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072 - Das Horror Palais von Wien

072 - Das Horror Palais von Wien

Titel: 072 - Das Horror Palais von Wien
Autoren: Larry Brent
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stockfinster und die beiden alten Laternen vor dem Hauseingang schufen nur eine
geringe Lichtausbeute, die kaum bis in die Höhe der ersten Etage reichte. Evi
Strugatzkis Müdigkeit und Benommenheit nahmen zu, als hätte sie eine Droge genommen. Die Wienerin lehnte sich gegen die Wand und
mußte förmlich um das Wachbleiben kämpfen. Sie schloß die Augen und verlor
jegliches Gefühl für die Zeit. Evi zuckte zusammen, als sie ein Geräusch neben
sich vernahm. »Paul?« fragte sie hochfahrend. Die Tür neben ihr klappte leise.
Irritiert wandte Evi den Kopf. Sie nahm schwachen Lichtschein wahr, als käme er
aus unwirklicher Ferne. Noch mal nannte die Wienerin den Namen des Freundes und
drückte dann neugierig die Tür neben sich weiter auf, um nachzusehen, was
dahinter lag. Ein großer, saalähnlicher Raum breitete sich vor ihr aus, der
kahl und leer war. Kein einziger Einrichtungsgegenstand befand sich darin, kein
Bild hing an der Wand. Evi Strugatzki öffnete die Tür, die offenbar nur leicht
eingeklinkt war, ganz weit und ging in den dahinterliegenden Raum. Es war ein
Saal, ohne Fenster! Das schwache Licht kam vom entgegengesetzten Ende. Der
unruhig flackernde Schein wies auf eine Kerze oder Petroleumlampe hin. Offenbar
war es Paul von Cernay nicht gelungen, die Stromversorgung wieder in Gang zu
bringen, und er behalf sich nun auf diese Weise. Aber weshalb reagierte er
nicht auf ihren Ruf?
    Evi
fand diese Tatsache nicht weniger merkwürdig als die, daß sich wie von
Geisterhand bewegt die Tür geöffnet hatte…
    Aber
die junge Frau war zu müde, zu benommen, um die seltsamen Umstände im Detail
gedanklich nachzuvollziehen. Sie durchquerte den Saal und kam dem Licht näher.
Dort hinten gab es eine weitere Tür, die spaltbreit offen stand. Und durch den
Spalt fiel das Licht. Dann hörte sie auch die Geräusche. Leise Schritte, Atmen…
»Paul?« fragte das Mädchen und drückte die Tür weiter auf. Dumpf und hohl klang
Evis Stimme durch das gespenstische Zwielicht und den leeren Saal. Verwirrt
starrte die Verängstigte auf das, was sich ihren Augen bot. Im Gegensatz zu dem
ersten fensterlosen Saal, in dem es kein Möbelstück gab, war der folgende Raum
geradezu überladen. Aber auf eine unerwartete Weise. Er erinnerte an das Innere
eines unheimlichen Labors. Auf langen Tischen standen alte, verstaubte
Glaskolben und Keramikbehälter, führten bunte Schläuche wie überdimensionale
Adern quer unter der Decke entlang und liefen von dort die Wände herunter auf
Liegen zu, die in Mauernischen standen. Eine alte Öllampe stand auf dem
vordersten Tisch, als wäre sie von jemand dort abgestellt worden. Aber es war
niemand zu sehen, bis auf die Gestalt, die auf einer pritschenähnlichen Liege
kauerte. Im Halbdunkeln ging Evi Strugatzki wie in Trance darauf zu, und das
Gefühl, in eine ungeheuerliche und gefährliche Lage geraten zu sein, durchfuhr
wie ein Kälteschauer ihren Körper. Die Kälte überhaupt war es, die ihr in
diesem Raum zu schaffen machte. Es schien ihr, als würde die Temperatur beträchtlich
unter der des vorangegangenen Saales liegen. Fröstelnd zog Evi Strugatzki die
Schultern hoch. Sie hielt den Atem an, als sie sich der Pritsche näherte.
Darauf lag jemand, den sie kannte.
    Der
Körper war entblößt bis zu den Hüften. Die Arme lagen locker und leicht vom
Leib weggespreizt. Der rechte Arm war nach außen gedreht. Auf der Innenseite
des Armes steckte eine Anzahl Nadeln. Sie erweckten den Eindruck, als würde die
Person auf der Pritsche akupunktiert. Evi Strugatzki schloß zwei Sekunden die
Augen. Der Anblick, den sie hatte, mußte ausreichen, um sie schlagartig aus
träumerischer Benommenheit und Schläfrigkeit zu wecken. Aber das war nicht der
Fall. Sie reagierte seltsam langsam, wie in Zeitlupe, als wäre sie betäubt und
ihr Aufnahmevermögen dadurch behindert. Ganz langsam drang das Unglaubliche,
das sie hier erblickte, in ihr Bewußtsein. »S-a-n-d-r-a?« flüsterte sie
erschrocken.
    Die
Freundin, die am Abend noch an der Geburtstagsparty teilgenommen hatte, lag
blaß vor ihr und schien sie überhaupt nicht wahrzunehmen. Wie kam Sandra Kaintz
hierher, und was geschah mit ihr? Grauen loderte wie eine Flamme in der
Entdeckerin auf. Evi Strugatzki warf sich herum. Sie wollte fliehen. Sie mußte raus aus diesem unheimlichen
Palais, in dem die Lichter ausgingen, in dem es angeblich spukte, und in dem
sie einen Raum entdeckt hatte, wo ein Verrückter wie Frankenstein Experimente
durchzuführen
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