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0713 - Roboter lügen nicht

Titel: 0713 - Roboter lügen nicht
Autoren: Unbekannt
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Kelosker waren wohl an eben dieser Stelle gelandet, aber sie mußten sich sofort von hier entfernt haben, womöglich durch jene Stirnwand hindurch, die, wie Galbraith Deighton wußte, gar nicht so fugenlos war, wie sie aussah.
    Ein wenig ratlos blickte er den Mausbiber an.
    „Was wird er dazu sagen?" fragte er.
    „Das kümmert mich wenig", antwortete Gucky schlagfertig.
    „Was mich interessiert, ist, wie ein Transmitter funktioniert, der die vielfachen Schirmfelder durchdringt, die diese Räume schützen."
    Galbraith Deighton sah sich um. Nach der anderen Seite, der er bisher den Rücken zugewandt hatte, schien der Gang bis in unergründliche Fernen zu führen. Es gab keinen Zweifel: Er befand sich im tiefsten Innern der riesigen Kugel, die SENECA beherbergte. Die Wand zu seiner Linken war die Begrenzung des Würfels, der das Plasma des Rechners beherbergte - eines Würfels von fünfzig Meter Kantenlänge, dessen Inneres durch zusätzliche Schirmfelder geschützt war. Die Stirnwand dort vorne, die in Wirklichkeit ein breites Portal barg, führte in den sogenannten Kuppelsaal, eine riesige Halle, die ihren Namen nicht davon hatte, daß ihre Decke eine Kuppel bildete, sondern vielmehr von den sechs stählernen Kuppeln, die zwei voneinander unabhängige Lebenserhaltungssysteme für SENECAS riesige Plasmamengen enthielten.
    Auf der anderen Seite führte der Gang zur weniger kritischen Peripherie des Rechners. Der Plasmawürfel endete, obwohl man es an der Wand nicht erkennen konnte, etwa auf der Höhe, auf der Gucky und der Terraner sich im Augenblick befanden. Daran anschließend gab es jenseits der Wand weite Räume, die von positronischen Speichereinheiten und Kontrollelementen erfüllt waren.
    Die Kelosker hatten es also auf SENECAS „Seele" abgesehen.
    Denn etwa so bot sich menschlichem Denken der organische Teil des Rechners dar: Ein Zusatz, der die Positronik ergänzte und den Computer befähigte, etwa so wie ein lebendes Wesen zu denken und zu handeln - ein Zusatz also, der ihm eine Seele verlieh. Deighton fragte sich, was die Kelosker in der Kuppelhalle zu suchen hatten.
    Unwillkürlich setzte er sich in Bewegung. Gucky hatte gegen sein Vorhaben offenbar nichts einzuwenden, denn er folgte ihm willig.
    „Du weißt, daß die Wände dieses Ganges mit Spürgeräten nur so bepflastert sind, nicht wahr?" fragte er lediglich.
    „Das ist mir klar", antwortete Deighton. „In dem Augenblick, in dem wir hier materialisierten, wußte SENECA von unserer Anwesenheit. Aber ich glaube nicht, daß er etwas gegen uns unternehmen wird."
    „Und warum glaubst du das nicht?"
    „Wir sind autorisierte Personen. Er behauptet zwar, einen eindeutigen Gefahrenfall erkannt zu haben, aber es wird ihm aufgrund seiner Programmierung nicht gelingen, uns als mögliche Gefahrenquelle zu identifizieren. Er muß uns Zugang gestatten und ist verpflichtet, uns unbehelligt zu lassen!"
    Der Ilt wiegte bedenklich den Kopf.
    „Er hat in letzter Zeit einige Entschlüsse gefaßt, die seiner Grundprogrammierung zuwiderlaufen", gab er zu bedenken.
    „Aber es mag sein, daß du recht hast. Immerhin, da wir nichts mit Genauigkeit wissen, müssen wir von irgendeiner Annahme ausgehen, und die deine ist wahrscheinlich ebenso gut wie irgendeine andere."
    „Danke", quittierte Deighton die Bemerkung mit leichtem Spott.
    Unbehelligt drangen sie durch den Gang vor. Etwa zehn Meter vor der Stirnwand, die in Wirklichkeit ein Portal War, hielt Gucky plötzlich an.
    „Dahinter liegt unmittelbar der Kuppelsaal", sagte er. „Ich halte es für möglich, daß die Kelosker sich dort befinden."
    Der Terraner wußte augenblicklich, worauf er hinauswollte.
    „Wenn das Portal sich öffnet, sind die Kelosker gewarnt", überlegte er.
    „Ich schlage vor, du wartest hier, während ich rekognosziere", meinte der Ilt.
    Deighton bedachte sich nur einen kurzen Augenblick.
    „In Ordnung", entschied er. „Ich warte hier fünfzehn Minuten.
    Bist du bis dahin noch nicht zurück, dann handle ich auf eigene Faust."
    Gucky nickte wortlos. Im nächsten Augenblick war er verschwunden.
     
    *
     
    Er spürte eine Erregung, wie er sie nie zuvor gekannt hatte.
    Wohl aufgrund der Programmierung, mit der ihn seine Erbauer versehen hatten, war er immer der Meinung gewesen, er sei ein rein logisches, unemotionelles Gebilde. Aber natürlich bestand er zur Hälfte aus organischer, lebender Materie, und es mußte daher kommen, daß er die Fähigkeit besaß, erregt zu sein.
    Die verwandte
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