Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0719 - Fluchtpunkt Ovarons Planet

Titel: 0719 - Fluchtpunkt Ovarons Planet
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Gnaden Wennein stürzte herein. Er schloß den Eingang sofort wieder hinter sich und eilte danach auf mich zu. Er packte mich an der Schulter und rüttelte mich. „Attra, rette mich vor diesem Weib", sagte er kreischend.
    Ich schüttelte seine Hand ab. Als er sie mir erneut an die Schulter legen wollte, schlug ich ihm auf die Finger. Bestürzt blickte er mich an. „Ich brauche deine Hilfe, Attra", sagte er stammelnd. „Und du schlägst mich?"
    „Gnaden Wennein", erklärte ich scharf. „Ich verbiete mir diese Störung. Verlassen Sie sofort den Konferenzraum."
    Er nahm Haltung an und schluckte. Allmählich ging ihm auf, daß er die Grenzen dessen überschritten hatte, was ich bereit war zu dulden. „Sir, dann möchte ich Sie in aller Form bitten, mich zu verhaften und einzusperren."
    „Warum?"
    „Wegen ... wegen ... Ich werde schon etwas finden, Sir. Nur, es muß schnell gehen. Ich muß inhaftiert sein, bevor dieses Weib mich umbringen kann."
    „Wenden Sie sich an den Kommandanten. Er wird Ihren Ehevertrag für nichtig erklären lassen, wenn Sie es wünschen."
    Er fuhr zusammen und kratzte sich am Hinterkopf. Abwechselnd blickte er Nayn-Taibary und mich an. Das Mädchen von Ovarons Planet verfolgte seinen Auftritt, ohne ihn zu verstehen. Ich gebe zu, daß ich auch nicht recht wußte, was ich von Gnaden halten sollte. Ich kannte ihn sonst als einen recht vernünftigen Menschen. Seine einzige Schwäche war, daß er leidenschaftlich gern aufschnitt. Ich erinnerte mich daran, wenigstens zwei Dutzend eingehende Berichte seiner amourösen Abenteuer gehört zu haben. „Das geht dann vielleicht doch zu weit, Sir", meinte er verlegen. „Meine Frau hat einen Denkzettel verdient. Ich mag sie auch ganz gern, aber sie hat sich ungehörig benommen, und ich..."
    „Hinaus", befahl ich.
    Dieses Wort vernahm auch Mrs. Wennein, die das Türschott öffnete und hereinblickte. Während Gnaden nun nicht mehr wagte, sich hinter meinem Rücken zu verstecken, kam sie mit einem breiten Lachen herein. „Da ist ja mein Kleiner", sagte sie zufrieden. „Ich bitte, die Störung zu entschuldigen, Sir."
    Sie packte ihren kahlköpfigen Mann mit einem Griff am Kragen, hob ihn hoch und legte ihn sich auf die Arme. Gnaden Wennein hielt die Augen geschlossen und murmelte verzweifelt etwas vor sich hin.
    Seine Frau trug ihn hinaus. Lautlos schloß sich das Türschott hinter ihr. „Idiotisch, so etwas", sagte ich leise. Ich kochte innerlich, und ich nahm mir fest vor, Gnaden Wennein einen strengen Verweis zu verpassen. Wir befanden uns immerhin an Bord eines Raumschiffs, auf dem militärische Disziplin bestand. An diese hatte auch er sich zu halten. „War das nun normales zwischenmenschliches Verhalten oder nicht, Attra?" fragte Nayn-Taibary.
    Dummerweise glaubte ich, daß sie einen Scherz machen wollte. Ich ging übergangslos zu dem Problem Ovarons Planet über. „Wir müssen einen Schlüssel für die Aufteilung der Männer finden", erklärte ich ihr. „Auf gar keinen Fall dürfen wir alles dem Zufall überlassen. Das könnte gewalttätige Auseinandersetzungen geben."
    „Ich schlage vor, daß die Administration zweihundert Frauen und Mädchen auswählt, die als erste berücksichtigt werden sollen. Unter diesen können die Männer sich dann diejenigen aussuchen, für die sie sich entscheiden möchten. Später mag es andere Lösungen geben, aber für den Anfang sehe ich keine andere."
    „Ich kenne eure Mentalität zu wenig, Nayn", erwiderte ich. „Aber wenn du glaubst, daß dieser Weg für euch erträglich ist, bin ich einverstanden."
    „Du bist ganz anders als dieser Kahlköpfige", sagte sie verträumt.
    Ich blieb beharrlich bei den Sachthemen und zwang sie, diese mit mir durchzuarbeiten. Dazu benötigten wir drei Stunden. Wir glaubten, alle Probleme bewältigt und gute Voraussetzungen für die weitere Entwicklung geschaffen zu haben.
    Ich ließ etwas Whisky kommen und stieß mit Nayn an. Sie gefiel mir immer besser, und ich dachte auch gar nicht daran, mich persönlichen Gefühlen noch länger zu widersetzen.
    Ich hätte keinen Grund dazu gehabt. Ich war frei und ungebunden, und ich hoffte, auf Ovarons Planet gut leben zu können. Wenn ich mich dort ansiedelte, entzog ich mich zwar den kommenden Auseinandersetzungen auf der Erde, mein Leben würde ruhiger und weniger gefährlich werden, aber das alles störte mich nicht. Ich hoffte lediglich, daß ich die Genehmigung von meinem Kommandanten bekommen würde, die PHARAO zu verlassen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher