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0709 - Märchenfluch

0709 - Märchenfluch

Titel: 0709 - Märchenfluch
Autoren: Timothy Stahl
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beschwichtigend die Hand.
    »Wie gesagt - das ist alles nur Theorie. Aber Fakt ist nun mal, dass dort Leben existiert. Vielleicht nicht nach unserem Verständnis von Leben, aber die Betonung liegt auf ›existiert‹.«
    »Aber- das sind doch alles Ungeheuer!«, ereiferte sich Stagg. »Nicht nur.«
    »Glauben Sie mir, ich habe noch ganz andere Monster als den Wolf und diese Gnome gezeichnet! Wir können doch nicht einfach zulassen, dass von dort weiß der Teufel was noch zu uns rüberkommt und…«
    »Das wollen und werden wir auch nicht«, schaltete sich Nicole ein. »Versuchen Sie es so zu sehen, Mr. Stagg, wenn unsere gute alte Mutter Erde Teil eines solchen Kosmos wäre, würden Sie es dann hinnehmen, wenn irgendwelche Wesen, die sich und ihre Belange für übergeordnet halten, unsere Welt rigoros auslöschen würden. Nur weil es hier Geschöpfe gibt, die für sie Ungeheuer sind?«
    Stagg senkte den Blick. Er verstand vielleicht noch immer nicht, worum es hier eigentlich ging, aber er verzichtete zumindest auf weitere Einwände.
    »Dieses Gewölbe«, dachte Zamorra laut nach, »ist vermutlich die Nahtstelle zwischen den Welten, sozusagen der Knoten- oder Ankerpunkt. Und die offensichtliche Veränderung des früheren Kirchenkellers zeigt, dass diese andere Ebene in unsere Realität herein wuchert. Das dürfte mit dem Auflösungsprozess des Papiers beziehungsweise der Zeichnungen zu tun haben.«
    »Und diesen Vorgang müssen wir nicht nur stoppen, sondern rückgängig machen«, folgerte Nicole.
    Zamorra nickte. »Vielleicht finde ich eine Möglichkeit, den oder die Durchgänge hier unten magisch zu versiegeln. Das wäre immerhin ein Anfang.«
    Er entnahm dem Alu-Koffer ein paar Utensilien, bedeutete Nicole und Stagg, hier an der Treppe zurückzubleiben, dann stieg er ins knietiefe Wasser. Er watete auf einen der abführenden Gänge zu und betrat ihn.
    Sicherheitshalber setzte er mit magischer Kreide Wegmarkierungen entlang der Wände. So verhinderte er, dass er sich verlief. Doch nach einer Weile, in der er verschiedene Abzweigungen genommen hatte, merkte er, dass er sich mehr oder weniger im Kreis bewegte!
    Dazu passte auch der sonderbare Eindruck, der sich ihm mehrere Male aufdrängte, dass Winkel und Kanten ihm stellenweise ›falsch‹ zu sein schienen, als gehorchten sie einer völlig fremden Geometrie. Aber wann immer er versuchte, genauer hinzusehen, schwand dieser Eindruck.
    Ein anderer war, dass ihm manche Wände nicht ganz echt schienen, sondern eher wie eine Fata Morgana, wenn auch sehr real wirkende. Aber auch diese Beobachtung ließ sich nie wirklich verifizieren.
    Fakt blieb schlussendlich, dass Zamorra kein wie auch immer geartetes Tor hinüber in jene andere Welt entdeckte. Auch Merlins Stern und andere Mittel wie Gemmen etwa halfen ihm nicht weiter. Zwar wusste er mit ziemlicher Sicherheit, dass zumindest jene sieben teuflischen Gnome mit ihrem Opfer an irgendeiner Stelle dieser Gewölbe in ihre angestammte Existenzebene entschwunden waren, aber ihm stand dieser Durchgang nicht offen. Es mochte daran liegen, dass sie im Gegensatz zu ihm dorthin gehörten. Hatten sich die gezeichneten Pendants erst einmal aufgelöst, war diesen Geschöpfen der Wechsel zwischen den Welten vielleicht jederzeit möglich.
    Zwar unverrichteter Dinge, aber immerhin mit einer wenn auch sehr gewagten und vagen Idee im Kopf, kehrte Zamorra zu Nicole und Stagg zurück.
    Dass er nichts erreicht hatte, war ihm wohl anzusehen, denn Nicole blickte ihn fragend an. »Und jetzt?«
    Zamorra wandte sich an Stagg. »Haben Sie noch Blätter dieses Papiers von damals?«
    Der alte Mann nickte. »Ja, ich hab da so eine Kiste, in der ich allen möglichen Kram aufhebe, Souvenirs, wenn Sie so wollen. Ich wusste ja nicht, dass mit dem Papier etwas faul war, sonst hätte ich es natürlich vernichtet!«
    »Nein, nein«, wehrte Zamorra ab, »Sie brauchen sich nicht zu rechtfertigen, Mr. Stagg. Es könnte sich als Glücksfall erweisen, dass Sie es aufbewahrt haben.«
    »Ach?«, machte Stagg verdutzt, und auch Nicole sah Zamorra mit gerunzelter Stirn an.
    Er lächelte nur und fragte Stagg: »Zeichnen Sie eigentlich noch?«
    ***
    Später…
    Amory Stagg hatte auch im hohen Alter nichts von seinem Talent eingebüßt. Im Gegenteil, verglichen mit der bereits sehr guten Zeichnung der jungen Lucinda Snodgrass wirkte sein Porträt von Professor Zamorra noch lebensechter. Und daran hatte er kaum länger als eine Stunde gesessen.
    Jetzt waren sie von der
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