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0709 - Das Seelenschwert

0709 - Das Seelenschwert

Titel: 0709 - Das Seelenschwert
Autoren: Jason Dark
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dem sich der alte Mann so wohl gefühlt hatte. Von seinem Schreibtisch aus hatte er die Geschicke des Unternehmens geleitet. Da war er die Spinne gewesen, die im Netz saß und ihre Fäden losschoß.
    Er hatte nie Gnade gekannt. Dann war ein anderer gekommen, der noch härter war als er.
    Li Choung räusperte sich, als er auf seinen Schreibtisch zuging. Erst als er saß, holte er ein blütenweißes Taschentuch hervor und tupfte über die Schrammen auf seiner Haut. Er kam sich vor wie ein fremder Mensch, und das war für ihn am schlimmsten.
    Langsam hob er den Kopf.
    Vor seinem Schreibtisch hob sich die Silhouette seines Leibwächters ab.
    Er hatte Sadre immer Vertrauen entgegengebracht, aber in dieser Nacht war dieses Band gerissen.
    Andere Zeiten waren angebrochen. Zeiten, in denen nicht mehr Li Choung das Sagen hatte.
    »Kann ich etwas für dich tun, Meister?« erkundigte sich Sadre mit leiser Stimme.
    »Ja, das kannst du!«
    »Was bitte?«
    Der alte Chinese atmete seufzend. »Geh ihn den Garten und suche die Leichen. Wenn du sie gefunden hast, dann sorge dafür, daß sie auch die entsprechenden Gräber bekommen.«
    »Ich werde alles so ausführen, wie du es dir gewünscht hast, Meister«, erwiderte Sadre.
    Er verneigte sich noch einmal, dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging.
    Seine Schritte waren nicht zu hören. Phantomhaft tauchte er in den Garten ein und wurde eins mit diesem Stück Natur.
    Der alte, grausame Bandenführer aber blieb allein an seinem Schreibtisch sitzend zurück und starrte ins Leere. Dabei dachte er daran, daß diese Welt für ihn nichts mehr war…
    ***
    Es war schon längst hell geworden, als ich in London eintraf. Ich war völlig übermüdet und trotzdem aufgeregt, als hätte man irgendein Mittel durch meine Adern gespritzt.
    Durch die Stadt war ich gefahren wie in Trance. Ich kannte sie, deshalb fand ich meinen Weg wie von selbst, und ich rollte hinein in die breite Tiefgarage unter dem Hochhaus, wo ich den Rover neben einem dunklen BMW abstellte, dessen Anblick mich wieder an meinen Freund Suko erinnerte, denn ihm gehörte das Fahrzeug.
    Ich blieb im Rover sitzen, schlug die Hände vor mein Gesicht und dachte über das teuflische Spiel des Höllenfürsten nach. Diesmal hatte er es geschafft, mir einen Schlag zu versetzen, der verdammt hart gewesen war und den ich kaum verkraften konnte.
    Schon einmal hatte er jemand von meiner Seite gerissen. Damals war es Jane Collins gewesen, die in seinem Namen gemordet hatte. Bei dem Gedanken daran, daß mit Suko das gleiche passieren könnte, fing ich an zu zittern, und über meinen Rücken rann eine Gänsehaut, die einmal kalt und dann wieder heiß war.
    Eigentlich hatte ich mit Tommy Li zurückfahren wollen. Er jedoch hatte sich geweigert, er wollte nicht mit einem Aufpasser seinem Vater gegenübertreten. Das hätte so etwas wie eine Schwäche bedeutet. Er hatte vor, allein zu dem mächtigen Bandenboß zu gehen und sich vor ihm hinzustellen, um ihm alles zu erklären, und ihm auch zu sagen, daß er in seinem Haus nicht mehr leben konnte.
    Tommy war kein Kind mehr, ich war nicht sein Vater und konnte demnach auch nicht über ihn bestimmen.
    Nach einigen Minuten drückte ich den Wagenschlag auf und stieg mit müden Bewegungen aus. Meine Knochen taten mir weh, ich fühlte mich ausgehöhlt, und der dunkle Garagenboden kam mir vor wie ein Teppich, der Falten geworfen hatte.
    Hinter meiner Stirn tuckerte es. Gedanken konnte ich so gut wie keine fassen. Wenn ich versuchte, über gewisse Dinge nachzudenken, stand immer wieder die Truhe vor meinen! Augen und damit Sukos Bild. Sie war zum Yard geschafft worden, wo ich auch hinfahren würde, nachdem ich mich geduscht hatte.
    Obwohl ich allein wohnte, kamen mir meine eigenen vier Wände irgendwie leer vor.
    Da war nichts mehr. Ich hatte den Eindruck, ins Leere zu gehen. Meine Bewegungen glichen denen eines Automaten, und als ich die Kühlschranktür öffnete, um meinen Durst mit einem Schluck Saft zu löschen und auch, um den schlechten Geschmack aus dem Mund zu bekommen, da hatte ich das Gefühl, als wäre es eine fremde Person, die dies alles tat und nicht ich selbst.
    Ich trank aus der Flasche. Wanderte durch die schmale Küche, dachte wieder an die Vergangenheit und an die Brutalität, mit der Asmodis zugeschlagen hatte.
    Wie sollte - wie konnte es weitergehen? Welche Chancen bestanden für mich?
    Ich rechnete hin und her, ich drehte und wendete es, aber ich kam zu keinem Ergebnis.
    Es war wie
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