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072 - Die Schlangengöttin

072 - Die Schlangengöttin

Titel: 072 - Die Schlangengöttin
Autoren: Dämonenkiller
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soll näher treten und mir seine Hand geben. Ich will aus ihren Linien lesen. Wenn das Schicksal will, daß ich ihm helfe, soll es geschehen."
    Ich ging zu ihm hin, hockte mich ihm gegenüber und streckte die Rechte aus. Nathan ergriff sie, strich über meine Handfläche und fuhr mit den Fingern die Linien entlang. Ich merkte, wie er erbebte.
    „Sprich, Alter!" sagte ich. „Ich kann die Wahrheit ertragen."
    „Dein Leben steht unter einem Unstern", flüsterte er. „Du hast Gräßliches erfahren und wirst in Zukunft noch Schrecklicheres erleiden. Ich sehe eine Liebe zu einem Mädchen, das kein Mutterschoß geboren hat. Die Liebe wird zu glühendem Haß, und die Geliebte fällt der Finsternis anheim. Sie lebt im Reich des Schreckens und wandelt sich zur Herrin und Königin des Abgrunds. Sie wird dich verfolgen - über den Tod hinaus. Der Drang nach Weisheit und Erkenntnis wird dich leiten. Aber nicht die klaren Quellen sind es, aus denen du trinkst. Nein, aus den dunklen schöpfst du dein Wissen, und hoch wird der Preis sein, den du für deine Erkenntnis bezahlst. Kein normaler Sterblicher bist du und wirst nie einer sein."
    Er stockte, und ich konnte die Furcht spüren, die ihn erfüllte.
    Ich packte ihn an der Schulter, rüttelte ihn. „Weiter, Alter! Weiter! Laß mich den Schluß hören!"
    „Es gibt keinen. Ich kann ihn nicht erkennen. Aber da ist etwas, was ich dir geben soll. Vielleicht hilft es dir weiter."
    „Dann her damit!"
    Nathan griff unter sein Gewand. Er brachte eine Statuette hervor. Ich hatte noch nie eine solche gesehen. Sie stellte eine Frau mit entblößten Brüsten dar, die in jeder Hand eine Schlange hielt und von einer Schlange umwunden wurde. Die Frau war reizvoll, aber sie hatte etwas Dämonisches an sich.
    Ich nahm die Statuette.
    „Nicht!" schrie Pablo.
    Seine Warnung kam zu spät. Urplötzlich erwachte die Statuette in meiner Hand zum Leben. Bevor ich reagieren konnte, lief sie gewandt meinen Arm hoch und verbiß sich in meinem Nacken. Kleine Finger krallten sich in mein Fleisch, und die drei Schlangen, keine größer als ein kleiner Finger, hatten ihre Giftzähne über meiner Halsschlagader.
    Pablo sprang hinzu.
    „Wage es nicht, mein Ebenbild und meine Kinder auch nur anzurühren! - sagte das schöne dunkelblonde Mädchen. „Sonst beißen sie zu, und Michele da Mosto bekommt ein Gift in die Adern, das wie Feuer brennt und ihn wahnsinnig macht. Du glaubst es nicht? Versuch es nur!"
    Sie lachte gellend, und dieses Lachen hatte nichts Menschliches an sich.
    Der alte Nathan kroch zitternd in sich zusammen.
    Die Höhle erweiterte sich auf einmal. Sie führte jetzt tief, tief in den Berg hinein. Ein düsteres Zwielicht herrschte hinten im Höhlengang.
    „Da hinein, Michele da Mosto!" sagte die schöne Helena. „Es ist jemand da, der dich schon sehnlichst erwartet, jemand, den du gut kennst, in dessen Armen du schon einmal aus Liebe gestorben bist."
    Sie lachte höhnisch, und mir lief ein Schauer über den Rücken. Ihre Worte konnten sich nur auf Alraune alias Selva Farsetti beziehen.
    „Du falsche Schlange!" sagte Pablo.
    Seine großen Hände öffneten und schlossen sich wie im Krampf, aber er wagte es nicht, sie um den Hals der blonden Schönheit zu legen.
    Helena brach von einem Augenblick zum andern der Schweiß aus. Sie krümmte sich.
    „Verdammt, es ist wieder soweit. Los, hinein mit dir in den Berg, Michele da Mosto! Ich erwarte dich in meinem Tempel."
    Ein Stöhnen, dann löste die schlanke Mädchengestalt sich auf.
    Ich spürte, wie der Biß der belebten Statuette in meinem Nacken sich verstärkte. Es waren höllische Schmerzen, die das kleine Biest mir zufügte.
    Ich wußte, daß ich in den Berg hinein mußte. Unsicher machte ich die ersten Schritte. Pablo hatte sich dem alten Bettler zugewandt.
    „Du Schurke!" sagte er. „Das hast du gewußt."
    „Nein, Herr, ich schwöre es", jammerte der Bettler. „Was kann ein blinder Greis gegen die Mächte der Finsternis ausrichten? Ich mußte die Statuette übergeben. Glaubt es mir! Ich flehe Euch an, vergreift Euch nicht an mir!"
    Der Baske gab ihm einen Stoß, daß er neben dem Feuer auf den Rücken stürzte.
    „Ich sollte dir den Schädel einschlagen, aber an dir mache ich mir nicht die Hände schmutzig, jämmerliche Kreatur."
    Er folgte mir.
    „Geh, Pablo! Nur ich muß in den Berg. Du kannst dein Leben retten."
    Er schüttelte den Kopf.
    „Nein, Michele, ich lasse meinen Herrn nicht im Stich. Wir gehen zusammen."
    Ich war
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