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072 - Das Horror Palais von Wien

072 - Das Horror Palais von Wien

Titel: 072 - Das Horror Palais von Wien
Autoren: Larry Brent
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Vollbart rahmte das
markante Gesicht des Mannes, der den anderen mit freundschaftlichem Hand- und
Schulterschlag begrüßte. »Ich denke, du bist in Südamerika«, sagte Larry Brent
alias X-RAY-3 und blickte sich um. »Ich werde doch nicht aus Versehen den
falschen Airport erwischt haben?«
    »Du
bist an der richtigen Stelle, Towarischtsch«, entgegnete der vollbärtige Iwan
Kunaritschew. »Die Sache in Südamerika ist abgehakt, und jetzt bin ich als
Privatmann unterwegs, um eine Sendung aus meiner Heimat hier abzuholen… Mir ist
der Stoff ausgegangen. Seit vierundzwanzig Stunden habe ich keine einzige
Zigarette mehr geraucht, ich fühl mich hundeelend. Wenn ich nochmal einen Tag
auf die Sendung warten muß, greif ich aus Verzweiflung zu einer kommerziellen
Marke. Ich hoffe nur, die bringt mich dann nicht um…«
    Iwan
war in den Reihen der PSA-Agenten berühmt-berüchtigt wegen seiner
Selbstgedrehten, die einem gestandenen Mann die Tränen in die Augen trieben,
während er sie mit Wonne paffte. Den Tabak dazu bezog er regelmäßig aus
Rußland. Von Fall zu Fall holte Kunaritschew eine Sendung, die per Luftfracht
für ihn auf den Weg gebracht worden war, hier ab. Wer der Absender war, darüber
verlor Kunaritschew nie ein Wort. Larry begleitete den Freund zum Schalter der
Zollabfertigung. Hier war Kunaritschew bekannt wie ein bunter Hund. Der
Zollbeamte sah ihn schon herankommen und schaute sofort in dem betreffenden
Fach nach. Iwans Augen begannen zu strahlen. »Na also«, sagte er. »Es ist da…
war auch höchste Zeit. Die Sendung hätte vor drei Tagen schon hier eintreffen
müssen.«
    Er
unterbrach sich, und das Lächeln gefror ihm auf den Lippen, als er sah, daß der
Zollbeamte mit leeren Händen an den Tresen zurückkam.
    »Tut
mir leid, Mister Kunaritschew«, sagte der Uniformierte achselzuckend, »Noch
nicht da.«
    X-RAY-7
glaubte, sich verhört zu haben. »Aber das kann nicht sein! Die Sendung ist seit
drei Tagen fällig… Sie ist garantiert abgeschickt worden.«
    »Vielleicht
ist sie beim Umladen irgendwo hängengeblieben… Tut mir leid, Mister
Kunaritschew!«
    »Schon
gut, Pikins. Sie können nichts dafür…« Die Maschine aus Moskau, wo die Sendung
mit dem selbstangebauten Tabak abgegangen war, machte Zwischenlandungen in Wien
und Frankfurt. Lag das Paket vergessen in einem Magazin?
    Unverrichteterdinge
verließen die beiden PSA-Agenten die Zollabfertigung. Iwan, der mit einem Taxi
gekommen war, fuhr mit Larry Brent in die City zurück. Larrys roter Lotus
Europa, ein Fahrzeug, das es in dieser Ausstattung nur ein einziges Mal auf der
Welt gab, stand im Parkhaus. Als Larry blitzartig seinen Flug nach London
antreten mußte, hatte er den Wagen dort abgestellt. Auf dem Weg nach dort
kaufte Iwan an einem Kiosk eine Schachtel mit Zigaretten, riß sie auf, steckte
sich ein Stäbchen zwischen die Lippen und zündete es an. Er nahm vorsichtig
einen Zug und schluckte dann. »Was sollen denn das sein?« fragte er entsetzt.
»Zigaretten? Da kann ich auch ne Schokoladenzigarette kauen… Das ist was für
Kinder, Towarischtsch.« Er steckte die eben angerauchte Zigarette in einen
Standascher, der mit Sand gefüllt war und ließ dabei geflissentlich die
angebrochene Packung liegen. Kunaritschew sah um die Nase herum blaß aus und
erinnerte frappierend an Leute, die sonst den Rauch seiner Selbstgedrehten
einatmeten und das Gefühl hatten, ihnen würde die Luft abgestellt. Auf dem Weg
zurück zur PSA-Zentrale, die zwei Stockwerke unter dem berühmten Restaurant Tavern
on the Green im Central Park von New York lag, war Iwan Kunaritschew
eigenartig schweigsam.
    »Ich
seh dich später nochmal«, sagte er nur, als er auf die Tür zuging, an der ein
Metallschild mit seiner Deckbezeichnung – X-RAY-7 – und seinem Namen hing.
Larry Brent erledigte sofort seinen Abschlußbericht, während Iwan Kunaritschew
kurz hintereinander zwei Auslandstelefonate führte. Eins mit der
Zollabfertigungsstelle in Frankfurt, das andere mit der in Wien. Als er zehn
Minuten später Larry Brent in dessen Büro aufsuchte, wirkte er ernst und
nachdenklich. X-RAY-3, der den Freund wie kein anderer kannte, spürte sofort,
daß Iwan sich mit einem handfesten Problem herumschlug. »Wo drückt der Schuh,
Brüderchen?« fragte Larry. »Ich weiß genau, daß ich vor sieben Stunden aus Rio
de Janeiro zurückgekommen bin, Towarischtsch… aber bei der
Zollabfertigungsstelle in Wien behauptet ein Beamter, daß ein gewisser Iwan
Kunaritschew
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