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0709 - Das Seelenschwert

0709 - Das Seelenschwert

Titel: 0709 - Das Seelenschwert
Autoren: Jason Dark
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durch eine schmale Wasserzunge miteinander verbunden waren. Und über die Zunge hinweg führte eine schmale Holzbrücke, die zierlich aussah, aber eine Stabilität besaß, die auch mehrere Personen zugleich aushielt. Ein filigran gearbeitetes Geländer gab den nötigen Halt, und die Hand des Bosses fuhr darüber hinweg, wobei Laute entstanden, die an das Rascheln von Papier erinnerten. So dünn und trocken war die alte Haut des Mannes.
    Der Himmel sah aus wie ein beleuchtetes Festzelt. Er erstrahlte im Glanz der Sterne und des Mondlichts, was den alten Chinesen ebenfalls nicht unbeeindruckt ließ.
    »Sieh dir diesen prächtigen Glanz an, Sadre. An was erinnert er dich?«
    »An die Heimat.«
    Der alte Chinese lachte. »Ja, du hast recht. Es ist der Sternenglanz der Heimat, als dort noch alles in Ordnung war. Dieser Himmel hat Ähnlichkeit mit dem der Heimat. Irgendwann, so hoffe ich, werde ich wieder nach Shanghai zurückkehren können.«
    »Das wäre wunderbar.«
    Der alte Mann ließ die Brücke hinter sich und bog in einen schmalen Weg ab, der sich durch den Garten zog. Auf großen Steinen und Felsen wuchsen Kräuter und Blumen. Beide gaben Düfte und Gerüche ab, die sich miteinander mischten.
    So dicht bebaut der Garten auch war, es gab immer wieder Lücken, kleine Plätze, Wege und Orte der Besinnung.
    Und es gab Wachen!
    Die aber waren nicht zu sehen und auch nicht zu hören. Sie schienen sich unsichtbar machen zu können, obwohl das nicht stimmte, denn sie hielten sich nach wie vor im Garten auf, aber sie hüteten sich, ihren Herrn und Meister auch nur eine Sekunde lang zu stören.
    Wenn er seine Ruhe haben wollte, dann blieben auch sie ruhig - aber nicht weniger wachsam.
    Der Garten lag nicht unter der völligen Dunkelheit der Nacht. An gewissen Stellen leuchteten auch Laternen, aber sie waren nie sehr hoch, reichten höchstens bis zur Hälfte eines Menschen und gaben einen sehr weichen, warmen Schein ab, in dem sich zahlreiche Insekten tummelten.
    Sadre kannte das Ritual. Er wußte genau, was er zu tun hatte, glitt an seinem Boß vorbei und richtete diesem die Bank, damit Li Choung darauf seinen Platz finden konnte.
    Mit einem Tuch wischte sie der Leibwächter noch ab und verbeugte sich, als sich Li Choung setzte.
    »Hast du einen Wunsch, Meister?«
    »Nein, nicht.«
    »Darf ich noch Tee im Laufe der Nacht servieren?«
    »Heute nicht, Sadre. Heute sitze ich hier und bleibe auch hier sitzen, um meinen stillen Triumph zu genießen. Ich möchte eins werden mit der Natur, der Dunkelheit und mir selbst.«
    »Das verstehe ich, Meister. Es ist auch eine wunderbare Nacht. Aber darf ich in deiner Nähe bleiben?«
    »Das sollst du sogar.«
    »Danke, für das Vertrauen, Meister. Du wirst erleben, daß ich dich nicht störe.«
    »Geh schon.«
    Sadre verbeugte sich und ging. Nein, er schwebte dahin, denn es entstand kein Laut. Nicht das geringste Geräusch sollte Li Choung beim Nachdenken stören.
    Sadre war ein As. Er kannte sich aus. Er wußte genau, wo die anderen Wächter standen und schaffte es geräuschlos, sich an eine andere Person heranzuschleichen. Neben einer schmalen Pagode und tief in deren Schatten verborgen, stand einer der Aufpasser, die für diese Nacht eingeteilt worden waren. Wenn von ihm etwas zu sehen war, dann höchstens der Glanz in seinen Augen.
    Aber auch der war verloschen, als Sadre vor ihm erschien. Der Mann hätte sich rühren müssen, nur zeigte er keine Reaktion, denn Sadre stand so plötzlich vor ihm, als wäre er aus dem dunklen Nachthimmel hervor nach unten gefallen.
    Der Leibwächter erstarrte. Gleichzeitig durchlief ein Prickeln seinen Körper.
    Warum regte sich der Mann nicht?
    Er stand da, als wäre er mit dem Fels verwachsen. Zwar hielt er die Augen offen, nur gefiel Sadre der Blick des Mannes nicht. Er war so leer, völlig ohne Gefühl.
    Das Kribbeln verdichtete sich bei Sadre zu einer kalten Haut im Nacken.
    Er wußte Bescheid, wollte aber den Beweis haben.
    Er faßte den Mann an.
    Ein kurzer Stoß nur reichte, um ihn zur Seite kippen zu lassen. Ein querwachsender Felsen hielt die Gestalt des Toten auf.
    Tot! Er war tot. Er war in diesem bewachten Garten gestorben, und sein Mörder mußte es geschafft haben, trotz der Alarmeinrichtungen einzudringen.
    Das schoß Sadre innerhalb eines winzigen Augenblicks durch den Kopf, als er sich drehte.
    Stille, wohin er auch horchte.
    Dennoch witterte er die Gefahr, er wußte, daß sie in der Nähe lauerte.
    Als er auf seine rechte Hand
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