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0714 - Attacke der Doppelgänger

0714 - Attacke der Doppelgänger

Titel: 0714 - Attacke der Doppelgänger
Autoren: Claudia Kern
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ziemlich bescheuert vor«, flüsterte Natasha, während sie über das Dach des Bungalows kroch.
    Rob grinste. »Du siehst auch ziemlich bescheuert aus.«
    »Nein, im Ernst«, widersprach sie. »Ein einfacher Zauber, und keiner würde uns bemerken.«
    »Ein schwarzmagischer Zauber?«
    Sie verzog den Mundwinkel und sah kurz zu Boden. »Du hast sicher Recht«, meinte sie dann.
    Er hob den Kopf und sah sich um. Scarth verteilte die Posten aus Sicherheitsgründen in jeder Nacht neu und hatte scheinbar heute keine Wache auf dem Dach eingeteilt. Das kam ihnen entgegen.
    Rob zog einen Schraubenzieher aus seinem Overall und löste die Verankerung einer Metallplatte. Lautlos legte er sie zur Seite. Darunter befand sich ein breites Kabelbündel, das tief ins Haus hineinreichte. Er streckte die Hand aus und nahm eine graue knetgummiartige Masse entgegen, die Natasha ihm reichte.
    Sie hatte fünf Tage gebraucht, um den Plastiksprengstoff in Miami zu besorgen. An diesem Detail wäre beinahe der gesamte Plan gescheitert. Rob hatte sich selbst kaum um die Vorbereitungen kümmern können, da Scarth ihn nur unter Bewachung in die Stadt ließ. Bei Natasha war das anders. Niemand wunderte sich, wenn sie zum Einkäufen nach Miami fuhr oder den Schauspielkurs besuchte, den Rob ihr angeblich finanzierte - als wenn das nötig wäre. In Wahrheit aber diente er nur dazu, ihre lange Abwesenheit zu erklären.
    Natasha hatte auch einen Wagen gekauft, der jetzt vollgetankt in einem Waldstück stand. Wenn sie ihn erreichten, hatten sie es geschafft.
    Der Sprengstoff haftete leicht an den Kabeln. Rob steckte den Zünder hinein, den er vorher bereits auf fünfzehn Minuten eingestellt hatte, und aktivierte ihn.
    »Okay«, sagte er dann leise. »Die primäre Stromversorgung schalten wir mit dem Sprengstoff unten im Haus aus und zwar in genau…«
    Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »…neun Minuten. Das Notstromaggregat wird über diese Kabel versorgt und geht sechs Minuten später hoch. Dann sollten wir bereits am Zaun sein.«
    Natasha nickte und folgte ihm zum Rand des Daches. Über die Feuerleiter gelangten sie nach unten. Sie duckten sich, als sie einen Wachmann bemerkten, der ein Stück entfernt über den Rasen ging. Sie ließen ihn passieren und überwanden das kurze Stück bis zu den Bäumen. Rob atmete auf, als sie mit den Schatten verschmolzen.
    Er griff nach Natashas Hand und führte sie tiefer in den Park hinein.
    »Hör zu«, sagte er währenddessen. »Sollten wir getrennt werden, wartest du nicht an den Regenbogenblumen auf mich. Du stellst dich in das Blumenfeld und konzentrierst dich auf Zamorra und einen weißen Cadillac, einen von den alten mit großen Heckflossen. Weißt du, welche ich meine?«
    »Ja, aber ich werde nicht zulassen, dass man uns trennt. Ich will mit dir gemeinsam in die andere Welt gehen und dort leben.«
    Rob dachte an Uschi und Monica und begriff, dass sein Leben auch auf der anderen Seite nicht unkomplizierter werden würde.
    »Wir kriegen das schon hin«, sagte er mehr zu sich selbst als zu Natasha.
    Ein kurzer scharfer Knall riss ihn aus seinen Gedanken. Rob drehte sich um, hörte Sirenen und sah Mündungsfeuer. Scarths Männer schienen aus Prinzip zu schießen, auch wenn sie niemanden sahen.
    »Lauf!«, rief Rob Natasha zu und rannte los. Der Lärm der Wachen übertönte jedes Geräusch, das sie im nächtlichen Park machten.
    Wenige Minuten später erreichten sie einen schmalen kahlen Bereich, den Scarth liebevoll »Todesstreifen« nannte und der an dem elektrisch geladenen Zaun entlang führte. Das Flutlicht war dem ersten Sprengstoffanschlag zum Opfer gefallen, der Zaun lief jedoch über die Notstromversorgung.
    Rob sah auf die Uhr. Sie waren bereits zu weit vom Haus entfernt, um die Explosion zu hören. Er konnte nur darauf hoffen, dass Scarths Leute die zweite Sprengladung noch nicht entdeckt hatten. Wenn doch, endete sein Leben bei der Berührung des Zaunes.
    Die fünfzehn Minuten waren vorbei.
    Rob betrat den Todesstreifen und streckte die Hände aus. Natasha blieb dicht hinter ihm. Er schluckte nervös, dann berührten seine Finger das Metall.
    Nichts geschah.
    Nur Sekunden später sprangen sie auf der anderen Seite des Zaunes hinab und liefen in Richtung der Sümpfe.
    Natasha fand den Wagen, einen PS-starken BMW, dort, wo sie ihn geparkt hatte. Bevor er einstieg, drehte sich Rob noch einmal um und warf einen Blick auf die Straße, aber die befürchteten Verfolger waren nirgends zu sehen.
    Haben
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