmete schwer.
    Schon bereute Zamorra seine unwirsche Antwort. Er wusste aus Erfahrung, dass sich dämonische Bedrohungen oft zunächst nur vage und unfassbar manifestieren.
    »Es ist… so seltsam geworden in in meinem Haus, Professor. Ich weiß, dass es dumm klingt. Aber ich habe Angst. Entsetzliche Angst.«
    »Seit wann ist diese - Stimmung vor handen, Monsieur Rampart?«, hakte Zamorra nach.
    Einen Moment lang herrschte Stille in der Leitung. Der Anrufer schien nachzudenken.
    »Seit - seit meine Freundin und ich von unserer Reise zurückgekehrt sind. Wir waren in Indien, müssen Sie wissen.«
    Indien! Dieses Land war mit Dämonen wahrhaftig gesegnet - wenn man das als Segen betrachten wollte…
    »Ist auf der Reise etwas Außergewöhnliches passiert? Waren Sie vielleicht in einem verborgenen Tempel, oder…«
    »Nichts Besonderes, Professor Zamorra. Wir haben nur das übliche Touristenprogramm abgewickelt. Ich habe mir noch ein paar Teppiche gekauft. Aber die werden ohnehin erst nachgeschickt und müssen noch durch den Zoll.«
    »Aber seit Ihrer Rückkehr ist etwas - anders«, vergewisserte sich Zamorra.
    »Ja, das ist es. Ich kann es nicht beschreiben. Oder vielleicht doch. Eine fremde Energie scheint plötzlich in meinen vier Wänden zu hausen. Eine Kraft, die durch und durch böse ist. Ich habe kein anderes Wort dafür.«
    Vielleicht eine Art Poltergeist?, fragte Zamorra sich selbst. Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.
    »Ich nehme an, Sie möchten mich um meinen Besuch bitten, Monsieur Rampart?«
    »Wenn das möglich wäre… Ich hatte es nicht zu hoffen gewagt…«
    »Geben Sie mir die Adresse. Meine Assistentin und ich sind so schnell wie möglich bei Ihnen. - Danke. - Au revoir.«
    Zamorra deaktivierte das Telefon, nachdem er die Adresse notiert hatte.
    Nicole, die ihm beim Schreiben über die Schulter gelinst hatte, pfiff durch die Zähne.
    »Monsieur residiert an der Rue Royale, mitten im Nobelviertel Palais Royale! Dann muss dieser Rampart aber über das nötige Kleingeld verfügen.«
    »Das schützt offenbar auch nicht vor dämonischer Heimsuchung«, stellte Zamorra fest. »Wenn nichts Dringendes anliegt, sollten wir uns das Problem dieses Monsieur Rampart einmal zur Brust nehmen. Ich habe üble Vorahnungen…«
    »Mal sehen, wie schnell wir es diesmal nach Paris schaffen«, erwiderte Nicole.
    ***
    Métro-Station Concorde, Paris, Frankreich
    Paul, Pierre und Gérard fühlten sich stark.
    Die drei Jung-Rassisten hatten sich nach einem Massen-Besäufnis der Front Nationale abgesetzt, um zurück ins heimatliche Belleville zu fahren.
    Dabei waren sie allerdings in die falsche U-Bahn geraten. Beim Umsteigen hatten sie einen Schwarzen erspäht, den sie gleich aufmischen wollten.
    Dann hatte sich allerdings herausgestellt, dass der Afrikaner mit fünf oder sechs Freunden unterwegs war. Und da Paul, Pierre und Gérard im Grunde Feiglinge waren, hatten sie nun lieber selbst die Flucht ergriffen.
    Trotzdem fühlten sie sich immer noch stark.
    Breitbeinig stiefelten sie auf den Ausgang der Métro-Station Concorde zu. Die furchtsamen Blicke der anderen Métro-Passagiere taten ihnen gut.
    In ihren Militärhosen, Bomberjacken und Springerstiefeln kamen sich die drei Kumpane vor wie die Kings.
    Der dicke Pierre hatte eine halb leere Flasche Calvados in den Fingern, die er immer wieder an sein wulstigen Lippen setzte.
    Und dann erblickten sie die Frau.
    Sie bewegte sich ebenfalls auf den Métro-Ausgang zu. Doch im Gegensatz zu den anderen Passanten würdigte sie die drei
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