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0718 - Das Dorf der Toten

0718 - Das Dorf der Toten

Titel: 0718 - Das Dorf der Toten
Autoren: Adrian Doyle und Timothy Stahl
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haben wir denn da?«, sagte er und deutete auf die Säulen des Torbogens.
    Nicole trat näher und besah sich die Zeichen, die in die Steine eingekratzt waren. »Könnte alles mögliche sein«, meinte sie. »Schriftzeichen, Figuren oder sonst was. Zu verwittert, als dass ich auch nur einen Schuss ins Blaue loslassen würde.«
    Zamorra hatte das Amulett von der Kette gehakt und brachte es näher an die unleserlichen Gravuren in den Steinsäulen heran.
    Nichts geschah. Merlins Stern zeigte nicht die geringste Temperaturveränderung und auch keine andere Reaktion, die Zeichen im Stein blieben ebenso unverändert.
    »Diese Hieroglyphen müssen ja nicht unbedingt etwas zu bedeuten haben«, fand Nicole.
    »Nichts jedenfalls, was das Amulett als Gefahr wertet«, schränkte Zamorra ein.
    Ohne große Eile spazierten sie zwischen den Gräbern einher und den Reifenspuren nach.
    »Besonders wertzuschätzen scheint man die Toten hier ja nicht«, meinte Nicole nach einer Weile.
    In der Tat wirkten die Gräber links und rechts des Weges ungepflegt, die Hügel verschwanden teils unter dürrem Unkraut und Gras.
    Ebenso merkwürdig war noch etwas anderes.
    »Auf keinem der Kreuze steht ein Name - ist dir das aufgefallen?«, fragte Zamorra.
    »Na ja, wozu auch - wenn sich offenbar sowieso niemand um die Grabpflege kümmert?«
    »Sieht wirklich aus, als würde man die Verstorbenen des Ortes hier nur verscharren und dann vergessen.«
    Nicht einmal das Sterbejahr war auf den schlichten Kreuzen vermerkt. Allein am Zustand des Holzes ließen sich ältere Gräber von neueren halbwegs unterscheiden. Der Totenacker ›verjüngte‹ sich demnach zum hinteren Ende hin. Dort lagen die frischeren Gräber.
    Zamorra behielt die Reifenspuren im Auge, Nicole ließ den Blick über die neueren Kreuze schweifen.
    Synchron sagten sie: »Sieh dir das an!«, meinten aber nicht dasselbe.
    »Hier werden anscheinend nicht nur Tote begraben.« Zamorra widmete sich zunächst seiner Entdeckung. Jenseits der letzten Gräber, auf der freien Fläche, hörten die Reifenspuren auf wie abgeschnitten. Als hätte sich das Fahrzeug in Luft aufgelöst, was allerdings erkennbar nicht der Fall war.
    Das gut zwei mal vier Meter messende Rechteck frisch festgetretener Erde sprach eine deutliche Sprache.
    »Der Wagen wurde - eingebuddelt?«, wunderte sich Nicole, die das, was ihr aufgefallen war, erst einmal zurückstellte.
    »Würde ich sagen.«
    »Aber warum das denn?«
    »Überleg doch mal«, meinte Zamorra, »wie lässt man an einem Ort, wo sich niemand mit heutiger Technik auskennt, ein Auto verschwinden?«
    »Na, man könnte doch zum Beispiel…«, setzte Nicole an, verstummte aber, dachte nach und gestand schließlich: »Du hast recht. Da gibts gar nicht so viele Möglichkeiten, wenn nicht gerade ein Gewässer in der Nähe liegt, das tief genug wäre, oder ein Sumpf.«
    »Eben.« Zamorra nickte. »Und wenn wir weiter davon ausgehen, dass es Lance Farnsworth' Wagen war, der hier entsorgt wurde, dann lässt das eigentlich nur einen Schluss zu…«
    »Dass man mit ihm nicht sehr viel zimperlicher umgesprungen ist«, vollendete Nicole die Vermutung, fasste Zamorras Hand, zog ihn mit sich auf die letzte Grabreihe zu und dort wiederum zu einem Kreuz, das ihr vom Weg aus aufgefallen war.
    Weil sich auf dem dunklen Holz etwas Helles abgezeichnet hatte.
    Entziffern konnte aber auch Nicole erst jetzt, was da jemand mit Kreide auf das Kreuz geschrieben hatte:
    Lanzelott Farnswörs.
    ***
    Zamorra hatte das Gefühl, einen Stein zu schlucken, der ihm erst im Hals schmerzte und dann so schwer in den Magen fiel, dass er meinte, in die Knie gehen zu müssen.
    »Damit mussten wir rechnen«, sagte Nicole neben ihm rau.
    Zamorra deutete auf das Kreuz, sein Ton war bitter. »Damit?«
    »Nein - damit, dass Lance tot ist«, präzisierte sie.
    Ja, sie hatten die Möglichkeit, dass Lance tot war, in Betracht ziehen müssen. Aber es war nicht die einzige gewesen, und Zamorra hatte auf die andere gebaut. Er hatte noch Hoffnung gehabt.
    Er rang um Fassung, riss sich zusammen. Dann sagte er ruhig: »Die Sache ist noch nicht vorbei… Noch lange nicht.«
    »Natürlich nicht«, stimmte Nicole zu. »Wir müssen herausfinden, wie es dazu gekommen ist, wer oder was dahintersteckt.«
    »Nein, das meine ich nicht«, fiel ihr Zamorra ins Wort. Er zeigte auf das Kreuz. »Damit gebe ich mich nicht zufrieden! Ich will Gewissheit haben. Ich werde nachsehen, ob Länce wirklich und wahrhaftig hier begraben
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