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0717 - Das Ende von Balayndagar

Titel: 0717 - Das Ende von Balayndagar
Autoren: Unbekannt
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Größe, hatte die Ereignisse in dramatischer Weise beeinflußt.
    Dobrak hatte keine Vorkehrungen zu seiner eigenen Rettung getroffen, für ihn war das grandiose Erlebnis des Untergangs wichtiger als die eigene Sicherheit.
    Auf Sorgh gab es einen Mondberg, die Überreste eines vor langer Zeit auf den Planeten gestürzten Satelliten. Dobrak lebte am Fuße des Mondbergs in einer aus Pfählen und Bastmatten bestehenden Hütte. Dieses primitive Gebäude war im Verlauf der Regenzeiten schon öfters weggeschwemmt worden, dreimal war es über Dobrak zusammengebrochen und zweimal war es niedergebrannt. Manchmal stand der Rechner nachts vor dieser Hütte, der Wind beutelte seinen Körper, und das ferne Grollen des Kastorghvulkans dröhnte in seinen Ohren.
    Nur in solchen Augenblicken konnte der Rechner die Natur als ein Zusammenwirken von Elementen begreifen - zu jeder anderen Zeit sah er sie wie eine große Zahlentabelle vor sich ausgebreitet.
    Nachdem das Altrakulfth zerstört worden war, hatte die Große Schwarze Null wieder mit ihrer verheerenden Tätigkeit begonnen, die ersten Dimensionsbeben hatten Sorgh erschüttert und die Apokalypse angekündigt.
    Dobrak saß am Ufer des Groolander und ließ den unteren Teil seines Körpers vom klaren Wasser umspülen. Er fragte sich, ob der Untergang von Balayndagar nicht die beste Lösung war, um aus dem Konzil auszubrechen. Der Rechner hatte den Laren niemals besonders wohlwollend gegenübergestanden.
    Trotz seiner abstrakten Denkweise, die zu keinen moralischen Differenzierungen fähig war, hatte er die Fremden vom Konzil als Belastung empfunden.
    Auf Sorgh stand die Regenzeit noch bevor, der Groolander würde dann zu sechsfacher Breite anschwellen und ein Baden am Ufer unmöglich machen.
    Vielleicht würde es auch keine Regenzeit mehr geben, denn die Große Schwarze Null vergrößerte sich mit ungeahnter Schnelligkeit.
    Dobrak wußte von der Rettungsaktion seiner Artgenossen für das Shetanmargt und er überlegte, wie weit diese Arbeit schon fortgeschritten sein mochte.
    Der Fluß trug einen morschen Ast an ihm vorbei, das Holz war so mit Wasser vollgesogeh, daß es gerade noch sichtbar blieb. Dieses Dahingleiten im Wasser löste angenehme Assoziationen in Dobrak aus; er fühlte sich selbst als eine Anhäufung von Atomen, die in Bewegung waren und dadurch den Eindruck entstehen ließen, als trieben sie durch die Zeit.
    Dabei war „Zeit" ein sehr subjektiver Begriff, ausgelöst durch die ständige Abgabe von Energie überall in der Schöpfung.
    Ein Boot wurde sichtbar. Zwei Kelosker saßen darin und ruderten. Ihr Ziel war zweifellos Dobraks Badeplatz, und sie kamen vom kleinen Rechenzentrum weiter flußaufwärts.
    Das Boot war eine Zahl, die beiden Männer darin waren zwei Zahlen und der Groolander sehr viele Zahlen und das Land, durch das er seinen Weg bahnte, noch viel mehr Zahlen. Ein wunderbares geordnetes Mosaik, dachte Dobrak.
    Mit jedem Ruderschlag, mit jeder Bewegung, mit dem Dahinfließen des Wassers ordneten sich die Zahlen in diesem Mosaik neu, aber es entstand niemals ein chaotisches Muster, wie es der zu erwartende Untergang von Balayndagar auslösen würde.
    Die beiden Männer zogen das Boot aus dem Wasser und wateten auf Dobrak zu.
    Sie hinterließen Spuren im weichen Ufersand, die schnell wieder zugeschwemmt wurden. „Ich werde nicht mitkommen", erklärte der Rechner, bevor die Männer etwas sagen konnten. „Wozu auch?
    Wir werden kein Ziel erreichen, und schließlich ist jede andere Welt genauso gefährdet wie Sorgh."
    Sie standen nebeneinander, atemlos vom schnellen Rudern. „Wir müssen zum Shetanmargt", sagte einer von ihnen. „Wir können es nicht mehr erreichen", erwiderte Dobrak. „Nicht mit einem der beiden Schiffe, die uns auf Sorgh zur Verfügung stehen. Die Dimensionsbeben sind so stark, daß die Gravitationslinien beeinflußt werden. Wir würden unmittelbar nach dem Start die Kontrolle über die Schiffe verlieren und in die Sonne stürzen."
    Sie traten näher an ihn heran.
    Dobrak sah, was sie vorhatten. Aber die Anwendung von Gewalt erschien ihm unter den gegebenen Umständen als so absurd, daß er unwillkürlich lächeln mußte.
    Sie ergriffen ihn an den Armen und zogen ihn hoch. Das Wasser tropfte von seinem Körper. Sie schleiften ihn auf das Boot zu, zwei junge starke Männer, für die sein alter, hagerer Körper keine sehr schwere Last war. „Sie werden versuchen, uns zu retten", sagte Dobrak, als sie ihn mit sanfter Gewalt ins Boot
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