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0718 - Tango Fatal

0718 - Tango Fatal

Titel: 0718 - Tango Fatal
Autoren: Jason Dark
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Gesicht war zu entnehmen, daß er Bescheid wußte. »Sie haben keinen Erfolg, Monsieur.«
    Das sagte er in dem Augenblick, als ich das Bild von der Wand nahm, um nachzuschauen, ob sich dahinter ein Geheimversteck oder ein Safe verbarg.
    Nichts war zu sehen. Die Wand zeigte sich glatt wie überall. Und auch meine Schritte hatten keinen anderen Klang bekommen, denn unter dem Boden war kein Hohlraum.
    Es blieb ein Rätsel.
    Vor einem der zugemauerten Fenster verhielt ich meine Schritte. Ohne mich umzudrehen, stellte ich Gaston Lacre die Frage. »Weshalb wurden die Fenster vermauert?«
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen. Sie haben es getan.«
    »Wer hat es getan?«
    »Die Besitzer.«
    Jetzt drehte ich mich um. »Nun kommen wir der Sache schon näher. Sie brauchen mir nur noch zu verraten, wem dieses Haus gehört hat und wo die Besitzer sind.«
    »Weg.«
    »Das habe ich gemerkt.«
    »Sie sind verschwunden. Urplötzlich, über Nacht. Sie haben die Fenster zugemauert. Vielleicht sollte dies eine Warnung für andere sein, nicht mehr zurückzukehren. Sie sollten auch Fremde davor abhalten, das Haus zu betreten…«
    »Warum?«
    »Es gibt Gerüchte…«
    »Welche?«
    Gaston Lacre schaute sich um. »Wissen Sie, was dieses Haus einmal beherbergt hat?«
    »Nein.«
    »Eine Tanzschule.«
    Ich schluckte. Das war mir neu, da hatte er mich tatsächlich überrascht. »Sind Sie sicher?«
    »Bestimmt. Hier hat es einmal eine Tanzschule gegeben, ob Sie es glauben oder nicht.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter. Sie wurde geschlossen. Das geschah bereits vor Jahren. Seitdem ist dieses Haus nicht mehr bewohnt. Man fürchtete sich vor dem Manoir des Vieux.«
    »Was geschah denn mit den Besitzern der Tanzschule?«
    »Keine Ahnung. Angeblich gingen sie zurück nach Paris. Dort kamen sie auch her.«
    »Und dann fingen irgendwann die Schreie an, nicht wahr?«
    Gaston Lacre nickte heftig. »Und ob sie anfingen. Es war ganz furchtbar. In der Nacht, am Abend, am Tage, urplötzlich gellten sie auf. Sie waren einfach da, und niemand hielt sich im Haus auf. Keiner konnte dieses Rätsel erklären, alle hatten Angst. Sie wurden gehört, und es kam uns vor, als wäre das Haus selbst dabei, zu schreien. Verstehen Sie? Das Haus schrie selbst. Es brüllte, seine Wände kreischten ihre Angst hinaus. Es war kaum zu fassen.«
    »Was taten Sie denn?«
    »Gar nichts, Monsieur Sinclair. Die Menschen sprachen davon, daß es verflucht gewesen ist. Der Teufel hätte es in Besitz genommen, und selbst unser Pfarrer traute sich nicht hinein, weil er zuviel Angst davor hatte. Kann man ja verstehen.«
    Ich nickte, war jedoch mit meinen Gedanken woanders. Sollte dieses Haus tatsächlich vom Teufel oder vom Bösen besessen sein, dann wunderte es mich, daß mein Kreuz bei meinem Eintritt in das Zimmer nicht reagiert hatte. Es war »stumm« geblieben und hatte nicht einmal eine gewisse Wärme abgegeben.
    Warum nicht?
    War vielleicht alles vorbei gewesen, als ich den Raum betrat? Hätte es während der Schreie anders reagiert?
    Ich schaute mich noch einmal um, diesmal mit dem Kreuz in der Hand, und Gaston Lacre kam neugierig näher, denn so etwas hatte er noch nicht gesehen.
    »Was ist das?«
    »Eine Wünschelrute«, erwiderte ich grinsend.
    »Hören Sie auf, Monsieur, das ist doch ein Kreuz.«
    »Stimmt.«
    »Aber ein besonderes, oder?« In seiner Stimme schwang Ehrfurcht mit. Die Frage hatte er leise gestellt.
    Ich ging nicht darauf ein, sondern wollte wissen, ob über dem Haus ein Fluch gelastet hatte.
    Lacre fuhr durch sein Haar und schabte mit dem Daumen über die Kopfhaut. »Das müssen Sie mir genauer erklären, Monsieur.«
    »Ich weiß es ja auch nicht. Ein Fluch kann vieles bedeuten. Können Sie mir sagen, ob in diesem Haus Morde passiert sind? Hat es hier Bluttaten gegeben?«
    »Sie meinen in letzter Zeit?«
    »Nicht nur das, sondern allgemein.«
    »Nein, das weiß ich nicht. Es kann durchaus sein, daß dies passiert ist. Sie dürfen nicht vergessen, daß dieses Haus eine wechselvolle Geschichte hinter sich hat. Denken Sie daran, Sie befinden sich im Elsaß, und hier ist einiges anders als im übrigen Frankreich. Viele Franzosen erkennen uns Elsässer als Landsleute gar nicht an. Für sie sind wir nicht Fisch und nicht Fleisch. Mal gehörte dieses Land zu Deutschland, dann wieder zu Frankreich, jetzt scheinen die Grenzen endgültig festgelegt zu sein, obwohl es hier inzwischen so etwas wie Autonomiebestrebungen gibt, das heißt, man will seine eigene Kultur und auch
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